Stadtspitze zerpflückt Kinder- und Jugendstudie
7. April 2015 | Soziales | 3 KommentareVergangene Woche haben Vertreter der Stadtverwaltung und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg die Hallesche Kinder- und Jugendstudie präsentiert. 595 Jugendliche in der fünften und neunten Klasse wurden für die Untersuchung befragt.
Er habe Schwierigkeiten mit der Klientel, die befragt wurde, sagte Sozialdezernent Tobias Kogge zur Beigeordnetenkonferenz. „Wir sind an die falsche Befragungsgruppe geraten.“ Es sei viel zu wenig schichtmäßig gefragt worden. In Halle gebe es 32 Prozent Kinder aus Familien mit Transfereinkommen – sprich: ihre Eltern sind arbeitslos. Dies spiegele sich in der Befragung nicht wieder.
Auch Oberbürgermeister Bernd Wiegand hat so seine Probleme mit der Untersuchung. „Ich sehe keine konkreten Handlungsmaßnahmen“, sagte er zum Kinder- und Jugendbeauftragten Mirko Petrick. Wiegand erwartet von Petrick Impulse. „Was genau soll die Stadt jetzt machen?“ Petrick hatte zuvor erklärt, Halle sei nicht schlecht aufgestellt. „Wir sind auf dem richtigen Weg ist mir viel zu pauschal“, so Wiegand.
Festgestellt wurde in der Befragung zudem, dass elf Prozent der Jugendlichen die Skaterparks nutzen, die Nutzung der Jugendeinrichtungen dagegen erschreckend gering ist. „Sind Jugendeinrichtungen zeitgemäß, wenn sie nur offen sind, wenn Kinder keine Zeit haben“, fragte Kogge. Er erwartet eine Änderung der Öffnungszeiten, insbesondere mit einer verstärkten Orientierung aufs Wochenende.
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Die Tätigkeit in den späteren Tageszeiten, oder besser die Nicht-Öffnungszeiten, sind eben auch Abbild der Beschäftigungsstrategie. Welche nicht vorhandenen oder nicht verfügbaren Mitarbeiter sollten denn die Spätschichten absichern?
Insgesamt alles mit kurzer Decke und heißer Nadel genäht; so läuft das eben nicht.
Aber vielleicht begreift es ja noch mal jemand… bevor es endgültig zu spät ist…
Wolli:
Bei der Studie ging es um das Freizeitverhalten der Halleschen Kinder und Jugendlichen. Dabei wurden auch die Nutzung der Angebote öffentlich geförderter Jugendarbeit gefragt. Das war der Schwerpunkt. Die Jugendlichen hatten aber darüber hinaus auch die Möglichkeit offen zu formulieren welche Angebote sie in ihrer Freizeit so nutzen. Die Bibliothek war meines Wissens nach nicht dabei.
Grundsätzlich:
Die Rückmeldung des OB das die Nutzung der Einrichtungen erschreckend niedrig ist richtig. Die Nutzerquote bewegt sich damit leicht oberhalb des Bundesdurchnittes bei einer Finanzierung die weniger als die Hälfte des Bundesdurchschnitt ausmacht. Andere sehen das als Erfolg.
Ich würde Herrn Dezernenten Kogge ja gerne mal fragen wie er die Schichten befragen will? Vielleicht den Fragebogen mit den ALG II Bescheid verschicken und hoffen das da was zurück kommt? Da wurden Kinder und Jugendliche aus verschiedensten Schulen im Stadtgebiet befragt. Ziel war es Halle als ganzes abzubilden aber nicht Schichten aufzuzeigen.
Zu den Öffnungszeiten:
Die Öffnung in der Woche hängt stark mit den Möglichkeiten des Personal zusammen. Wenn ich nur einen Mitarbeiter habe der am Nachmittag, am Abend, am Wochenende und in allen Ferien und Feiertagen arbeiten soll dann klemmt es irgendwo. Der Mitarbeitende soll ja auch noch Fortbildungen machen, Verwaltungstätigkeiten erledigen, Konzepte schreiben, in Netzwerken mitarbeiten und und und. Irgendwann ist der dann auch noch mal krank oder hat Urlaub. Hilfsmitarbeiter über den dritten Arbeitsmarkt oder Ehrenamtliche dürfen aus Gründen der Aufsichtpflicht oft nicht alleine arbeiten. So kann es dann schon passieren, dass am Wochenende dicht ist.
Dass es in der Stadtbibliothek am Hallmarkt eine Jugendmediathek gibt und 2500 Kinder und Jugendliche Leser in der Stadtbibliothek sind, scheint bei den Verfassern der Studie unbekannt zu sein.