Artensofortförderung: „Naturschutz vor eigener Haustür wird wichtiger“

15. Mai 2023 | Umwelt + Verkehr | Keine Kommentare

Das Interesse an lokalen Naturschutzprojekten hält unvermindert an: Bereits in der ersten Runde der Artensofortförderung für 2023 sind 90 Projektanträge im Gesamtvolumen von rund 7,3 Millionen Euro eingereicht worden. Damit sind die in diesem Jahr für neue Vorhaben zur Verfügung stehenden Mittel in Höhe von drei Millionen Euro schon jetzt deutlich überzeichnet. In den kommenden Wochen werden nun diejenigen Projekte für eine Förderung ausgewählt, die einen besonders hohen ökologischen Nutzen haben und bis Jahresende umsetzbar sind.

Mit der Artensofortförderung unterstützt das Umweltministerium Maßnahmen zu Erhalt und Verbesserung von Lebensräumen. Dies ist notwendig, da in Sachsen-Anhalt derzeit 1.560 Tier- und Pflanzenarten akut vom Aussterben bedroht sind; das entspricht 7,3 Prozent der im Land nachgewiesenen Arten. Diese Entwicklung wird durch den Klimawandel und damit einhergehende Extremwetterereignisse wie längere Trockenperioden und Dürren verschärft.

Dazu erklärte Umweltminister Prof. Dr. Armin Willingmann: „Der große Ansturm auf die Artensofortförderung zeigt: Naturschutz vor der eigenen Haustür gewinnt an Bedeutung. Immer mehr Menschen wird bewusst, dass Artenschutz auch Daseinsvorsorge ist. Die einzelnen geförderten Projekte sind zwar relativ klein, leisten aber in ihrer Gesamtheit einen wertvollen Beitrag für eine intakte Umwelt.“

Im Jahr 2022 hatte das Ministerium 88 Projekte mit rund vier Millionen Euro über die Artensofortförderung ermöglicht. Zu den besonders bedeutsamen Vorhaben gehören u.a. die Sicherung des Storchenneststandortes Dannefeld (Altmarkkreis Salzwedel), die teilweise Vertiefung ehemaliger Feuchtbiotope im Flechtinger Höhenzug (Landkreis Börde), die naturnahe Gewässergestaltung des Brunkauer Tangers (Landkreis Stendal) oder die Errichtung eines Fledermausquartiers in Spielberg (Burgenlandkreis) im Geo-Naturpark „Saale-Unstrut-Triasland“.

Die Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen forderte derweil im Landtag, noch mehr Geld für die Artensofortförderung im nächsten Landeshaushalt einzustellen. „Seitdem Armin Willingmann Umweltminister ist, wurde die Förderung jedes Jahr gekürzt!“, so die Kritik von Wolfgang Aldag, Sprecher für Naturschutz der grünen Landtagsfraktion.

„Ursprünglich waren fünf Millionen Euro jährlich dafür vorgesehen, dieses Jahr stehen nur noch drei Millionen Euro zur Verfügung. Diese sind jetzt schon im Mai ausgeschöpft. Der diesjährige Ansturm zeigt, dass die Kürzung der falsche Weg ist. Wir fordern die Landesregierung auf, für den Landeshaushalt 2024, mehr Geld für die Artensofortförderung einzustellen. Fünf Millionen Euro sollten mindestens eingeplant werden.“

Das Artensterben sei eine der drei zentralen globalen Krisen, der mit allen Mittel entgegentreten werden müsste. Der Koalition in Sachsen-Anhalt fehle aber die nötige Ernsthaftigkeit bei dem Thema. Naturschutzverbände, Vereine und Gemeinden, die sich für Artenschutz oft ehrenamtlich einsetzen, profitierten demnach vor allem von dieser unbürokratischen und schnellen Förderung.

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