Kohleabbau: Schaufelradbagger auf dem Markt in Halle
6. Juni 2014 | Umwelt + Verkehr | 14 KommentareAuch unter der halleschen Innenstadt lagert Kohle. Von einem Schicksal wie Proschim in Brandenburg oder Borschemich in Nordrhein-Westfalen bleibt die Stadt aber verschont. Beide Dörfer müssen Tagebauen weichen.
Doch wie es aussehen könnte, wenn so ein Schaufelradbagger sich durch Halle frisst, zeigte am Freitag Greenpeace. Die Umweltschutzorganisation hatte ein 5 Meter großes, aufblasbares Baggerrad direkt neben dem Händeldenkmal aufgestellt. Damit sollte über die zerstörerischen Auswirkungen von Kohlekraftwerken und Tagebaue informiert werden.
Anlass der aktuellen Proteste ist die Lausitz. Durch die Dimensionen des Geräts wollte man Passanten auf den drohenden Heimatverlust der dortigen Einwohner aufmerksam machen. Der schwedische Energiekonzern Vattenfall weitere 1900 Hektar Land abbaggern. Das entspricht der Größe der Ostseeinsel Hiddensee. Wird der Plan umgesetzt. Mehr als 800 Menschen müssen umgesiedelt werden.
„Die Größenordnung der Zerstörung durch die Braunkohleförderung ist für Außenstehende kaum vorstellbar“ sagt Tom Klotzsche, Pressesprecher von Greenpeace Halle. Der Kohlebagger reist im Juni durch ganz Deutschland, um für die Menschenkette am 23. August diesen Jahres in der Lausitz zu mobilisieren. Dort soll der Tagebau bei Welzow erweitert werden. Tausende Menschen werden gemeinsam die Orte Kerkwitz in Deutschland und Grabice in Polen umschließen. Humanchain.org ruft mit dieser grenzüberschreitenden Form des Widerstandes auf, den Ausstieg aus der Braunkohle zu fordern, noch vor den Landtagswahlen in Brandenburg (14.09.14), den Kommunalwahlen in Polen (16.11.2014) und den Reichstagswahl in Schweden
(14.09.2014).
Der neue Tagebau Welzow Süd II ist energiewirtschaftlich nicht notwendig, meint Greenpeace. Diese habe auch ein Guthaben des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) gezeigt. Dennoch habe die rot-rote Landesregierung Brandenburgs am Dienstag die Erweiterung beschlossen. Eines der bedrohten Dörfer ist Proschim. Die 300 Bewohner produzieren mehr Ökostrom als sie selbst verbrauchen und sind somit zukunftsweisend für die Energiewende, meint Greenpeace. Es sei paradox, dass ein solch nachhaltig wirtschaftendes Dorf den Baggerschaufeln weichen muss. In dem knapp zwanzig Quadratkilometer großen Tagebau Welzow Süd II plane Vattenfall gut 200 Millionen Tonnen Braunkohle zur Stromgewinnung zu fördern. Der Wirkungsgrad der Braunkohleverstromung aber sei sehr niedrig: Nur etwa ein Drittel der in Kohle enthaltenen Energie wird in Strom umgewandelt. Die Verbrennung der Kohle würde über 200 Millionen Tonnen an klimaschädlichem CO2 freisetzen. Als Greenpeace beweise man mit seinem 2011 vorgelegten Plan zur Energiewende, dass der Ausstieg aus klimaschädlicher Kohle bis 2040 umsetzbar ist. „Neue Braunkohletagebaue sind im 21. Jahrhundert klimapolitischer Wahnsinn. Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck muss das Braunkohleplanverfahren sofort einstellen“, fordert Gerald Neubauer, Energieexperte bei Greenpeace.
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Wen die Grünen mit ihrer Anführerin Frau Merkel so weitermachen, wird auch in Deutschland Fracking alternativlos!
„Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck muss das Braunkohleplanverfahren sofort einstellen“, fordert Gerald Neubauer, Energieexperte bei Greenpeace.“
Platzeck ist doch kein MP in Brandenburg mehr, er wurde durch Woidke ersetzt.
Aber so unklar ist eben auch die Energiepolitik von „Greenpeace“
Willkommen in der Realität.
sunwood, nach Sonnenuntergang war dann sicher die Luft raus.
Ist eigentlich im Paulusviertel nichts mehr zu holen? Da muss doch was zu machen sein…
@redhall
Direkt neben dem Schaufelrad standen 3 Solarzellen, die du auf jedem der Fotos angedeutet siehst. Strom der Stadtwerke wurde nicht gebraucht, er wurde direkt vor Ort gewonnen – vollkommen sauber, nachhaltig und dezentral, so wie das Stromnetz der Zukunft aussehen muss 😉
@farbspektrum
Nicht der Bergbau an sich wird kritisiert, sondern das weitere Setzen auf Braunkohle.
