Hochwasserschutz: Informationsveranstaltung in der Pusteblume

15. September 2016 | Umwelt + Verkehr | 3 Kommentare
Die Bürgerinitiative “Pro Deich”hatte den OB, Vertreter vom LHW, die Landtagsabgeordnete der SPD Katja Pähle,  hallesche Stadträte sowie Medienvertreter zu einem Forum nach Halle-Neustadt in die “Pusteblume” geladen, um  über den Stand der Vorbereitung für den  neuen Gimritzer Damm und die Errichtung eines Notfalldeiches zu berichten und zu diskutieren. Erschienen waren ca.  50 Bürger. Seit diesen Tagen schlummert der marode Gimritzer Damm so vor ich hin. Er bietet den Neustädter Bürgern in dieser Form keinen Hochwasserschutz mehr. Nachdem vor über einem Jahr der Neubau durch Kompetenzgerangel, Zank und Streit bis hin zur Klage vor dem Verwaltungsgericht gestoppt wurde (Hallespektrum berichtete),  scheinen  Hoffnungen auf einen schnellen wirksamen Hochwasserschutz für Halle-Neustadt in weite Ferne gerückt.
Oberbürgermeister Dr. Bernd Wiegand zeichnete noch einmal die gesetzliche Situation seit dem Hochwasser  2013 auf, dass der LHW ein vereinfachtes Verfahren ohne UVP vorgesehen hatte, das Gericht aber keinen Notfall erkannt habe und die Vorlage einer UVP verlangte, die einen Zeitraum von einem Jahr erfordert. Zur Zeit befinde sich der LHW zu Dreiviertel auf diesem Wege dazu, und will  zum Jahresende 2016 das Planfeststellungsverfahren einreichen, wobei neuerdings nach dem Abriss der Eissporthalle auch die Möglichkeit eines geraden Deichverlaufs untersucht wird.
OB Wiegand berichtete darüber, dass es in einer Gemeinschaftsarbeit mit fachlicher Unterstützung durch den LHW und Mitwirkung hallescher Betriebe gelungen sei, eine Konzeption zur Errichtung eines Notdeiches innerhalb von 72 Stunden auf die Beine zu stellen, um den Hochwasserschutz von Halle-Neustadt bis zur Fertigstellung des neuen Gimritzer Dammes zu sichern. Danach  soll ab einem Hochwasserstand von 3,50 m UP Trotha nicht mit Sandsäcken, sondern mit bindigen Erdschüttungen ein Notdeich für eine Hochwasserwelle von  bis zu 8.60 m errichten werden.
Die Frage, was aus dem Hochwasserschutz der “Altstadt” und dem Gut Gimritz wird, wurde in Übereinstimmug mit dem Hochwasserbeirat so beantwortet, dass der Gimritzer Damm allein nur Halle-Neustadt schützen kann und das Gut zum Eigenschutz übergehen muß. Ähnlich sieht es mit dem Baugebiet am Sophienhafen und  der Klaustorvorstadt aus.
 Zudem wurde auch bekannt und kritisiert, dass die Hafenstraße mittels Fluthilfemitteln um bis zu 40 cm erhöht werden soll und die weiteren Neubauten in der Hafenstraße  aufgesockelt werden, ohne  dass die Stadt strengere  Auflagen zur Schaffung von Ersatzvornahmen für die verlorenen Retentionsräume ausgesprochen zu haben.
Herr Friedrich vom LHW berichtete dann über die drei Klagegründe, die schließlich zum Baustopp führten. Der erste Grund behandelte den Verlust an Retentionraum, der zweite die Deichkronenhöhe und der dritte die fehlende UVP. Untersucht werden nun insgesamt 4 Varianten der Deichführung , und zwar eine Null-Variante im vorhandenen Deichbestand, die Variante mit einer Wand aus Bohrpfählen vor dem Gimritzer Damm, eine dritte Variante aus einer Kombination des bereits fertigen Deichstückes und einer Verschwenkung an den vorhandenen Deich mittels einer Wand aus Bohrpfählen sowie Variante 4 im bisherigen Verlauf der Halle-Saale-Schleife.
Wie Herr Friedrich weiter berichtet, sei man mit der UVP-Bearbeitung schon  ziemlich weit, sodass diese schon im Dezember 2016 zum Abschluss kommen, der Öffentlichkeit zur Beteiligung vorgelegt  und im Januar 2017 an das Landesverwaltungsamt in der endgültigen Fassung eingereicht werden kann. Danach kann nur der weitere organisatorische Ablauf beim LVA  abgewartet werden. Parallel werde sich der LHW schon um die Ausführungsplanung kümmern, so friedrich. Auf Anfrage kommt es bei der Deichplanung  zu Ausgleichsmaßnahmen durch Wiedergewinnung von
35 000 m3 Retentionsvolumen infolge Abgrabungen an der abgerissenen Eissporthalle. Neben der vordringlichen Bearbeitung des Gimrizer Dammes beschäftigt sich der LHW noch mit der  besseren Steuerung der Saalekaskaden und mit dem Neubau eines regelbaren Flutpolders bei Röpzig, um dort auf 639 ha eine Kappung der Flutspitze um160 m3/s zu erzielen. Desweiteren plant man in der Luppe-Aue eine Rückhaltefläche von 670 ha, so dass insgesamt eine Retentionsfläche von ca. 1300 ha und eine Flutkappung von 250 m3/s zugunsten von Halle erzielt werden könnte. Dies wäre beachtlich, wenn man bedenkt, dass beim Hochwasser im Jahre  2013  in Trotha ein Wasserduchfluss von 905 m3/s gemessen worden ist.
Zum Fertigstellungstermin des Gimritzer Dammes wurden keine Angaben gemacht, da noch mit einer unsicheren Genehmigungsplanung von einem Vierteljahr sowie mit Widerspruchsfristen zu rechnen ist.
HK
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