Schulanfang: Kinder in Hartz-IV-Familien sind besonders von Ausgrenzung bedroht

29. August 2014 | Soziales | Ein Kommentar

Am 6. September beginnt für die ABC-Schützen in Sachsen-Anhalt die Schulzeit. Unter den Schulanfängern sind auch viele Kinder, deren Eltern arbeitslos sind und Hartz-IV beziehen. Die Jobcenter stellen sie bei einem Aktionstag am 03. September in den Fokus.

Rund 9.300 sechs- und siebenjährige Kinder in Sachsen-Anhalt leben in Hartz-IV-Familien. Für viele von Ihnen beginnt in der kommenden Woche der Ernst des Lebens: Sie werden eingeschult. „Damit startet für diese Kinder die Weichenstellung für ihre Zukunft. Aufgrund der wirtschaftlichen Situation der Familien sind aber einige von ihnen von Ausgrenzung und Stigmatisierung bedroht. Besonders gefährdet sind die Kinder, deren Eltern beide arbeitslos sind oder die bei einem Elternteil aufwachsen, das keinen Job hat“, warnt der Geschäftsführer der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen, Lutz Mania.

Zahl der Familien mit zwei arbeitslosen Eltern in den letzten fünf Jahren um fast die Hälfte gesunken
2.797 Hartz-IV-Familien mit zwei arbeitslosen Eltern registrierten die Jobcenter in Sachsen-Anhalt im April 2014, fast die Hälfte (43%) weniger als noch vor fünf Jahren. „Dahinter steckt die gute und zielgerichtete Arbeit der Jobcenter mit den Betroffenen und die positive Arbeitsmarktsituation“, erklärte Mania. Auch die durchschnittliche Zahl der arbeitslosen alleinerziehenden Hartz-IV-Empfänger sei von 14.361 im Jahr 2009 auf 11.762 im Jahr 2013 gesunken, ein Rückgang von 18 Prozent. „Trotzdem wollen und können wir mit der Situation von arbeitslosen Alleinerziehenden und Familien mit zwei arbeitslosen Elternteilen nicht zufrieden sein. Sie brauchen weiterhin besonders intensive Unterstützung, weil ihnen bei der Arbeitsaufnahme besonders viele Hürden entgegen stehen.“

Aktionstag zum Schulstart: „Einstellungssache – Jobs für Eltern“
Deshalb führen die Jobcenter bundesweit am 03. September einen Aktionstag unter dem Motto „Einstellungssache – Jobs für Eltern“ durch. Mit verschiedenen Aktionen rücken sie insbesondere arbeitslose Eltern mit Hartz-IV-Hintergrund in den Fokus. So wie sich für die Schulanfänger der Alltag verändert, soll sich auch für deren arbeitslose Eltern durch einen neuen Job eine positive Perspektive bieten. So nehmen zum Beispiel Vermittler des Jobcenters Dessau die betroffenen Familienväter und – Mütter an die Hand und stellen sie direkt beim Arbeitgeber vor. Angesichts der beginnenden Ausbildung rief Lutz Mania Unternehmen dazu auf, arbeitslosen Eltern von neu eingestellten Auszubildenden eine Chance im Betrieb zu geben. Viele dieser Menschen hätten eine abgeschlossene Berufsausbildung.

Herbstaufschwung nutzen, um auf das Potential aufmerksam zu machen
„Der Arbeitsmarkt ist aktuell in einer guten Verfassung. Im Herbst suchen die Arbeitgeber verstärkt nach Mitarbeitern. Diesen Effekt wollen wir nutzen und noch einmal verstärkt auf das Potential dieser Menschen aufmerksam machen“, erklärt Lutz Mania. Genau wie alle anderen, übernähmen diese Eltern Verantwortung für ihre Kinder. Man müsse ihnen aber auch die Chancen geben. „Wir wollen natürlich erreichen, dass die Kinder Arbeitslosigkeit der Eltern und die damit häufig verbundene gesellschaftliche Isolation nicht als Normalität erleben“, so Mania weiter.

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