NABU fordert: Mehr Klimaschutz für Halle und seine Bürger*innen

23. September 2021 | Natur & Gesundheit, Umwelt + Verkehr | 9 Kommentare

 

Der NABU Landesverband Sachsen-Anhalt ruft in seiner aktuellen Pressemitteilung die Politik dazu auf, den UN-Klimabericht endlich ernst zu nehmen. So gibt der Bericht an, dass die Weltgemeinschaft das gesteckte Ziel zur Begrenzung der Erderwärmung nicht erreichen wird und sogar auf eine höhere Erwärmung zusteuert. Es brauche daher endlich konkrete Konzepte zum Klimaschutz. Auch die Stadt Halle (Saale) sollte ihrer Verantwortung deshalb gerecht werden.

„Unsere Stadt Halle hat seit 2013 ein Klimaschutzkonzept, dass 2018 fortgeschrieben und teilweise kritisch zwischen-bilanziert wurde.“, erklärte hierzu Carsten Friedrich, Vorstandsmitglied beim NABU RV Halle-Saalkreis. „Dies erscheint zunächst löblich, ist aber auch dringend notwendig. Auf klare Vorgaben der Bundesregierung können wir wohl nicht hoffen, wie den derzeitigen wenig visionären Debatten der Kanzlerkandidat*innen zu entnehmen ist.“ Die Stadt Halle darf nicht weiter warten und muss anpacken!“

Im Haushaltsbereich seien Strom- und Wärmeverbrauch in der Stadt deutlich gesunken. Dies sei vor allem auf die Bemühungen der Bewohner*innen und der Stadtwerke und besonders auf deren klimafreundlicheres Fernwärmenetz zurückzuführen. Gleichzeitig sei der CO2 -Ausstoß aber durch den Verkehr drastisch gestiegen – hier gelte es nun anzusetzen.

Friedrich sagte weiter: „Es ist bedauerlich, dass unser Stadtrat es nicht geschafft hat, die geplante autofreie Innenstadt umzusetzen. Mit einem klaren Konzept ließe sich so aber eine belebte und weniger belastete Innenstadt schaffen.“ Er schlug deshalb vor z. B. Park & Ride-Angebote auszubauen und die ÖPNV Preise deutlich zu senken. Schließlich gebe es in anderen Städten dazu bereits verschiedene Modelle. Ein 365 Euro Jahres-Ticket könnte demnach einen Anreiz für Bürger*innen der Stadt bieten. Die Regulierung des Verkehrs sollte in jedem Fall deutlich über die Aufstellung von Ladesäulen für Elektroautos und Parkplätze für Carsharing-Anbieter hinaus gehen.

Zur Reduktion des CO2 -Ausstoßes müssen jedoch auch weitere Projekte angegangen werden. Dahingehend hatte der NABU am 9. September die Möglichkeit, beim städtischen Klimaausschuss zum Thema der städtischen
Waldentwicklung und -betreuung vorzusprechen. Friedrich erklärte damals: „Leider musste ich feststellen, dass einige Mitglieder des Klimaausschusses die Hintergründe und Zusammenhänge des globalen ‚CO2 -Teufelskreises‘ nicht kannten. Dabei schädigen die immer häufiger und länger andauernden Hitzewellen die Wälder weltweit deutlich, und eben auch die Halleschen Wälder.“

Ein weiteres Dilemma einer Großstadt wie Halle sind die zunehmenden, großräumigen Versiegelungen. Der Flächenverbrauch ist enorm, vor allem durch weitere Planungen flächenintensiver Einfamilienhaus-Siedlungen wie
bei Mötzlich, um Lettin oder in Kröllwitz. „Die großräumigen Versiegelungen und daraus resultierende Hitzeherde wurden in dem Klimaschutzkonzept von Halle bereits als Problem erkannt. Doch statt Flächen zu entsiegeln, neu zu begrünen und Grünflächen zu erhalten steigt der Flächenverbrauch weiter.“, so das Vorstandsmitglied des NABU RV Halle-Saalkreis.

Eine nachhaltige Stadtentwicklung sieht der NABU darin, keine weiteren Flächen zu versiegeln, sondern innerstädtische Baulücken, Brachflächen und leerstehende Gebäude zu nutzen und auch diese ggf. in weitere Grünflächen umzuwandeln. Bereits vorhandene Grünflächen in der Stadt müssen in jedem Fall erhalten und weiterentwickelt werden. Auch die Möglichkeit der Mischnutzung von Gebäuden muss stärker in den Fokus rücken.

Als konkreten Vorschlag sieht der NABU etwa die Möglichkeit Dachflächen und Fassaden für die Solarenergie verstärkt zu nutzen. Durch eine Begrünung von Häusern könnte außerdem zusätzliches CO2 gebunden, für die Abkühlung der Stadt gesorgt, die Luft gefiltert und Raum für die Artenvielfalt zur Verfügung gestellt werden.

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