Wenn Mutti früh von der Arbeit kommt: Frauenarbeit ist oft nur noch Teilzeitarbeit

7. März 2018 | Soziales | Keine Kommentare
Fast jede zweite sozialversicherungspflichtig beschäftigte Frau arbeitet Teilzeit – vollzeitbeschäftigte Frauen verdienen in Sachsen-Anhalt im Schnitt mehr als Männer – Betriebe zeigen mehr Einsatz bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Frauen in Sachsen-Anhalt sind vergleichsweise häufiger in Beschäftigung Beschäftigungsquoten weisen den Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten an der gleichaltrigen Bevölkerung aus. Die Bevölkerungszahl wird vom Statistischen Bundesamt ermittelt. Die Bevölkerungsdaten beziehen sich auf den 31.12. des Vorjahres.. Das zeigt eine Auswertung der BA-Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen zum Weltfrauentag am 08. März. In Sachsen-Anhalt liege die Beschäftigungsquote von Frauen zwischen 15 und 65 Jahren bei fast 61 Prozent Stand 30.06.2017, erklärte der Chef der Arbeitsagenturen in Sachsen-Anhalt, Kay Senius. Damit liege die Quote in Sachsen-Anhalt über dem Bundesdurchschnitt von 55,4 Prozent. Unter den zehn Kreisen mit der bundesweit höchsten Beschäftigungsquote von Frauen liegt auch ein Kreis aus Sachsen-Anhalt: Der Bördekreis auf Platz fünf. „Berufstätigkeit war für ostdeutsche Frauen bereits zu DDR-Zeiten ganz normal. Sie haben daher eine stärkere Bindung an den Arbeitsmarkt als Frauen in Westdeutschland. Im Westen hat sich dieses Selbstverständnis erst in den letzten Jahren deutlicher herausgebildet. Die Kinderbetreuung in Ostdeutschland ist grundsätzlich auch besser geregelt. Dazu kommt, dass die Einkommen in Ostdeutschland in der Regel niedriger sind als in Westdeutschland. Familien sind daher häufiger darauf angewiesen, dass beide Partner arbeiten gehen“,  sagte Kay Senius.

Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit

Frauen arbeiteten wesentlich häufiger in Teilzeit als Männer. Rund 47 Prozent der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen haben einen Teilzeitjob Stand 30.06.2017, bei den Männern sind es nur etwa 12 Prozent. „Frauen arbeiten häufig in Branchen, wie im Handel oder im Büro, in denen der Teilzeitanteil hoch ist. Außerdem tragen sie bei der Kinderbetreuung oder der Pflege von Angehörigen noch immer die Hauptverantwortung. Ein Großteil der Paare wählt das „Zuverdienermodell“ mit vollzeitbeschäftigtem Mann und teilzeitbeschäftigter Frau“, erklärte Kay Senius.

Sozialversicherungspflichtig vollzeitbeschäftigte Frauen in Sachsen-Anhalt verdienen im Schnitt mehr

Bei der Bezahlung haben die Frauen in Sachsen-Anhalt allerdings die Nase vorn. Zumindest im Durchschnitt bei den sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten. Während der Median des Bruttomonatsentgelts Methodische Hinweise zur Entgeltstatistik: https://statistik.arbeitsagentur.de/nn_280848/Statischer-Content/Grundlagen/Methodische-Hinweise/BST-MethHinweise/Entgelt-meth-Hinweise.html

von vollzeitbeschäftigten Männern im Bundesschnitt 14 Prozent über dem der Frauen liegt, liegt er in Sachsen-Anhalt mit 2.395  Euro 1,8 Prozent unter dem von Frauen (2.439 Euro). Regional gesehen liegen die Bruttomonatsentgelte von vollzeitbeschäftigten Männern in Dessau-Roßlau mit 14 Prozent am deutlichsten unter denen von Frauen, gefolgt vom Kreis Stendal (Minus 4,5 Prozent), der  Stadt Magdeburg (Minus 3,1 Prozent), dem Kreis Wittenberg (Minus 2,3 Prozent) und der Stadt Halle (Minus 1,7 Prozent). „Vollzeitbeschäftigte Frauen verdienen in Sachsen-Anhalt vor allem dort mehr, wo überdurchschnittlich viele Universitäten, Bildungseinrichtungen und öffentlicher Dienst vorhanden sind, weil Frauen häufig in diesen Bereich beschäftigt sind. Die Gehälter im Öffentlichen Dienst sind im Vergleich zu anderen Branchen höher. In Regionen, in denen eher verarbeitendes Gewerbe und Industrie vorhanden ist, haben die Männer die Nase vorne, weil sie dort die  besser bezahlten Industriearbeitsplätze mit Schichtzulagen haben. In strukturschwachen Regionen überholen die vollzeitbeschäftigten Frauen die Männer, weil sie auch dort als Lehrerinnen, Erzieherinnen oder in der Verwaltung höhere Löhne erzielen als die Männer“, sagte Kay Senius. Es gebe nach wie vor ein Problem mit  geschlechterspezifischen Entgeltunterschieden. Das gravierendere Problem sei aber die Lohnlücke zwischen ostdeutschen Regionen und dem Westen, so Senius weiter. In Sachsen-Anhalt beträgt der Median des Bruttomonatsentgelts für Vollzeitbeschäftigte 2.408 Euro, im Bundesschnitt sind es 3.133 Euro.

 

Betriebe zeigen mehr Einsatz bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf

 

Ermutigend sei, so Senius, dass die Zahl der Unternehmen wachse, die Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf anböten.  Dabei gebe es große Unterschiede nach Betriebsgröße und Branche. Je größer ein Betrieb sei, desto höher sei die Wahrscheinlichkeit, dass Maßnahmen angeboten werden. „Fakt ist, dass wir beim Thema Gleichberechtigung – wie in anderen Ländern auch – noch nicht da sind, wo wir sein müssten. Das hat auch damit zu  tun, dass Frauen noch immer in Leitungspositionen unterrepräsentiert sind. Zum anderen müssten die Aufgaben der Kindererziehung und Pflege von Angehörigen besser verteilt werden. Da sind eindeutig die Männer in der Pflicht “, erklärte Senius. In Sachsen-Anhalt liegt der Anteil der Frauen an den Beschäftigten in Leitungspositionen nach  BA-Daten bei knapp 36 Prozent.

 

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