In Halle stand am Samstag die Pflege im Fokus

2. März 2020 | Soziales | Keine Kommentare
Schon am frühen Samstagmorgen herrschte auf dem Marktplatz in Halle (Saale) reges Treiben. Es waren etwa 20 überwiegend junge Menschen, die den Aktionstag „Pflege im Fokus“ vorbereiteten.
„Der Tag soll die Solidarität mit den Beschäftigten im Gesundheitswesen zum Ausdruck bringen und den Menschen ermöglichen, sich zu informieren.“, betonte Simona König, ver.di-Geschäftsführerin für den Bezirk Sachsen-Anhalt, bei ihrer Eröffnungsrede. So wurde mit einem Kuchenbasar eine dreistellige Spendensumme für den derz
eit ausgesetzten Streik bei Ameos in Haldensleben und im Salzlandkreis gesammelt. „Veränderung kann nur durch Druck von unten kommen. Durch Druck, den die Pflegekräfte gemeinsam mit der breiten Öffentlichkeit erzeugen können.“, erklärte Lucas Zahn, vom Bündnis gegen Pflegenotstand Mansfeld-Südharz und Initiator der
Veranstaltung. Auch Pflegekräfte kamen zu Wort. Sie berichteten unabhängig voneinander von Überlastung, ständigen Vergrößerungen der Tätigkeitsbereiche weg von der eigentlichen Pflege, zu vielen Überstunden, Personalmangel und das alles häufig bei schlechter Bezahlung. Kurz: Sie beschrieben die Auswirkungen von Privatisierung und Gesundheitspolitik der letzten 20 Jahre.
Auch Medizinstudierende machen sich darüber Gedanken. Sophie Sandig von Sintoma, einem Bündnis angehender Ärztinnen und Ärzte, das sich für ein patientengerechtes und sozialverantwortliches Gesundheitswesen einsetzt, sagte: „Durch den Ausbau von Behandlungsangeboten mit Gewinngarantie, Personalabbau und Schließung vermeintlich nicht rentabler Kliniken und Stationen, wie Kinderkliniken oder Geburtsstationen, wird versucht, das Gesundheitssystem in Deutschland zu einer
profitorientierten Branche zu transformieren.“
Dieser Entwicklung wollen alle Veranstalterinnen entgegentreten und sehen sich dabei als Teil einer bundesweiten Bewegung. Die demokratischen Parteien des Landtags waren eingeladen, sich als Gäste des Aktionstag „Pflege im Fokus“ zu beteiligen. An Infoständen von Linken, Grünen und SPD konnten sich Interessierte über die politischen Absichten und geplante Initiativen informieren. In einem waren sich alle Grußworte von Swen Knöchel (Die Linke), Dr. Katja Pähle (SPD), Susan Sziborra-Seidlitz und Ricarda Lang (beide Bündnis90/Die Grünen) einig: Weitere Privatisierungen von Kliniken darf es in Sachsen-Anhalt nicht geben. „Es sind die Menschen,
die von der Gesundheitsversorgung und Pflege im Sozialstaat profitieren sollen. Nicht die private Hand!“, appellierte Wieland Kämpfe (ver.di-Bereich Jugend). „Damit das gelingt, braucht es dafür wieder eine parlamentarische Mehrheit“, ergänzte Katharina Zacharias (SPD).
„Ohne Mehrheit für die Sichtweise, dass Privatisierungen dem Gesundheitssystem mehr schaden als nutzen, können auch die Akteure, die heute gesprochen haben, leider kaum etwas bewegen.“, verdeutlichte Zacharias die politische Lage. Ungefähr 250 Menschen nutzten die Gelegenheit, sich zu informieren und suchten das Gespräch mit den Veranstalterinnen. Für diese war der Tag ein Erfolg. „Wir müssen Bewusstsein für diese Problematiken schaffen und das ist uns heute gelungen.“, stellte Wieland Kämpfe, Jugendsekretär bei Verdi, abschließend fest. Abgerundet wurde die ca 3,5-stündige Veranstaltung durch die musikalische Begleitung von „Halbe Katze“ und „The
Versalis Brothers“. Die Organisatoren ließen offen, ob sie die Pflege in Zukunft auch andernorts in den Fokus stellen wollen.
Eine Mitteilung von Katharina Zacharias, Foto: ver.di
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