„Milchdialog“: Forderungen nach Reformen der Agrar(markt)politik

21. August 2020 | Politik, Umwelt + Verkehr, Wirtschaft | Keine Kommentare

 

Im Rahmen des so genannten „Milchdialogs“, zu dem der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter BDM eingeladen hatte, haben sich die Verbände und Organisationen der Landwirte, die sich insbesondere für den Erhalt
der bäuerlichen Landwirtschaft engagieren, nunmehr auf ein gemeinsames Positionspapier verständigt.

In ihrer Erklärung bemängeln sie die Ausrichtung der aktuellen Agrar(markt)politik und auch der europäischen Handelspolitik, die vor allem die Unternehmen der Ernährungsindustrie begünstige und dazu führe, dass ein hochwertiges Lebensmittel wie die Milch nur noch als Rohstoff betrachtet würde, der möglichst billig und in ausreichender Menge vorhanden sein sollte, um Verarbeiter und Handel über einen billigen Rohstoff-Einkauf wettbewerbsfähig zu machen und auch globale Märkte erobern zu können.

Dass die Herstellung des Lebensmittels Milch zu europäischen Standards einen hohen Einsatz von Mensch, Tier und Natur fordert, finde sich in den Marktpreisen für die Erzeuger allerdings nicht im Ansatz wieder.
Dieser Preis- und Kostendruck habe einen hohen Effizienz- und Intensivierungsdruck auf den Betrieben zur Folge mit entsprechenden Auswirkungen auf Mensch, Tier und Umwelt.

Um die gesellschaftlichen Anforderungen und die betrieblichen Herausforderungen zu vereinen, brauche es
daher eine Markt- und Außenhandelspolitik, die die Billigstrategie bräche und den Höfen ein existenzsicherndes
Einkommen ermögliche.

Unterzeichnet wurde das neue Papier von BDM, AbL, LsV, EMB, den Freien Bauern und den großen Milcherzeugergemeinschaften MEG Milch Board, MEG NRW und MEG Rheinland-Pfalz sowie der neu gegründeten Bauern und Land Stiftung. Es beinhaltet unter anderem die Forderungen nach:

  • einer einheitlichen Definition der Zielvorgaben für die Landwirtschaft mindestens auf europäischer Ebene, um Wettbewerbsverzerrung zu verhindern
  • Annerkennung der Milchviehhaltung als eigenständige Branche, um den Milchviehhaltern eine echte, wettbewerbsstarke Interessensvertretung zu ermöglichen
  • einem betriebliche Einkommen, welches aus den Markterlösen generiert werden kann
  • dem Einsatz finanzieller Mittel der Gemeinsamen Agrarpolitik, sodass Bäuerinnen und Bauern für Umweltleistungen und Tierwohl über den reinen Ertragsausfall hinaus entlohnt werden
  • einer Ratifizierung des EU-Mercosur-Abkommens durch Deutschland und auch keine weiteren Verhandlungen von Freihandelsabkommen der EU mit Neuseeland und mit Australien
  • der Reform bereits existierender Handelsabkommen, damit die Einhaltung bestehender und sich weiterentwickelnder Standards nicht unterlaufen werden kann
Print Friendly, PDF & Email

Kommentar schreiben