Projekt gewinnt Deutschen Engagementpreis – und ist gefährdet, weil Gegenfinanzierung der Stadt Halle noch nicht vorliegt.

5. Dezember 2017 | Soziales | 2 Kommentare

Heute wurde der Deutsche Engagementpreis 2017 in feierlichem Rahmen in Berlin verliehen, darunter ein Projekt aus Halle. Der Friedenskreis Halle e.V. ist einer der sechs bundesweiten
Preisträger*innen, die unter 685 Nominierten ausgewählt wurden. Ausgezeichnet wurde das Projekt ElKiS, bei dem sich über 50 ehrenamtliche Sprachmittler*innen für eine gelungene Kommunikation zwischen nicht-deutschsprachigen Eltern und Kitas einsetzen. Gleichzeitig ist nicht sicher, ob das preisgekrönten Projektes fortgeführt werden kann, da bislang Förderzusagen fehlen.
Mit dem Projekt ElKiS reagiert der Friedenskreis Halle e.V. auf das Problem, dass viele Kindergärten in Halle mit Mehrsprachigkeit konfrontiert sind, aber allein nicht ausreichend mit dieser
Herausforderung umgehen können. „Gelungene Gespräche zwischen Erzieher*innen und Eltern stellen eine wichtige Grundlage für gute frühkindliche Bildung dar“, so Geschäftsführer Christof Starke. Deswegen hat der Verein das Projekt ElKiS – Eltern-Kita-Sprachmittler*innen ins Leben gerufen. Seit 2015 wurden über 50 ehrenamtlich arbeitende Dolmetscher*innen weitergebildet. Mit ihrem Einsatz versuchen sie, sprachliche und kulturelle Barrieren zu überwinden und somit Brücken zu bauen zwischen Erzieher*innen und Eltern, die kein oder wenig Deutsch sprechen. Mittlerweile können sie ca. 30 Sprachen abdecken.

Um dieses wirkungsvolle Engagement zu würdigen, hat der Friedenskreis Halle e.V. den Deutschen Engagementpreis in der Kategorie „Chancen schaffen“ erhalten. „Die Preisträgerinnen und Preisträger des Deutschen Engagementpreises 2017 sind wichtige Vorbilder für eine tolerante, gerechte und solidarische Gesellschaft. Dafür danke ich Ihnen herzlich
und gratuliere zur Auszeichnung!“, sagt Bundesfamilienministerin Dr. Katarina Barley bei der Eröffnung der festlichen Preisverleihung vor fast 500 Gästen in Berlin. Moderiert von Pinar Atalay würdigen weitere prominente Gäste wie DFB-Integrationsbeauftragter Cacau, Kolumnist Harald Martenstein und ARD-Generalsekretärin Dr. Susanne Pfab die Engagierten. Künstlerinnen und Künstler wie Georgette Dee & Terry Truck oder Stand-up-Comedian Martin Reinl verleihen der Veranstaltung einen besonderen Rahmen.

Noch keine Förderzusage der Stadt Halle: Sorge um Fortführung des Projektes

„Neben der Freude über die Auszeichnung macht ich bei uns und unter den Kitas jedoch gerade Sorge breit“, berichtet Christof Starke. Der Aufbau des Dolmetscher*innen-Pools wurde bisher als Modellprojekt von der Robert-Bosch-Stiftung und der Heidehof-Stiftung finanziert. „Wir sehen nun die Stadt Halle in der Verantwortung, qualifizierte Sprachmittlung
mit einer Regelförderung sicherzustellen“, so Starke weiter. Im Januar endet die bisherige Projektlaufzeit – und neue Förderzusagen stehen bisher aus. Starke: „Ein Abbruch wäre fatal und ein schlechtes Zeichen für vielfältiges Zusammenleben in unserer Stadt.“ Die Dolmetscher*innen arbeiten bislang ehrenamtlich. Der Friedenskreis fordert zumindest die Finanzierung einer Koordinationsstelle. Der Bedarf für die Sprachmittlung in Kitas sei sehr groß, bisher greifen etwa 25 Einrichtungen in Halle regelmäßig auf den ElKiS-Pool zurück. Auch darüber hinaus mangelt es nicht an Vorhaben. So wird das Weiterbildungsprogramm für die Sprach- und Kulturmittler*innen mittlerweile auch aus anderen Kommunen nachgefragt. Weitere Ideen sind,
den Service auch auf den Grundschulbereich und den ländlichen Raum um Halle auszuweiten sowie digitale Hilfsmittel zu erproben.

Renommierte Preise und die Arbeit zu Vielfalt in Kitas – beides ist nicht neu für den Verein. Bereits zwei Mal haben Projekte des Friedenskreis Halle e.V. den Preis „Aktiv für Demokratie und Toleranz“ erhalten. Erfahrungen mit Kitas konnte der Verein bereits im Rahmen eines Bundesmodellprojektes „Hand in Hand – Kita ohne Rassismus“ (2008-2010) sammeln, bei dem auch ein Handbuch und Fortbildungskonzepte für Erzieher*innen zu Vielfalt, Demokratieförderung und Wertebildung entstanden und noch immer nachgefragt werden.

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