Kaum Ostdeutsche unter den „Eliten“ Deutschlands. Forschungsergebnisse zu Ursachen vorgestellt
10. Oktober 2017 | Soziales | 5 KommentareMehr als ein Vierteljahrhundert nach dem Wiedervereinigungsprozess sind Ostdeutsche in Elitepositionen in den zentralen Bereichen Wirtschaft, Politik, Zivilgesellschaft und Kultur noch immer unterrepräsentiert. Dies ergab 2016 eine Studie der Universität Leipzig im Auftrag des MDR: Bundesweit suche man ostdeutsche Führungskräfte vergeblich, lediglich 1,7 Prozent der Spitzenpositionen seien von Ostdeutschen besetzt.
Mit ihrem Projektvorhaben „Ostdeutsche Eliten. Träume, Wirklichkeiten und Perspektiven“ hat die Deutsche Gesellschaft e. V. mit Unterstützung der Bundesbeauftragten für die neuen Bundesländer die Debatte um Identität, Rolle und Bedeutung der ostdeutsche Eliten im wiedervereinten Deutschland aufgegriffen und vertieft. Das Projekt wurde in Kooperation mit dem Elitenforscher Herrn Prof. Dr. Heinrich Best und seinem Forschungsteam (Friedrich-Schiller-Universität Jena/KomRex – Kompetenzzentrum für Rechtsextremismusforschung, Demokratiebildung und gesellschaftliche Integration) realisiert.
Eine Online-Publikation präsentiert nun die Ergebnisse der Veranstaltung „Ostdeutsche Eliten. Träume, Wirklichkeiten und Perspektiven“ Juni 2017 in Berlin.
Leipziger Wissenschaftler haben darin besipielsweise zwischen 2015 und 2016 die Besetzung von Führungsposituionen verschiedener Bereiche untersucht. Die Bilanz: „In den Bereichen Politik, Justiz, Wirtschaft
und Wissenschaft, Medien und Militär besetzen Ostdeutsche gerade mal 25 bis 35 Prozent der Spitzenpositionen“, sagt Iris Gleicke, MdB und Beauftragte der Bundesregierung für die neuen Bundesländer in ihrer Einleitung zu der Publikation der Zwischenergebnisse.
Im Bereich der „Wirtschaftselite“ sind diese Zahlen jedoch weitaus krasser: „Fast vergebens sucht man Ostdeutsche in den Wirtschaftseliten der großen DAX-Konzerne: Nur drei Vorstandsposten
der insgesamt 190 kommen aus Ostdeutschland, was die marginale Präsenz unterstreicht. Keines der DAX-Unternehmen hat seine Konzernzentrale in den ostdeutschen Bundesländern. Immerhin sind Ostdeutsche auf der Leitungsebene der 100 größten ostdeutschen Unternehmen wiederum stärker vertreten: 28 der 110 Unternehmensleiter/innen (25 Prozent) und 35 der 78 stellvertretenden Unternehmensleiter/
innen (45 Prozent) sind ostdeutscher Herkunft“, führt Dr. Ronald Gebauer von der Friedrich-Schiller-Universität Jena in der Vorstellung der Forscnhungsergebnisse aus. Diese sind seit heute als Online-Broschüre zum Expertenforum und zum Symposium „Ostdeutsche Eliten. Träume, Wirklichkeiten und Perspektiven“ auf der Homepage der „Deutschen Gesellschaft e. V.“ abrufbar. In der Broschüre können die zentralen Ergebnisse der Veranstaltung sowie die Zusammenfassung des aktuellen Forschungsstandes zum Thema „Ostdeutsche in den Eliten“ nachgelesen werden. Kernthemen sind die anhaltende Unterrepräsentation von Ostdeutschen in Elitepositionen, und wie dieses Repräsentationsdefizit überwunden werden kann. Zu den Autorinnen und Autoren gehören Prof. Dr. Heinrich Best, Friedrich-Schiller-Universität Jena; Dr. Ronald Gebauer, Friedrich-Schiller-Universität Jena; Prof. Dr. Raj Kollmorgen, Hochschule Zittau/Görlitz; Dr. Axel Saalheiser, Friedrich-Schiller-Universität Jena und Dr. Lars Vogel, Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Die Broschüre können Sie auf der folgenden Seite kostenfrei herunterladen:
Kommentar schreiben
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.
@rincewind: solche Stellen werden i d.R. bundesweit ausgeschrieben. Einen Erlass, Einheimische zu bevorzugen, gibt es nicht.
Hei-wu fehlt vielleicht der Blick in die Führungspositionen des westdeutschen öffentlichen Dienst. Da sollte der Anteil unter 5% liegen.
Ein beendetes und promoviertes BWL-Studium ohne große Klappe hat es hier leider auch nur zu prekärer befristetet Anstellung geschafft. Die größte US-Bank hat sich dann ein Bein ausgefreut über soviel deutsche Dummheit…
@hei-wu
es geht bei diesen Führungspositionen im Öff. Dienst ausschließlich um die in ostdeutschen Bundesländern (siehe Studie Seite 6). Dort machen die Ostdeutschen 87% der Bevölkerung aus. Wundert es Dich jetzt vielleicht?
Was wundert hier eigentlich? Dass „nur“ 25% der “ normalen“ Führungspositionen im Öff. Dienst von Ostdeutschen besetzt werden? Solche Stellen werden bundesweit, und oft sogar europaweit ausgeschrieben. Da Ostdeutsche nur einen Viertel der gesamtdeutschen Bevölkerung ausmachen, ist das Ergebnis erstmal OK. Erstaunlich ist nur, dass so wenig EU-Ausländern öffentliche Stellen in LSA bekommen. Hier gibt es Nachholbedarf.
Dass nur Einskommanochwas Ostdeutsche in international agierenden Konzernen mit Sitz in de alten BRD in Entscheidungsfunktionen sitzen, könnte sich ändern, das hat historische Ursachen. Die Qualifikation, als intellektuelle Minderleister große Sprüche zu kloppen, erwerben sich immer mehr der Hiesigen, da brauchen wir keine Quote, das schaffen die Daheimgebliebenen schon spätestens in der nächsten Generation. Zumindest, was die formalen Voraussetzugen betrifft. Ein abgebrochenes BWL-Studium mit großer Klappe kann man auch hier absolvieren.