Tres culturas: Jesus und Maria im Koran

25. Dezember 2017 | Kultur, Nachrichten | Ein Kommentar

Weihnachten 2017 (Moritzkirche in Halle)

Die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium mit Krippe, Engeln und Hirten ist hierzulande fast allen Menschen bekannt, sie gehört bei uns zum allgemeinen Kulturgut (Lk 2, 1 – 20). Hallespektrum stellte sie im vergangenen Jahr in der Rubrik „Tres culturas“ kurz vor. Wenig oder nicht bekannt sind dagegen die Erzählungen über Jesus und Maria im Koran, die wir dies Jahr zu Weihnachten vorstellen wollen. Dies im Kontext der Debatte um unser Weihnachtsfest, das angeblich der Islamisierung geopfert werden soll. „Auch wenn Weihnachten ein christliches Fest ist, sind Jesus und Maria für Muslime sehr wichtige Personen, die im Koran mehrfach erwähnt werden. Während Maria die einzige Frau im Koran ist, die namentlich genannt wird, gehört Jesus zu den wichtigsten Propheten“ heißt es auf http://www.islamiq.de/2015/12/24/14520/ (eine gute Seite für alle, die sich näher informieren wollen).

Der Text über Jesus und Maria steht in der 19. Sure des Koran, die in der mekkanischen Zeit (vor der Hidschra) aufgeschrieben wurde.

Hier der Wortlaut (in der Übersetzung von Ahmad von Denffer, die von der Universität Al-Azhar in Kairo als beste Übersetzung bezeichnet wurde):

16. Erzähle, was in diesem Buch über Maria steht. Da sie sich zurückzog von den Ihren nach einem gen Osten gewandten Ort,

17. Und sich vor ihnen barg im Schleier, da sandten Wir Unseren Geist zu ihr, und er erschien ihr in Gestalt eines vollkommenen Menschen.

18. Sie sprach: «Ich nehme meine Zuflucht vor dir bei dem Allerbarmer; (laß ab von mir) wenn du Gottesfurcht hast.»

19. Er antwortete: «Ich bin nur ein Gesandter deines Herrn, auf daß ich dir einen reinen Sohn beschere.»

20. Sie sprach: «Wie soll mir ein Sohn werden, wo mich kein Mann berührt hat und ich auch nicht unkeusch gewesen bin?»

21. Er antwortete: «So ist’s; dein Herr aber spricht: “Es ist Mir ein leichtes und (Wir tun dies) auf daß Wir ihn zu einem Zeichen machen für die Menschen und zu einer Barmherzigkeit von Uns, und es ist eine beschlossene Sache.”»

22. Und sie empfing ihn und zog sich mit ihm an einen entlegenen Ort zurück.

23. Und die Wehen der Geburt trieben sie zum Stamm einer Palme. Sie sprach: «O wäre ich doch zuvor gestorben und wäre ganz und gar vergessen!»

24. Da rief es ihr von unten her zu: «Betrübe dich nicht. Dein Herr hat unter dir ein Bächlein fließen lassen;

25. Schüttle nur den Stamm der Palme gegen dich, sie wird frische reife Datteln auf dich fallen lassen.

26. So iß und trink und kühle (dein) Auge. Und wenn du einen Menschen siehst, dann sprich: “Ich habe dem Allerbarmer ein Fasten gelobt, darum will ich heute zu keinem Wesen reden.”»

27. Dann brachte sie ihn zu ihrem Volke, indem sie ihn tragen ließ. Sie sprachen: «O Maria, du hast etwas Seltsames getan.

28. O Schwester Aarons, dein Vater war kein Bösewicht, noch war deine Mutter ein unkeusches Weib!»

29. Da deutete sie auf ihn. Sie sprachen: «Wie sollen wir zu einem reden, der ein Kind in der Wiege ist?»

30. Er sprach: «Ich bin ein Diener Allahs, Er hat mir das Buch gegeben und mich zu einem Propheten gemacht;

31. Er machte mich gesegnet, wo ich auch sein mag, und Er befahl mir Gebet und Almosen, solange ich lebe;

32. Und (Er machte mich) ehrerbietig gegen meine Mutter; Er hat mich nicht hochfahrend, elend gemacht.

33. Friede war über mir am Tage, da ich geboren ward, und (Friede wird über mir sein) am Tage, da ich sterben werde, und am Tage, da ich wieder zum Leben erweckt werde.»

34. So ist Jesus, Sohn der Maria – eine Aussage der Wahrheit, über die sie uneins sind.

(Quelle: www.koran-auf-deutsch.de/19-maria-maryam)

Hintergrund:

Unter dem Titel „tres culturas“ (drei Kulturen) stellt Hallespektrum in Anlehnung an die „Stadt der drei Kulturen – Toledo“ die kulturellen Wurzeln Europas vor, bestehend aus Judentum, Christentum und Islam.

Weitere Beiträge der Reihe Tres Culturas:

    1. Was bedeutet Weihnachten für Christen, Muslime und Juden?

    2. „Von guten Mächten wunderbar geborgen…“

    3. 6. Januar: Dreikönigsfest

    4. Frauen treffen sich zum interreligiösen Dialog

    5. Huysburg: Ein Wochenende im Kloster

    6. Besuch bei der Synagogengemeinde in Halle-Trotha

    7. Purim oder das Losfest

    8. Osternacht auf dem Petersberg

    9. Gott ist schön und liebt das Schöne

    10. Beginn des islamischen Opferfestes

    11. Ein süsses Leben Euch allen!

    12. Jom Kippur, das jüdische Versöhnungsfest

    13. Die Alte Synagoge in Erfurt

    14. Sankt Nikolaus

 

 

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