Elektromobilität – Ein Zukunftsthema für Sachsen-Anhalt

27. August 2021 | Umwelt + Verkehr | Ein Kommentar

China ist schon lange nicht mehr nur Hersteller zahlreicher Billigwaren. Zunehmend wird es auch für die bisherigen Platzhirsche auf dem zukunftsweisenden Technologiemarkt zum ernstzunehmenden Konkurrenten und könnte vor allem mit Blick auf Elektroautomobile der hiesigen Autoindustrie großen Ärger bereiten.

So hat sich China etwa in den letzten Jahren darauf konzentriert, Autos für die breite Masse zu entwickeln, während europäische Hersteller eher auf teurere Hightech-Modelle setzten. Das hat zur Folge, dass E-Autos ab 3700 Euro – wie in Fernost durchaus üblich – in Europa bisher nicht einmal denkbar sind.

Dennoch starten auch hierzulande die günstigeren Modelle, etwa von Smart, Renault oder Fiat bei etwas mehr als (noch immer erschwinglichen) 15.000 Euro. Und auch das weltweit für seine Elektroautos und Batteriespeicher bekannte US-Unternehmen Tesla, welches in der sogenannten Gigafactory in Berlin-Brandenburg bald auch in Deutschland seine ersten E-Autos herstellen möchte, setzt zunehmend auf kostengünstigere Fahrzeuge für den breiten Markt der Otto Normalverbraucher.

Aber ist der Elektroauto-Markt wirklich der zukunftsweisende? Aktuell jedenfalls sind in ganz Sachsen-Anhalt – nach Informationen des Ministeriums für Landesentwicklung und Verkehr nur rund 6.800 Elektrofahrzeuge zugelassen. Davon fahren etwa die Hälfte ausschließlich mit einer Batterie; die andere Hälfte sind sogenannte Plug-​in-Hybridfahrzeuge.

Und auch in puncto Infrastruktur ist noch immer Luft nach Oben. Schließlich ist Umfragen zufolge die größte Angst der Deutschen, die sich den Kauf eines Elektroautos ernsthaft überlegen, neben der Reichweite der Batterie auch diejenige davor, letztere nicht ohne aufwendige Planung schnell und überall wieder aufladen zu können. – Aber daran wird gearbeitet! In Sachsen-Anhalt gibt es aktuell jedenfalls 916 öffentlich zugängliche Ladepunkte. Diese unterteilen sich in 732 Nomallade- und 184 sogenannte Schnellladepunkte.

Spitzenreiter sind dabei die Städte Magdeburg und Halle (Saale) mit ihren jeweils rund 80 Ladestationen. Halle hat diesbezüglich sogar angekündigt, in den kommenden zwei Jahren weitere 279 Ladepunkte geplant zu haben, wobei der Ausbau nachfrageorientiert bzw. bedarfsgerecht erfolgen werde.

„Elektromobilität ist ein wichtiges Zukunfts-​ und ein Querschnittsthema für Sachsen-​Anhalt!“, betonte auch der Verkehrsminister Thomas Webel. Man werde deshalb weiter in diesen Sektor investieren und zukünftig attraktive Angebote schaffen. Derzeit wird der Kauf von Elektrofahrzeugen sowie die Investition in die Ladeinfrastruktur vom Staat etwa schon finanziell gefördert. So kann beim Kauf eines E-Autos eine Umwelt- bzw. Innovationsprämie von bis zu 9.000 Euro für einen Neuwagen gewährt werden.

In Halle hat sich die Stadt darüber hinaus einige eigene Instrumente überlegt, um den Wechsel vom Verbrenner zum Elektro-Auto noch anregender zu gestalten: So können Elektro-Fahrzeuge während der Ladezeit in der Innenstadt beispielsweise kostenlos geparkt werden. Außerdem fördert die EVH den Kauf eines E-Autos mit 250 Euro. Ferner ist das Laden des Autos aufgrund einer Systemumstellung an allen EVH- Ladensäulen im Stadtgebiet Halle noch bis zum 31.12.2021 gänzlich kostenfrei. Das Unternehmen der Stadtwerke-Gruppe erklärt zudem, dass auch der Strom an den Ladesäulen zu 100 Prozent Ökostrom ist.

Kritiker sehen dennoch ein Problem wenn es um den Umstieg auf Elektromobilität geht: Die Umweltbilanz bei der Produktion, Wartung und Entsorgung! Denn besonders die Batterieproduktion benötigt enorm viel Energie und vergleichsweise knappe Ressourcen, die in großen Mengen anderorts gefördert werden müssen und letztlich nicht wieder einfach und umweltschonend entsorgt werden können. Trotzdem berichtet etwa der schwedische Energiekonzern Vattenfall erst kürzlich, dass alle Umweltauswirkungen eines E-Autos zusammengenommen dennoch schon heute einen CO2-Vorteil von etwa 16 Prozent im Vergleich zum klassischen Diesel und 27 Prozent gegenüber einem durchschnittlichen Benziner betragen.

Zumindest nach wenigen Jahren der Nutzung ist ein elektrisch betriebenes Fahrzeug demnach – wenngleich es aufgrund seiner Produktion nicht als klimaneutral bezeichnet werden kann – bereits deutlich umweltfreundlicher, als alle herkömmlichen Verbrenner-Alternativen.

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