„Catwalks“ funktionieren: BUND erbringt Beweis mit DNA-Tests zum Weltkatzentag

8. August 2019 | Umwelt + Verkehr | Keine Kommentare

„Wildkatzenwanderwege zwischen Wäldern funktionieren.“ Diese Zwischenbilanz zieht der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) nach 15 Jahren Engagement in seinem „Rettungsnetz Wildkatze“. Insgesamt 25 Waldverbindungen aus Büschen und Bäumen hat der BUND seit 2004 mit Hilfe hunderter Freiwilliger gepflanzt. Diese grünen Korridore erleichtern der gefährdeten Europäischen Wildkatze in inzwischen sechs von elf Bundesländern mit Wildkatzenvorkommen das Wandern zwischen ihren isolierten Lebensräumen, so auch in Sachsen-Anhalt, wo der BUND-Regionalverband Halle-Saalekreis im südlichen Harzvorland einen Wildkatzen-Wanderweg optimiert hat. Das bundesweite genetische Monitoring des BUND hat mehrfach belegt, dass die gepflanzten Waldverbindungen angenommen werden.

„Die Vernetzung von Wäldern ist ein Erfolgsrezept für den Schutz bedrohter Arten wie der Wildkatze. Wir ermöglichen ihr und einer Vielzahl weiterer Tiere damit, neue Lebensräume zu erobern“, so Ralf Meyer, Landesvorsitzender des BUND Sachsen-Anhalt.

Begleitet wird die Vernetzung der Wälder im BUND-„Rettungsnetz Wildkatze“ durch eine systematische Wildkatzen-Geninventur, bei der sich auch Freiwillige in Sachsen-Anhalt beteiligten. Insgesamt mehr als 4.800 Wildkatzen-Haarproben in elf Bundesländern, davon über 260 in Sachsen-Anhalt, wurden vom BUND bereits – auch auf den neu geschaffenen Waldverbindungen – zusammengetragen und vom Forschungsinstitut Senckenberg analysiert. Volker Mosbrugger, Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung: „Mit dem ‚Rettungsnetz Wildkatze‘ ist es erstmals gelungen, genetische Daten zu fast 1.300 einzelnen Wildkatzen in ganz Deutschland in einer Datenbank zusammenzutragen. Das ist ein echter Meilenstein in der Erforschung dieser seltenen Tiere – und damit auch unserer biologischen Vielfalt.“ In Deutschland gibt es nach Schätzungen 6.000 bis 8.000 Wildkatzen, für das Kernverbreitungsgebiet im Harz auf sachsen-anhaltinischer Seite mit vorgelagerten Waldgebieten schätzte das Landesamt für Umweltschutz 2013 eine Mindest-Individuenzahl von 390 Tieren. Der BUND-Regionalverband Halle-Saalekreis konnte innerhalb mehrerer Projekte zum Schutz der Wildkatze in verschiedenen Untersuchungsgebieten in Sachsen-Anhalt 124 Einzeltiere – einige davon mehrfach – nachweisen.

Die Europäische Wildkatze in Deutschland zu erhalten und zu schützen, darf aus Sicht des BUND aber nicht allein in den Händen von Naturschutzverbänden und Forschung liegen. „Wir haben gezeigt, dass Waldvernetzung machbar ist und funktioniert. Damit eingewanderte Wildkatzen es in einem Gebiet schaffen, stabile Populationen zu etablieren und Nachkommen hervorzubringen, ist es wichtig, den Wald als Lebensraum selbst zu verbessern: Wildkatzen brauchen naturnahe Laubmischwälder, keine naturfernen Fichten- und Kiefernmonoforste, die angesichts der Klimakrise aktuell massenhaft unter Trockenstress, Windwurf, Waldbränden und Borkenkäferbefall zusammenbrechen. Dahingehend müssen wir unsere Wälder dringender denn je umgestalten. Wir haben mit dieser seltenen Tierart einen Schatz in unseren Wäldern. Es liegt in unser aller Verantwortung, der Wildkatze und vielen anderen gefährdeten Tierarten den Raum zu geben, den sie zum Überleben brauchen“, appelliert Zoologin Nicole Hermes vom BUND Regionalverband Halle-Saalekreis an die Entscheiderinnen und Entscheider aus Politik, Land- und Forstwirtschaft sowie Jagd.

 

(Quelle: PM BUND)

Print Friendly, PDF & Email

Kommentar schreiben