AHA fordert: Veränderung des wirtschaftlichen Nutzen der Dölauer Heide

4. Februar 2021 | Natur & Gesundheit, Umwelt + Verkehr, Vereinsleben | Keine Kommentare

 

Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder (AHA) hält eine naturnahere Entwicklung der Dölauer Heide für absolut dringend geboten. In einer Pressemitteilung zum Thema erklärt der AHA demnach, die Dölauer Heide stelle gemeinsam mit der Saaleaue ein wichtiges Vernetzungswerk für die Entwicklung von Biotop-Verbundsystemen und zudem auch ein sehr bedeutsames Naherholungsgebiet für die Menschen der Region dar.

Vor dem menschlichen Eingriff habe die Heide allerdings einen winterlindenreichen Traubeneichen-Hainbuchenwald-Bestand gehabt. Davon seien jetzt jedoch nur noch Restbestände erhalten; denn heute überwiege zu 60 Prozent die Kiefer. Außerdem seien zwei Drittel des Baumbestands älter als 80 Jahre – eine Entwicklung, die auf die jahrzehntelange intensive, schnelle und umfassende Holzgewinnung seit etwa 1850 zurückzuführen sei.

Nach Auffassung des AHA sollte die Vegetation der Dölauer Heide eine naturnahere Entwicklung in Richtung eines standorttypischen winterlindenreichen Traubeneichen-Hainbuchenwaldes erfahren. In der Erklärung wird vorgeschlagen: Dies ist möglich, wenn die Dölauer Heide immer mehr einer sukzessiven Entwicklung überlassen wird und Bewirtschaftungsmaßnahmen sich immer mehr auf die Freihaltung von Wegen und Plätzen sowie der damit verbundenen Gefahrenabwehr beschränken.

Weiterhin kritisiert der AHA die jüngsten massiven Abholzungen im Ostbereich der Dölauer Heide zwischen Schießhaus und Schwedenweg. Diese zeigen auf, dass sich die Verantwortlichen und Politik in der Stadt Halle (Saale) auf weitere Zerstörung des Waldbestandes orientieren. Bei den trotz massiv vorgetragenen und vielfältigen Kritik fortgesetzten zerstörenden Fällungen entnahm bzw. entnimmt man flächendeckend Waldkiefer, Birke und Eichen. Zurück bleiben blieben zumeist einzelne, zum Teil beschädigte Bäume, zerfahrener und verdichteter Waldboden und riesige Stapel an Stämmen sowie teilweise stark ramponierte Wanderwege.

Der AHA bekräftigt daher mit Nachdruck, dass die fortgesetzten und massiven flächendeckenden und punktuell größeren Abholzungen in der Dölauer Heide für vollkommen ungeeignet erscheinen, um eine Umwandlung des Waldes herbeizuführen. So haben bereits in der Vergangenheit beispielsweise auch Abholzungen im Bereich des Harzklubstiegs sowie südwestlich des Kellerberges zu massiven Störungen des Gehölzbestandes, Beeinträchtigungen der Wege sowie zu Vernichtungen wichtiger Lebensräume von Tieren geführt. In diesem Bereich kommt noch u.a. hinzu, dass hier der nach Anhang II und IV der europäischen Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie besonders geschützte Eremit ( Osmoderma eremita) – auch Juchtenkäfer genannt – siedelt. Wegen der geringen Ausbreitungsfähigkeit des Käfers ist ein ständiges Angebot weiterer nachwachsender Brutbäume unterschiedlichen Alters in der Umgebung für eine nachhaltige Sicherung des Vorkommens zwingend notwendig. Diese Notwendigkeit scheint offensichtlich im Gebiet zwischen dem Südrand der Dölauer Heide und dem Harzklubstieg nicht die ausreichende und erforderliche Beachtung zu finden.

Darüber hinaus stellen AHA-Mitglieder immer wieder fest, dass u.a. zahlreiche Stämme in aufgestapelten Holzhaufen Hohlräume aufweisen, welche nunmehr als Lebens- und Rückzugsraum für zahlreiche Tierarten verlorengegangen sind. Mit großer Sorge betrachtet der AHA nunmehr u.a. umfassende Vorbereitungen zu offenbar flächendeckenden und massiven Abholzungen im Bereich ab Südwesten in Angrenzung an das Naturschutzgebiet Lindbusch stattfinden. Neben der Vernichtung von wertvollem Lebens- und Rückzugsraum sowie umfassenden Störungen der Waldstrukturen, behindern diese Arbeiten den sukzessiven standortgerechten Jungaufwuchs. Gerade unter dem Dach größerer lichter Gehölze, wie der Waldkiefer und der Pappel, ist oft eine Junggehölzentwicklung sehr gut möglich. Insbesondere Stiel- und Traubeneichen mögen im Jungstadium einen derartigen halbschattigen Zustand.

Daher sollte nach Meinung des AHA der wirtschaftliche Nutzen der Dölauer Heide sich weg von einer intensiver betriebenen Waldwirtschaft mit Beteiligung an Holzauktionen, hin zu einem sach- und fachkundigen, umwelt- und naturverträglichen sanften Tourismus entwickeln. Daher hat der AHA u.a. der Stadt Halle (Saale) umfassende Vorschläge für eine Neustrukturierung des 1932 entstandenen Naturlehrpfades vorgelegt und zudem angeregt ein neues Wegekonzept zu entwickeln.

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