Startseite Foren Halle (Saale) Hallescher Verein schreibt Inklusionspreis aus

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  • #31224

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    Oh mann, schon wieder so eine politisch korrekte Euphemismus-Tretmühlen-Aktion, bei der sich die Betroffenen gegenseitig beweihräuchern und immer schön ans schlechte Gewissen der anderen appellieren können, und um alles wird ein riesen Aufriss gemacht – „Inklusionspreis“. Es gab doch letztens schon ein „inklusives Filmfestival“ oder so? „Inklusion“ ist wohl deren neues Schlagwort?
    Und man beachte die euphemistische Wortwahl: jetzt wird schon „Handicap“ anstatt „Behinderung“ gesagt, damit es nach was anderem klingt.

    Ich meine, es ist ja durchaus positiv, wenn sich Leute dafür einsetzen, dass auch Behinderte in der Welt zurecht kommen, aber muss man denn immer so ein riesen Brimborium darum machen? Ein inklusiver Gitarren- oder Sportkurs? Was soll das? Wem soll das helfen?

    #31230

    Anonym

    Und Du bist das beste Beispiel, weshalb so etwas nötig ist.

    #31235

    @10010110

    Ich verstehe deine Argumentation nicht. Wo ist bitte der Euphemismus (Beschönigung) beim Wort „Inklusion“?

    #31236

    Enrico, hacke bitte nicht so auf unserem Behindertensalat herum! 🙂

    #31249

    @SfK: Inclusion kommt von „includere“=“Einschließen“. Der Preis sollte an die JVA gehen.

    #31280

    Nicht das Wort „Inklusion“ ist der Euphemismus, sondern das Wort „Handicap“ als Ersatz für „Behinderung“, obwohl genau das gleiche gemeint ist. Es ist nur so, dass der Begriff „Inklusion“ in letzter Zeit etwas inflationär auftritt, als wäre der ihnen kürzlich eingefallen und für politisch korrekt befunden worden, so dass er jetzt überall verwendet wird, wo behinderte mit nicht behinderten Menschen zusammenkommen. Aus „integrative Kita“ wird dann wohl auch bald „inklusive Kita“.

    Im Übrigen – und das geht auch an dich, Enrico – polemisiere ich nicht gegen Behinderte, genauso wie ich nicht gegen Ausländer oder für Nazis polemisiere, sondern ich polemisiere nur gegen diese heuchlerischen Initiativen, die z. B. gegen Diskriminierung mit eben dieser arbeiten und die denken, wenn sie andere Worte für den gleichen Sachverhalt verwenden, dann wird alles gut.

    Nicht die Worte, sondern nur die Taten zählen. Und wenn ich einen „Neger“ oder einen „Rolli“ als Freund habe, dann weil er mein Freund ist, nicht weil ich „Afro-Deutscher“ oder „Mensch mit Handicap“ (oder „besonderem Bedürfnis“) zu ihm sage.

    #31458

    Anonym

    Willkommen @nadine , hier dein erster freigeschalteter Beitrag:

    Als Mitglied des Vereins „Mit Handicap leben“ möchte ich gerne einiges gerade rücken, das aus meiner Sicht bei den Kommentaren zuvor durcheinander geworfen wurde.
    Ja, der Vereinsname beinhaltet das Wort Handicap, nicht Behinderung. Unser Ziel ist es nämlich dass Menschen mit und ohne Handicap ihre Freizeit gemeinsam gestalten (…). Damit müssen nicht unbedingt Schwerbehinderte Menschen gemeint sein, ein Handicap haben doch einige. Der Unterschied mag für den ein oder anderen kleinlich sein. Aber der Gedanke, und wie wir diesen leben, ist uns auch viel wichtiger.
    Beim Preis selbst, und so wurde es auch in diesem Beitrag formuliert, steht tatsächlich das Leben von Menschen mit und ohne Behinderung im Vordergrund. Dabei ist mir, die ich selbst Schwerbehindert bin, die Unterscheidung zwischen Integration und Inklusion sehr wichtig. Bei Integration werden unterschiedliche Gruppen, in diesem Fall behinderte und nicht-behinderte Menschen, als unterschiedlich angesehen. Man versucht lediglich diese irgendwie unter einen Deckel zu bekommen. Das heißt mit meinen Worten: man erlaubt der Gruppe, die der Minderheit angehört, dass diese mitspielen darf. Inklusion hingegen bedeutet, dass die Vielfalt dazu beiträgt, dass unsere Gesellschaft gewinnt. Die Stärken jedes Einzelnen werden in den Vordergrund gerückt und es spielt keine Rolle woher jemand kommt, ob er eine Behinderung hat etc. Ich möchte in keiner Gesellschaft leben, in der mir andere erlauben, dass ich mitspielen darf, nur weil ich behindert bin. Ich möchte unsere Gesellschaft gleichberechtigt und aktiv mitgestalten.
    Abschließend noch zum ersten Beitrag: Auch Du kannst Dich für den Preis bewerben, sofern Du Dich dafür engagierst, dass Vielfalt selbstverständlich gelebt wird, denn auch Du zählst zu den Betroffenen! Und wem das was bringen soll? Ich denke das sollte klar geworden sein.

