Gutsbrücke Gimritz: Nichts geht mehr

18. Mai 2016 | Umwelt + Verkehr | 7 Kommentare

Mit Höllenlärm frißt sich der Bagger mit dem Preßlufthammeraufsatz durch den eisenharten Beton. Schwere Zangengeräte versuchen, die unzähligen Armierungseisen, besonders die äußerst festen Spannbetoneisenbündel, durchzubeissen. Täglich, vom frühen Morgen bis in die Abendstunden hinein, läuft der Abbruch der alten Gutsbrücke.  Seit heute nun ist die letze Verbinung mit dem „Festland“ selbst für abenteuerlustige Fussgänger physisch gekappt. Noch am Pfingswochenende hatten viele Jugendliche Spaß dabei gefunden, über die Trümmer zu klettern, um so das andere  Ufer der „Wilden Saale“ zu erreichen. Gefährlich zwar, aber auch letzte Gelegenheit.

Nun liegen die Trümmer der alten Brücke im Flußbett der Wilden Saale. Fußgänger, Radfahrer und Rollstuhlfahrer müssen jetzt für jede Überquerung einen Umweg von über einem halben Kilometer Länge in Kauf nehmen. Die Stadt, die für den Neubau der Brücke über 1,2 Millionen aus Flutmitteln errhalten hat, hatte eine provisorische Fußgängerbrücke nicht mit beantragt. Wohl gedacht hat man aber an eine nicht unaufwändige, provisorische Gerüstbrücke, die die Versorgungsleitungen trägt, die unter der alten Brücke entlang liefen. Kletterbegabte könnten theoretisch diese Brücke als Abkürzung benutzen, was aber gefährlich und zudem verboten ist. Die Bauarbeiten an der neuen Brücke sollen noch bis in den November hinein andauern.

Den Neubau der Brücke hatte der Stadtrat Oktober 2015 beschlossen. In der Vorlage, die den Räten als Entscheidungsgrundlage diente, hieß es, die Brücke sei durch das Hochwasser 2013 schwer beschädigt worden.  So war von  „ausgeprägten Rißbildungen“ die Rede, von Wasserausspülungen an den Fundamenten („Auskolkungen“) und Unterspülungen der Fahrbahn. Während derartige Schäden zumindest für Laienaugen nicht erkennbar waren, wird nun mit dem zähen Abbruch deutlich, wie stabil die alte Brücke noch gewesen sein muss.

Der Neubau der Brücke wird nicht mehr in Spannbetontechnik ausgeführt. Die neue Brücke soll in „Verbund-Fertigteil- Bauweise“ entstehen. Dazu werden fertige, mit Dübeln  bespickte Stahlkastenträger an die Baustelle geliefert, eingesetzt und dann mit Beton vor Ort vergossen. Länge und Profil der Brücke bleiben die Selben wie im Vorgängerbau, die Fußwege zu beiden Seiten werden jedoch deutlich verbreitert.

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