„Neue Braunkohletagebaue sind im 21. Jahrhundert klimapolitischer Wahnsinn.“ – steht oben im Artikel, darum geht es!
Stellt euch mal vor, ihr würdet auf alles verzichten, was aus dem Bergbau kommt. Ihr würdet in Laubhütten wohnen. Bergbau stößt in Deutschland immer mehr auf Widerstand. Ohne diese Rohstoffe wäre es aber nix mit Kommentaren im Halle-Spektrum schreiben. Bemüht mal Google um herauszufinden, wie viele verschiedene Rohstoffe für ein Handy nötig sind. Stellt euch vors Haus und ruft: Alles raus, was aus dem Bergbau stammt. Wenn ihr hölzerne Fensterrahmen habt, bleiben wenigstens die übrig.
„Uns wird es in der Gesamtheit nicht schlechter gehen, wenn wir auf diese Zerstörung verzichten würden.“
Aber Vattenfall könnte ja dann nicht noch mehr Geld verdienen, das kann man denen doch nicht antun!
Die 800 dort wohnenden Leutchen sollten sich mal mit dem Energiekonzern solidarisch zeigen und ihre Häuser freiwillig verlassen.
Ach kommt, Leute! Bevor man das System überwinden kann, muss man – vor allem als Nicht-Entscheidungsträger – erstmal die Möglichkeiten des Systems (dessen Teil man ja zwangsläufig ist) nutzen, um seine Agenda durchzuziehen, sonst wäre das ja ein „Kampf gegen Windmühlen“. Also zieht euch nicht so dran hoch, dass Greenpeace auch Kohlestrom und Autos nutzt. Wenn ihr sie mal machen ließet, kämen wir schon längst ohne (oder mit weitaus weniger) klar.
Fakt ist, dass, nur um mal für eine Millisekunde, bezogen auf die Menschheitsgeschichte, ein wenig Bequemlichkeit zu haben, ganze Ort- und Landschaften für immer zerstört werden – und das nicht nur in der Lausitz oder in NRW, sondern auch ziemlich direkt vor unserer Haustür. Und das ist einfach unnötig. Uns wird es in der Gesamtheit nicht schlechter gehen, wenn wir auf diese Zerstörung verzichten würden.
Aber statt Solidarität mit den Betroffenen zu zeigen, wird lieber sinnlos auf denen rumgehackt, die was gegen diesen Unsinn tun wollen.
Und dazu sind sie wieder, statt mit einem Handkarren, mit einem Dieseltransporter auf den Markt gefahren.
ich seh das nicht so, dass mit einstellung dieser baggerei oder dem wegfall der heissgeliebten atommeiler die kommunikation hier im spektrum abbrechen würde. diese kWh können durch eine ehrliche art energiegewinnung abgedeckt werden; exorbitante geheimdienstliche rechnerstrukturen müssten dann aber wohl zum zwecke der menschen runtergefahren werden! wieviel energie momentan in dämliche „wir-gefühl“-scharzROTgold-klimbimseleien fliesst und perspektivisch auch niemanden weiterbringt ist nur facette..
zuersteinmal: die momentane welt verschwendet energie! das was zum leben notwendig wäre, liesse sich auch ohne „böse braunkohle“ stämmen! dazu muss sich allerdings einiges entschleunigen, auch in einzelnen köpfen. dörfer, städte und damit heimat für etliche people wird weggeruppt damit die ganze welt zugekackt mit irgendwelchen plastikutensilien behangen ist, welche mir meine hände überflüssig machen. es geht hier nicht darum, dass krankenhäuser des nächtens nicht operieren können oder ähnliche wirklich wichtige sachen wegfallen! nebenbei liegt @schulze mit seiner meinung zur qualität des artikels richtig!
Und das Schaufelrad wurde sicher mit Braunkohlestrom aufgeblasen.
Der Strom kommt bei den Grünen so wie bei allen anderen aus der Steckdose!
Der komplette Energieausstieg ist alternativlos.
Sehr schlecht geschrieben und noch dazu einseitig. Schon mal was von Restwärmeverwertung gehört?
was wollt ihr denn eigentlich: keine Braunkohle, kein Atom, kein Fracking… aber irgendwo muß die Energier bei Nacht und/oder Windstille ja herkommen…
Achso, ja, die kommt von den Atommeilern in Frankreich und Tschechien… prima…