Es hängt vom System ab

11. September 2018 | Umwelt + Verkehr | Ein Kommentar
Wie nachhaltig ist Carsharing wirklich? Zwei aktuelle Studien kommen zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen. „Das liegt vor allem daran, dass verschiedene Carsharing-Systeme betrachtet wurden“, sagt Michael Creutzer, einer von zwei Geschäftsführern des mitteldeutschen Anbieters teilAuto.
Die Studie „share“ kommt zu dem Schluss, dass das Freefloating-Carsharing von car2go keine verkehrsentlastende Wirkung aufweist. Zugleich bestätigt eine Studie im Auftrag des Landes Bremen, dass das dortige stationsbasierte Carsharing stark verkehrsentlastend wirkt. Die 14.000 Nutzerinnen und Nutzer des Carsharing in der Hansestadt haben mehr als 5.000 Pkw ab- bzw. gar nicht erst angeschafft. Nur knapp 21 Prozent verfügen noch über einen privaten Pkw.
Der große Unterschied zwischen beiden Studien: Im Fall von „share“ wurde das stationslose Freefloating-Angebot von car2go untersucht. Dabei werden Fahrzeuge innerhalb eines bestimmten Geschäftsgebietes geöffnet und wieder abgestellt. Im Bremer Fall handelt es sich um die Systeme der Anbieter cambio und MoveAbout. Diese gehören zum sogenannten stationsbasierten Carsharing, das heißt, die Gemeinschaftsautos werden von festen Stationen abgeholt und nach der Nutzung auch dorthin wieder zurückgebracht.
„Die Studien machen deutlich, dass stationsbasiertes und Freefloating-Carsharing in Zukunft differenzierter betrachtet werden müssen“, resümiert Patrick Schöne, ebenfalls teilAuto-Geschäftsführer. „Das ist auch dahingehend wichtig, dass Städte und Kommunen sich fragen sollten, welche Formen des Carsharing sie auf welche Weise fördern wollen.“
Stationsbasiertes Carsharing gibt es seit rund 30 Jahren in Deutschland. Es existieren bereits zahlreiche Studien, die diesem System eine hohe verkehrsentlastende Wirkung bestätigen. Stationsloses Freefloating-Carsharing wird erst seit etwa zehn Jahren in Deutschland angeboten. Die „share“-Studie ist eine der ersten Langzeit-Untersuchen in diesem Bereich. So wurden car2go-Nutzerinnen und -Nutzer im Zeitraum von 2013 bis 2017 viermal befragt.
Die jüngste Form der Carsharing-Systeme ist die eines kombinierten Angebots aus stationsbasiertem und Freefloating-Carsharing. Hier laufen aktuell die ersten Untersuchungen. Der Bundesverband Carsharing erklärte in einer Pressemeldung, dass erste Ergebnisse darauf hindeuteten, dass auch die kombinierten Systeme entlastende Effekte erzeugen, die beim reinen Freefloating offenbar nicht entstehen.
teilAuto
Über teilAuto:
teilAuto wurde 1992 in Halle an der Saale als ökologisch orientierter Verein gegründet und ist heute als Carsharing-Anbieter in insgesamt 18 Städten in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen vertreten. Das Unternehmen stellt seinen über 34.000 Nutzern an 550 Stationen rund 1.000 Gemeinschaftsfahrzeuge vom Kleinstwagen bis zum Transporter bereit. teilAuto setzt dabei auf einen emissionssparenden Fuhrpark sowie die Stärkung eines nachhaltigen Mobilitätsmixes in Verbindung mit Bus, Bahn und Fahrrad. Für seine Dienstleistung trägt das Unternehmen das Umweltzeichen Blauer Engel. Als Kooperationspartner in einem Carsharing-Verbund ermöglicht es teilAuto seinen Kunden, auch bundesweit Carsharing-Angebote zu nutzen. Weitere Informationen unter www.teilauto.net.
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