Baumplantagen tragen nur bedingt dem Schutz von Käfern bei

28. April 2021 | Bildung und Wissenschaft, Natur & Gesundheit, Umwelt + Verkehr | Keine Kommentare
Künstlich angelegte Baumplantagen sollen helfen, den Verlust naturbelassener Wälder auszugleichen, tragen aber nur bedingt zum Schutz der Artenvielfalt bei. So beherbergen Plantagen weniger Käferarten als naturbelassene Altbestände und auch die Zahl der Tiere ist deutlich geringer. Das zeigt eine globale Analyse unter Leitung des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv), der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), die im Fachmagazin „Forest Ecology and Management“ veröffentlicht wurde.

Angesichts des Rückgangs naturbelassener Waldbestände erscheinen vom Menschen angepflanzte Baumplantagen als eine gute Möglichkeit, den Lebensraum Wald zu erhalten. Doch wie groß ist der tatsächliche Nutzen solcher Plantagen für die biologische Vielfalt? Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von iDiv, FSU und MLU haben dies am Beispiel der Käfer überprüft. Käfer machen 27 Prozent aller Insektenarten weltweit aus und werden oft als Indikatoren für die Auswirkungen des Klimawandels und der Fragmentierung von Lebensräumen auf die Biodiversität genutzt. In Wäldern erfüllen sie wichtige Funktionen – so zersetzen sie zum Beispiel pflanzliche und tierische Biomasse und machen die darin enthaltenen Nährstoffe für Pflanzen wieder nutzbar.

Baumplantagen beherbergen deutlich weniger Käferarten

Für ihre Studie untersuchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler 83 bereits veröffentlichten Studien, die sich mit der Käfervielfalt in Baumplantagen und Altbeständen befassten. „Natürlich ist der Nutzen solcher Plantagen immer abhängig von den Baumarten, die angepflanzt wurden.“, sagt Dr. Silvia Gallegos von der MLU, eine der Hauptautorinnen der Studie: „Mehrere verschiedene Arten sind oft besser als Monokulturen und einheimische Arten besser als exotische.“ Generell zeigte die global angelegte Studie einen deutlichen Unterschied in der Käfervielfalt zwischen Plantagen und unbewirtschafteten Wäldern. So beherbergten die Plantagen im Durchschnitt ein Drittel weniger Arten sowie nur etwa die Hälfte der Individuen, die in den Wäldern zu finden waren.

Auch die Käfer-Gemeinschaften in Plantagen und Wäldern unterschieden sich deutlich. Selbst solche Plantagen, die eine ähnliche Zahl der Käferarten- und Individuen wie die Altbestände aufwiesen, wiesen noch eine deutlich andere Zusammensetzung der Käfergemeinschaft auf. Die negativen Auswirkungen von Plantagen betrafen vor allem Käfer, die sich von toten organischen Bestandteilen ernähren. Dies liegt möglicherweise an dem weniger abwechslungsreichen Nahrungsangebot in Baumplantagen. Auch Käferarten, die sich von anderen Insekten ernähren, kamen in Plantagen seltener vor. „Das deutet darauf hin, dass es in Plantagen weniger Fressfeinde für Pflanzenschädlinge gibt.“, sagt Letztautor Dr. Stephan Kambach von MLU und iDiv: „Altbestände könnten also widerstandfähiger gegenüber Pflanzenschädlingen und Krankheiten sein als künstlich angelegte Baumplantagen.“

Plantagen können ursprüngliche Wälder nicht ersetzen

Am ausgeprägtesten waren die Unterschiede in der Zusammensetzung der Käfergemeinschaften in den Tropen und Subtropen. Hier waren auch die Unterschiede zwischen der Zahl der Arten sowie der Individuen in Plantagen und in alten Waldbeständen am größten.

Mit ihrer Studie zeigen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass Baumplantagen – insbesondere wenn viele Baumarten in Mischung gepflanzt werden – zwar einen wichtigen Beitrag leisten, um den Lebensraum im Wald lebender Arten zu erhalten. „Sie können aber nicht die Vielfalt oder die Zusammensetzung der Käferarten aufrechterhalten, die wir in alten Waldbeständen finden.“, sagt Erstautor Georg Albert von iDiv und FSU. Das schränke ihren Wert für den Naturschutz ein.

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