Jeder zweite Alleinerziehende ist auf Hartz IV angewiesen

30. September 2013 | Soziales | Ein Kommentar

Die Situation vieler Alleinerziehender in Sachsen-Anhalt bleibt problematisch. Mehr als jede zweite Ein-Eltern-Familie in Sachsen-Anhalt ist auf Hartz IV-Leistungen angewiesen.

Im Jahr 2012 bekamen nach Angaben der Arbeitsagentur über 28.300 Alleinerziehenden-Familien im Land Leistungen der Grundsicherung, das sind 55,5 Prozent aller Ein-Eltern-Familien mit minderjährigen Kindern in Sachsen-Anhalt. Die sogenannte Hilfequote ist damit wieder leicht rückläufig, im Jahr 2011 lag sie bei 55,9 Prozent, im Jahr 2010 bei 54,7 Prozent. Im bundesweiten Vergleich ist die Hilfequote in Sachsen-Anhalt am höchsten. Der Ostdeutsche Schnitt lag 2012 bei 50 Prozent, der Bundesschnitt bei 39,4 Prozent. Besonders schwer haben es die Familien mit nur einem Elternteil, in der zwei oder mehr Kinder aufwachsen. Über 66 Prozent von ihnen beziehen in Sachsen-Anhalt Hartz-IV. Im Vergleich dazu liegt die sogenannte Hilfequote bei Paaren mit Kindern hierzulande bei ungefähr 13 Prozent, bei Singlehaushalten bei etwa 24 Prozent.

„Hartz IV“ heißt nicht gleich „arbeitslos“. Von den 27.940 betroffenen alleinerziehenden Hartz-IV-Empfängern, von denen der überwiegende Teil weiblich ist, waren 2012 nur weniger als die Hälfte, also etwa 11.700 (42 Prozent) arbeitslos. Die Anderen hatten einen ungeförderten Job (18,2%), waren in Erziehungs- oder Pflegezeit (16,6%), absolvierten eine arbeitsmarktpolitischen Maßnahme (14,8 %) oder gingen zur Schule bzw. Uni oder machten eine Ausbildung (1,1%). Die Zahl der arbeitslosen alleinerziehenden Hartz IV-Empfänger ging zwischen den Jahren 2010 und 2012 nur leicht um 139 zurück.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf
„Das zeigt uns, dass Alleinerziehende weiterhin unsere volle Aufmerksamkeit und Unterstützung brauchen, weil sie es bei der Jobsuche und dem Wiedereinstieg besonders schwer haben“, erklärte Kay Senius, Chef der BA-Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen, in Halle. Über 1.800 Maßnahmen zur Förderung der beruflichen Weiterbildung von Alleinerziehenden hätten die Jobcenter und Arbeitsagenturen in Sachsen-Anhalt im Jahr 2012 gefördert, darüber organisierten sie 5.900 Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung von Alleinerziehenden und unterstützen in fast 8.500 Fällen mit den Maßnahmen des Vermittlungsbudgets, etwa für Bewerbungs- oder Fahrtkosten. In 850 Fällen finanzierten die Jobcenter einen Eingliederungszuschuss für Alleinerziehende. Es sei wichtig, die Anstrengungen für die Zielgruppe noch zu verstärken, auch weil viele Fachkräfte seien. Denn über 60 Prozent der arbeitslosen Betroffenen hätten eine abgeschlossene Berufsausbildung. Eine echte Herausforderung sei dabei vor allem Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Als ostdeutsches Land habe Sachsen-Anhalt zwar die beste Kinderbetreuungsquote bundesweit. Wichtig sei aber Flexibilität, sowohl bei den Arbeitszeitmodellen als auch bei der Kinderbetreuung. Die meisten Alleinerziehenden seien Frauen. Und diese suchten häufig Jobs im Bereich Verkauf, Gesundheit- und Pflege und der Gastronomie. In diesen Branchen gelten aber häufig Arbeitszeiten, die von den herkömmlichen Betreuungszeiten kaum abgedeckt werden, sagte Senius. Er wies auf die Beratungsteams der Arbeitsagenturen und Jobcenter hin. Sie berieten Arbeitgeber und böten spezielle auf den Betrieb zugeschnittene Informationen zu möglichen Qualifizierungen und familienfreundlichen Arbeitszeitmodellen an. Aber auch für die Alleinerziehenden selbst gibt es bei den Jobcentern spezielle Ansprechpartner, die sich besonders um die Belange der Zielgruppe kümmern. Etwa durch passgenaue Maßnahmen, die gezielte Ansprache von Arbeitgebern und mit Informationen zu den regionalen Unterstützungsmöglichkeiten und Netzwerkpartnern.

Hilfequoten für Bedarfsgemeinschaften setzen Bedarfsgemeinschaften des jeweiligen Familientyps in Beziehung zu allen Familien oder Lebensformen des selben Familientypes in der Bevölkerung

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