Gegen Staus in den Städten: Landes-Grüne wollen Lastenfahrräder statt Lieferwagen
18. Juli 2018 | Umwelt + Verkehr | 8 KommentareDie Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Landtag von Sachsen-Anhalt setzt auf nachhaltige und emissionsarme Mobilität in der Logistik. Denn von weniger Stau und einer besseren Luftqualität in den Städten profitieren alle Menschen. Mit der Kleinen Anfrage „Potentiale der Lastenradlogistik in Sachsen-Anhalt – Bessere Luft und weniger parkende Lieferwägen auf den Straßen“ hat sich Cornelia Lüddemann, verkehrspolitische Sprecherin der Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, über den Status Quo und die Möglichkeiten der Lastenradlogistik in Sachsen-Anhalt informiert.
Lüddemann zeigt sich ernüchtert über die Antwort: „Die Aussagen der Landesregierung sind vollkommen widersprüchlich zu den erfolgreichen Modellprojekten in anderen Städten und Bundesländern. Sie zeigen, dass wir in Sachsen-Anhalt auf dem Gebiet der Lastenradlogistik definitiv Aufholbedarf haben. Insbesondere in den urbanen Bereichen der Großstädte Halle/Saale und Magdeburg wird viel Potential für schnelle Logistik ohne Parkplatzmangel und saubere Umwelt verschenkt.“
„Ich erwarte vom Verkehrsministerium, sich neuen Trends in der Logistik nicht zu verschließen. Wir müssen politisch und praktisch auf Landesebene alles tun, was gut für die Menschen im Land ist. Ein Modellprojekt wäre ein echter erster Schritt. Hier könnten beispielsweise urbane Güterverteilzentren getestet werden, von denen aus die letzte Meile mit dem Lastenrad bewältigt wird.“ so Lüddemann abschließend.
Den vollständigen Text der Antwort auf die Kleine Anfrage gibt es hier.
Hintergrund:
Durch die Vielfalt der Paket-, Post- und Kurierdienste, die oft zeitgleich dieselben Stadtgebiete beliefern, kommt es häufig zu innerstädtischen Staus durch parkende Lieferwagen. Auch kommt es zu hohen Lärm- und Schadstoffbelastungen durch Lieferdienste. Diese „letzte Meile“, mit welcher insbesondere die Auslieferung an Privathaushalte gemeint ist, ließe sich dabei auch leiser, verkehrssicherer und emissionsärmer gestalten, wie die Modellprojekte zeigen.
In zahlreichen Städten und Ländern werden diese Modellprojekte, welche den Einsatz von Lastenrädern in der Logistik zum Ziel haben, von der Bundesregierung gefördert. Aus Projekten, wie der Kooperativen Nutzung von Mikro-Depots (KoMoDo) in Berlin oder des MOVE-Projekts in Hamburg, könnten auch für Sachsen-Anhalt Ideen und Lösungen für eine grünere Logistik in Städten gewonnen werden.
Die Studie „Aufbruch auf der letzten Meile – Neue Wege für die städtische Logistik“ zeigt, dass 61 % der befragten Personen „[…] bei der Wahl des Onlinehändlers auf die Auslieferung durch E-Autos oder Lastenfahrräder achten.“ Dies ist den Kundinnen und Kunden sogar wichtiger als eine schnelle Lieferung[1].
[1] Prümm, Kauschke, Peiseler 2017: Aufbruch auf der letzten Meile – Neue Wege für die städtische Logistik, in: PricewaterhouseCoopers GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, S. 18.
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Wen haben die denn wann und wo befragt? Ich bestelle recht viel online, hauptsächlich Tierbedarf, aber solch eine Umfrage ist mir bei keinem der Onlinehändler unter gekommen. Wird lustig wenn die mit dem Lastenfahrrad die 24kg Katzenstreu und die 24kg Nassfutter bringen was in etwa die Monatsration ist, der Radler ist fix und foxi und dann noch hoch in die 2. Etage. Lastenräder also nein, Elektrotransporter okay, Dann müssen die Bürger aber bereit sein Paketzentren näher an oder in den Städten zu dulden mit allem drum und dran. Also auch dem LKW Zubringerverkehr der die Pakete zur Zustellbasis in den Städten bringen muss damit die Zustellrouten auch mit Elektrotransporter zu meistern sind.
Farbi hat Recht: Umweltschutz ist auch Eigennutz. Aber nachdem ich gerade ein 26 kl schweres Rohstahlregal geliefert bekommen habe, finde die Idee nicht so ausgereift.
Natürlich spannen sich manche vor den eigenen Karren wenn es etwas für den Eigennutz bringt.
@farbi: der Vergleich hinkt. Alte, klapprige und orientierungslose Esel wird sicher niemand vor einen Karren spannen.
„dass 61 % der befragten Personen „[…] bei der Wahl des Onlinehändlers auf die Auslieferung durch E-Autos oder Lastenfahrräder achten.““
Ich halte das schlechtweg für Unsinn. Diesen Wert wird man nicht mal im Paulusviertel erreichen.
🙁
Also, mir ist es wichtig, daß ich meine Lieferung schnell und pünktlich erhalte. Auch soll ter nicht so gut bezahlte Paetfahrer nicht auch noch gesundheitlich ausgebeutet werden, wenn er z.B. von Krostitz oder Zwintschöna bis hier raus mit einem Fahrrad fahren muß. Da dauert ja die Lieferung Tage, allein nur von dort..
Nee, sozial und menschenfreundlich und schon gar arbeitnehmerfreundlich ist was anderes. Die Paketdienste lagen schon ohnehin über Mitarbeitermangel, und dann auch noch selbser treten? Nö, das ist keinem zuzumuten.
Ich verstehe ja die Tierschützer, dass sie es für Tierquälerei halten, wenn Pferde den ganzen Tag einen Wagen ziehen. Versteht bitte auch mich, dass es für mich Menschenquälerei ist, wenn jemand den ganzen Tag in die Pedale eines Lastenfahrrades tritt.