Krebserregende Schadstoffe bis zum Spielplatz verteilt?
7. März 2018 | Umwelt + Verkehr | 13 KommentareWie die MZ und auch Bürger bei Twitter berichten, ging bei der Schadstoffbeseitigung beim Planetariumsabriß wohl nicht alles mit rechten Dingen zu. Empört twitterte ein Bürger: „Die Stadt Halle behauptet, das krebserregende Kamilit beim Abriss des Planetariums verschriftsmäßig, unter hermetischer Abtrennung etc. geborgen zu haben. Es wurde aber einfach in der Umwelt verteilt! 50 m von einem Spielplatz schaut es aus der Erde!“
Es wurde zum Beweis ein Foto angefügt.
Lt. Angaben der Stadt sollten die anfallenden Schadstoffe aber ordnungsgemäß entsorgt werden. Wir haben die Stadt zu einer Stellungnahme aufgefordert.
Kamilit ist eine Art künstliche Mineralwolle, die zu DDR-Zeiten im Karstorfere Zementwerk produziert wurde. Es wird den „alten Fasermaterialien“ zugeordnet, die wegen ihrer stofflichen Zusammensetzung (Kanzerogenitätsindex KI ist kleiner als 30) in die Kategorie K2 der krebserzeugenden Stoffe eingestuft sind. Beim Umgang oder der Exposition mit Kamilit können lungengängige Fasern entstehen bzw. frei werden.
Eine Stellungnahme der Stadt Halle liegt bislang nicht vor.
Kommentar schreiben
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.
Warum ist das so?
Immobilien gehörten, wenn ich mich nicht irre, früher zu Wirtschaft. Als es das nicht mehr gab, wurde es aufgeteilt. Klingt nach einer Logik des OB. So wie Bauordnung und Tiefbau das Wort Bau in sich haben und deshalb jetzt einen Fachbereich bilden, obwohl sie nix miteinander zu tun haben, wird es auch bei den Immobilien gewesen sein. Kultur, Sport, das sind doch auch Gebäude und Liegenschaften. Die bösere Variante ist, dass jemand die Liegenschaften bekommt, der keine Wiederworte gibt und damit doch nicht etwa sogar Stadtentwicklung betreiben würde.
sagen wir, wie es ist: Frau Dr. M. hat sich vom Abrissunternehmen linken lassen…
rati, jetzt hast du aber die Sau rausgelassen. In welchen Dezernaten sollten denn die Beamten sitzen? Oder bist du schlichtweg nicht informiert, wer in Sachsen-Anhalt überhaupt verbeamtet worden ist?
So etwas ist immer ein Unding, nicht nur dann, wenn es Kinder abbekommen.
Das habe ich nicht auf dem Schirm gehabt. Habe gerade im Organigramm nachgesehen, Du hattest Recht, Immobilien gehören in das Ressort von Marquard, Bauen und Planen bei Stäglin. Warum ist das so?
hei-wu, Hochbau gehört zu ihrem Geschäftsbereich. Sie ist die Bauherrin oder Abrissherrin, wie man es nimmt.
Mutmaßlich hat die Abrissfirma Arbeits- und Gesundheitsvorschriften missachtet, ansonsten die Hysterie mal etwas runterschrauben.
„Hunderte Mitarbeiter, die nicht mal einen kurzen Blick auf die Abläufe werfen können… Ganz großes Kino!“ von den 65.000 Beamten in der Verwaltung.
https://hallespektrum.de/nachrichten/kultur/abschied-vom-planetarium-auf-der-peissnitz/306342/
Also den Bildern nach zu urteilen, lief der Abriss etwa so: Bagger rein, fertig. Am Wochenende stand die halbabgerissene Ruine offen, Eltern spazierten und kletterten mit ihren Kindern darin rum.
Ob Kulturdezernentin Dr. Judith Marquard richtig informiert war, wage ich zu bezweifeln, zumal sie auch nicht zuständig sein kann, Anfragen zum Baugeschehen zu beantworten. Hat sich hier das Baudezernat elegant aus der Affäre gezogen?
Den billigsten Anbieter genommen, der dann abrechenbare Leistungen noch nicht mal erbracht hat. Sowas stellt den Tatbestand des Betrugs dar…
Und ja, die Stadtverwaltung wird das so hinnehmen, weil sie es nicht weiter überprüft hat. Hunderte Mitarbeiter, die nicht mal einen kurzen Blick auf die Abläufe werfen können… Ganz großes Kino!
Das Zeug liegt also mitten zwischen Spielplatz, Verkehrgarten und Peißnitzhaus! Das sind Plätze, die von vielen Familien besucht werden.
Danke Micha.
In der MZ (https://www.mz-web.de/halle-saale/krebs-durch-daemmstoff-wurde-beim-planetarium-abriss-wirklich-auf-sicherheit-geachtet–29784058) wird Judith Marquardt wie folgt zitiert: „„Gemäß Gefahrstoffverordnung und der Vorgaben der Berufsgenossenschaft wurde das Gebäude staubdicht abgeschottet.“ Sämtliche Öffnungen in den Außenwänden seien dabei „verschlossen und die in der Luft befindlichen Schadstoffe abgesaugt“ worden, beschreibt sie. Zudem seien die betroffenen Bauteile „zerstörungsfrei ausgebaut, in Big Bags verpackt und fachgerecht entsorgt“ worden.
Dazu habe es für die Mitarbeiter „Schwarz-Weiß-Bereiche“ gegeben, also getrennte Umkleidebereiche, in denen jeweils entweder faserstaubbelastete Arbeitsschutzkleidung oder saubere Kleidung getragen wurde. Deshalb, so Marquardt, sei der Zugang der Arbeiter zum Objekt während des Abrisses „über eine Zweikammerpersonenschleuse“ erfolgt. „Durch diese Maßnahmen war ein Austritt von Schadstoffen zu keiner Zeit möglich. “ – Quelle: https://www.mz-web.de/29784058 ©2018
Einiges davon kann nicht stimmen. Ich möchte nicht behaupten das Frau Marquardt gelogen hat. Aber sie hat sich offensichtlich nicht informiert und die Stadt hat den Bauablauf und die Einhaltung des Bauablaufs nicht kontrolliert. U.U. hat sie sich sogar von der ausführenden Firma über den Tisch ziehen lassen, wenn diese die teuren Schutz und Entsorgungsmaßnahmen abrechnet, die es offensichtlich gar nicht gegeben hat.
Hier noch die Fundstellen der Kamilit Reste – https://www.openstreetmap.org/?mlat=51.49446353316307&mlon=11.948286294937134#map=18/51.49446/11.94829 in unmittelbarer Nähe zum Spielplatz und direkt an einem stark frequentierten Weg.
Es sah jedenfalls nicht sehr professionell aus.
Wenn das wahr sein sollte, dann ist die vor allem die Kontamination in der Nähe eines Spielplatzes ein Unding!
Hat bestimmt der billigste Anbieter den Zuschlag für den Abriß bekommen?