    #31473

    Für einen gesunden Menschen ist es ganz schwer, ich meine selbst beim besten Willen fast unmöglich, sich theoretisch in die Probleme eine Behinderten bzw. Menschen mit Handicap hineinzuversetzen. Ich habe es schon mit meiner kleinen Forderung nach höheren Sitzbänken zu spüren bekommen. Gesunde wurden vom Fernsehen befragt, ob die Bank am Alten Markt, die die erste seniorengerechte Bank sein sollte, ob die Bank zu tief ist. Menschen ohne Handicap beim Aufstehen ist eine normale Bank mit einer Sitzhöhe von 45 cm natürlich nicht zu tief.

    #31474

    „Ich möchte in keiner Gesellschaft leben, in der mir andere erlauben, dass ich mitspielen darf, nur weil ich behindert bin“
    Der war gut. Du lebst in einer solchen Gesellschaft, ganz unabhängig davon, ob du behindert bist. Das bekommen normalerweise schon Kinder spätestens im Kita-Alter mit, im übrigen ganz unabhängig von der Gesellschaftsordnung. Es ist mir bekannt, dass auch die Sprache die Gedanken formt, trotzdem gehe ich in dem Punkt mal mit 10010010 mit.

    #31480

    “Ich möchte in keiner Gesellschaft leben, in der mir andere erlauben, dass ich mitspielen darf, nur weil ich behindert bin”
    Eine solche Gesellschaftkann kann es gar nicht geben.
    Wie soll denn jemand z.B. mit Gehhilfen Volleyball mitspielen? Das hat doch nichts mit Erlauben zu tun, das geht einfach nicht und keiner hätte Freude dabei.

    #31484

    Nicht nur das Handicap behindert, auch die soziale Herkunft, die sich in vielen Dingen heute ausdrücken kann.

    Ist dann soziale Herkunft und die soziale Stellung der Eltern in der Gesellschaft auch ein Handicap???

    Gesehen von der Frage „erlauben,ob ich mitspielen darf“ ist die Frage unbedingt zu bejahen.
    Und dazu müßte sich in dieser Gesellschaft einiges ändern, nicht nur in puncto Behinderte und Handicap: die allgemeine Ausgrenzung und das Herabsehen/Herabwürdigen ganzer Bevölkerungsgruppen…

    #31522

    Ganz ehrlich @Schulze, ich frage mich, wo willst du denn das Thema hintreiben?

    Soziale Herkunft als Behinderung???

    Der Halle-Pass gilt als Behindertenausweis und Kogge wird als Preisträger vorgeschlagen, da er kostenlose Kinderbetreuung und ermäßigten Zoo- und Bibliotheksbesuch ermöglicht?

    Was fällt uns denn noch so ein, mangelnder IQ, Pickel und Sommersprossen oder steigen wir ganz gross ein mit falscher Konfession oder Parteibuch als Inklusionsgrund?

    SCNR

    #31534

    Wenn du dieses Problem noch nicht siehst, was sich durch breite Teile der Bevölkerung, der Kinder und Jugendlichen zieht, dann bist du wohl zumindest halbblind. Ausgrenzung aller Art ist doch Gang und Gäbe, da helfen auch Feigenblätter wie Halle-Pass oder Ermäßigungen nichts. Schau dich einfach mal um im Jugend- und Junge-Erwachsene-Bereich oder lass dir aus Schulen berichten …

    #31539

    Auch Du kannst Dich für den Preis bewerben, sofern Du Dich dafür engagierst, dass Vielfalt selbstverständlich gelebt wird, denn auch Du zählst zu den Betroffenen!

    Ich sag’ dir mal was: Ich lebe bereits ganz selbstverständlich Vielfalt, denn ob jemand behindert ist, wenn er was machen will (z. B. Musik oder Sport), ist für mich von zweitrangiger Bedeutung (natürlich hängt das auch von der Art und dem Grad der Behinderung ab, denn manche Dinge sind einfach z. B. als Rollstuhlfahrer oder schwer geistig behinderter nicht möglich, da hilft auch der beste Wille nichts – spiel’ mal mit Stephen Hawking Tischtennis). Und diese Selbstverständlichkeit drückt sich darin aus, dass ich eben keinen Aufriss drum mache und auch keinen Preis dafür brauche oder will, denn durch sowas wird eine Sache eben genau nicht selbstverständlich. Aber das wollen die Initiatoren solcher Aktionen meist auch gar nicht.

    #31541

    Über das Zusammenleben mit Behinderten sollte man reden.
    Nicht aber mittels ständig neuem, pseudointellektuellem SoziologInnengewäsch, das sich auch durch den inflationären Gebrauch falsch angewandter oder falsch gebildeter Fremdworte auszeichnet: Da rastet mein Immunsystem aus.
    Und wie mit Viren ist es so: alle paar Monate kommt ein neuer, aggressiver Typ herangeschlichen. Wie jetzt der Inklusionsvirus.

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