Interview mit LHW-Direktor Burkhard Henning zum Gimritzer Dammbau

4. März 2020 | Umwelt + Verkehr | Ein Kommentar

Der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) hat mit dem Bau der neuen Hochwasserschutzwand am Gimritzer Damm begonnen. Sie soll den alten Erddeich ersetzen, der in den 1930er Jahren entstand . Das Projekt hatte in den vergangenen Jahren die Gemüter in der Stadt erregt (Halle Spektrum berichtete mehrfach). Nach langen Rechtsstreitigkeiten hat nun das Landesverwaltungsamt Mitte Februar die sofortige Vollziehbarkeit der Maßnahme angeordnet. In den letzten zwei Tagen sind Holzfäller angerückt, um die Bäume auf dem alten Deich, vorwiegend „Wildwuchs“ aus den vergangenen 50 Jahren, zu beseitigen. Dagegen hagelte es Proteste, weil die Fällaktion eigentlich mit der gesetzlich festgelegten Brutzeit der Vögel (ab 1. März) kollidiert.

Die Redaktion Hallespektrum nahm das nun zum Anlass, den Maßnahmenträger  LHW zu einer Stellungnahme zu bitten. Es entstand dabei ein kurzes Interview mit dem Direktor des Landesbetriebes, dem Juristen Burkhard Henning. Wir fragten nach dem Zeitplan der Maßnahmen insgesamt.

Hallespektrum: „Herr Henning, Sie lassen Bäume während der gesetzlich festgelegten Brutzeit der Vögel fällen..“

Henning: „Wir haben dazu eine Genehmigung von der unteren Naturschutzbehörde der Stadt Halle erhalten. Das Naturschutzgesetz sieht in wichtigen Fällen Ausnahmen von der starren kalendarischen Regel vor. Der Frühling beginnt ja ohnehin nicht in ganz Deutschland gleichzeitig zum 1. März. Wir haben einen Grünplaner, einen externen Gutachter, beauftragt, sich der Angelegenheit anzunehmen. Die zu fällenden Bäume wurden auf Nistorte untersucht. Mit den Fällarbeiten werden keine aktiven Nistplätze beschädigt.“

Hallesspektrum: „Es wird keine junge Vogelfamilie obdachlos?“

Henning: „Nein.“

Hallespektrum: „Lassen Sie uns zum weiteren Bauablauf kommen. Wenn die Bäume beseitigt sind, wie geht es dann weiter?“

Henning:  „Dann müssen erst einmal Baugrunduntersuchungen stattfinden. Wir wissen ja noch nicht ganz genau, was uns im Untergrund erwartet. Der Kampfmittelräumdienst muss den Untergrund untersuchen und freigeben. Da geht es nicht nur um mögliche Fliegerbomben, sondern um jede Art eventuell vergrabener Munition. Und dann kommen die Archäologen.“

Hallespektrum: „Archäologen? Die graben unter dem Deich aus den 1930er Jahren?“

Henning: „Das ist mit dem zuständigen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie abgesprochen. Die machen auf jeden Fall Stichproben, dann wird man weitersehen. Erst wenn wir mit diesen Baugrundsondierungen durch sind, können wir die Bauleistungen ausschreiben, erst dann können wir sie klar definieren. Sie werden sicher fragen, ob sich  in der derzeitigen Lage überhaupt  Baufirmen finden lassen, die Aufträge annehmen. Wir sind da aber sehr zuversichtlich, das zeigt uns die Erfahrung in der vergangen Zeit bei ähnlichen Projekten.“

Hallespektrum: „Wie geht es dann weiter?“

Henning: „Das Projekt ist ja bereits vorgestellt worden. Wir planen die Errichtung einer Mauer auf einer Bohrpfahlgründung.“

Hallespektrum: „Viele Hallenser werden befürchten, dass es wieder auf der gerade erst fertig gestellten Verkehrsader Gimritzer Damm zu Sperrungen und Behinderungen kommen wird. Können Sie jetzt schon etwas zum Zeitplan sagen?“

Henning: „Nein, definitiv nicht. Das werden wir mit der Stadt Halle abstimmen müssen, wenn die Planungen soweit sind“

Hallespektrum: „Das klingt alles kompliziert. Wann denken Sie, sind die Arbeiten abgeschlossen?“

Henning: „Wir rechnen mit dem Jahr 2021.“

Hallespektrum: „Eine letzte Frage, Herr Henning: Es sind ja gerichtliche Klagen gegen das Deichprojekt anhängig. Ohne die Kläger zu nennen, können Sie ungefähr umschreiben, wogegen geklagt wird?“

Henning: „Ich möchte mich nicht dazu äußern. Bitte haben Sie Verständnis, dass ich keine Stellungnahme zu einem laufenden Verfahren abgebe“.

Hallespektrum bedankt sich bei Herrn Henning für das freundliche Gespräch.

(Quelle: hallespektrum/Telefonisches Interview mit Burkhard Henning, 04.03.2020 19:00 h)

 

 

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