Organspendepark: Eine Linde für den Kaiser

5. September 2012 | Soziales | Keine Kommentare

Auftakt war mit „Somewhere over the rainbow“: am Mittwochnachmittag fand die diesjährige Festveranstaltung zur Erweiterung des Parks des Hoffens, des Erinnerns und des Dankens statt.

Der Park auf der Salinehalbinsel ist mit seinem Anliegen für die Organspende einzigartig in Deutschland. Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados ist Schirmherrin des Projektes und unterstützt dieses von Anfang an. „Mit dem Park wollen wir den Raum zur Erinnerung an diejenigen Menschen geben, die bereit waren, anderen mit einer Organspende zu helfen“, so Szabados. Wichtig sei für die Angehörigen und Betroffenen ein solcher Ort. „Die Anerkennung und Würdigung ihrer Großherzigkeit soll lebendig bleiben“, betonte Szabados. Vor allem in der gegenwärtigen Diskussion über die Manipulationsvorwürfe bei Transplantationen sei es wichtig, zügig die nötigen Konsequenzen zu ziehen. Gerade die Patienten auf den Wartelisten dürften jetzt nicht die Leidtragenden sein. „Es sind Dinge passiert, die man nicht gut heißen kann. Aber deswegen darf man nicht das gesamte System in Frage stellen.“ Sie mahnte an, sich nicht hinter solchen Skandalen zu verstecken und sich deshalb nicht als Organspender zur Verfügung stellen.

„Jedes gespendete Organ kann Leben schenken“, unterstrich Dr. med. Christa Wachsmuth, Geschäftsführende Ärztin der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), die Bedeutung der Organspende. Dank der Spendebereitschaft der Menschen und der engen Zusammenarbeit mit den Krankenhäusern konnten in der Region Ost im ersten Halbjahr 198 Organe für eine Transplantation bereitgestellt werden. Um weiterhin möglichst vielen Patienten helfen zu können, dafür setzt sich die DSO Tag für Tag ein. Es müsse nun alles dafür getan werden, um das verlorene Vertrauen der Bevölkerung wieder zurückzugewinnen. Sie wies darauf hin, dass mittlerweile 25 Bäume durch Betroffene gepflanzt wurden. „Sie werden uns mahnen und erinnern.“

Professor Paolo Furnara von der Uniklinik Halle wies in seinem Festvortrag darauf hin, dass der Tod auf der Warteliste immer noch zur Realität gehört. Bei der Organspende könne man nur hoffen, dass rechtzeitig ein Spenderorgan bereitsteht, um dem Patienten zu helfen. „Der Spender ist nicht für den Betroffenen gestorben“, wies Furnara hin. Hoffen und Bangen würden ständig die Menschen auf der Warteliste begleiten. „Unsere Sprache ist viel zu arm um die Angst beim Warten, das Hoffen auf ein Spenderorgan und die Freude über eine Transplantation mit einem Wort auszudrücken.“ Furnara sagte, er hoffe, dass durch den Park die gesellschaftliche Anerkennung der Organspende gelingen könne. Mit Blick auf den Organspendeskandal in Göttingen und Regensburg sagte er, „ich hoffe, dass dies keinen irreversiblen Schaden an der Spendenbereitschaft zugefügt hat.“

Marion Strauß aus Dresden hat ihren Sohn am 3. Mai 2010 verloren. Er hatte bei einem Unfall schwerste Verletzungen davon getragen. Insgesamt 7 Menschen konnte ihr Sohn das Leben durch die Organspende retten. Besonders wichtig sei für sie, dass das Herz weiterlebt.

Nach der Festveranstaltung wurden neue Bäume in dem Park gepflanzt, darunter von Roland Kaiser. Der Sänger wurde Anfang 2010 mit einer Lungentransplantation von seiner schweren Krankheit geheilt. „Mein zweites Leben ist wie ein Baum, der neu gesetzt wurde, ein Zeichen des Lebens. Als Botschafter für die Organspende will ich das Bewusstsein der Menschen für die Organspende schärfen und einen Beitrag zu einer ´mit-menschlicheren` Gesellschaft leisten“, erklärte er. Vertreter der Barmer GEK, der Krankenhausgesellschaft und Marion Strauß pflanzten ebenfalls Linden-, Eschen- und Ahornbäume.

Der Park des Hoffens, des Erinnerns und des Dankens wurde im Oktober 2008 auf Initiative des Vereins zur Förderung der Organspende e.V. und dank des Angebots der Stadt Halle, diese Brachfläche dafür nutzen zu können, ins Leben gerufen. Seitdem findet jährlich in Zusammenarbeit mit der Stadt Halle, dem Nierentransplantationszentrum des Universitätsklinikums Halle, dem Projekte-Verlag, dem Verein zur Förderung der Organspende e.V. und der DSO eine Festveranstaltung und Erweiterung des etwa 30.000 Quadratmeter großen Grundstücks statt.

Angehörige von Organspendern, Transplantierte und jeder, der mit dem Thema Organspende in Verbindung steht, hat die Möglichkeit den Park mitzugestalten. Zeit zum Innehalten und Nachdenken sollen nicht nur Betroffene finden, sondern auch alle Einwohner und Besucher der Stadt Halle.

Print Friendly, PDF & Email

Kommentar schreiben