Eine Mutter auf dringender Kita-Platz-Suche

9. Oktober 2012 | Soziales | 6 Kommentare

„ich will mich gern beruflich weiterentwickeln“ sagt Janine Springer aus Halle (Saale). Doch die alleinerziehende Mutter von drei 2, 6 und 8 Jahre alten Kindern hat ein Problem: sie will eine Umschulung zur Tagesmutter machen, wie sie HalleSpektrum.de sagte. Und während der Lehrkurse kann sie sich nicht um ihre Kinder kümmern, braucht einen Betreuungsplatz. „Beim Eigenbetrieb hat man mir einen Platz frühestens für 2014 angeboten“, beklagte sich die junge Mutter auch im Jugendhilfeausschuss. „Ich fühle mich in der Luft.“

Immerhin: einen Krippenplatz für zwei Monate hat man ihr kurzfristig angeboten, Hortplätze an der Wolfgang-Borchert-Grundschule gibt es dagegen keine freien. Also hat Janine Springer ihre Oma und die Schwester eingespannt. „Das ist aber keine Dauerlösung“, sagte sie.

Mangelnde Betreuungsplätze sind tatsächlich ein Problem, weiß auch Jugendamtsleiterin Katharina Brederlow. Selbst alle Tagsmütter sind ausgebucht. Derzeit hofft man bei der Stadt auf eine Gesetzesänderung. Der jungen Mutti empfahl sie, sich direkt ans Jugendamt zu wenden. „Da gibt es für Notfälle immer Lösungen.“

Allerdings ist so schnell in Halle erstmal keine Abhilfe in Sicht. Denn die Kinderzahlen steigen seit Jahren wieder kontinuierlich an. Hinzu kommt auch eine stärkere Nutzung des Schulhorts, weiß Sozialdezernent Tobias Kogge. „Die Nachfrage steigt“, so Kogge. Allein im Krippenbereich werden 3.700 Kinder betreut, das ist ein Plus von mehr als 500 gegenüber 2007. Ähnlich sieht es bei den Kitas aus, wo inzwischen 6.600 Kinder betreut werden – tausend mehr als vor 5 Jahren. Besonders im Paulusviertel sind auch die Horte total überlaufen.

Einige Betreuungskapazitäten wird die Stadt noch schaffen. Doch nur in geringem Maße. Denn eins ist auch klar: der zweite Geburtenknick steht bevor. Kinder die nicht geboren sind, können nämlich auch keinen Nachwuchs bekommen…

Probleme lange bekannt
Ein ähnliches Problem wie Janine Springer hatte auch Arzthelferin Anja S. aus Halle (Saale) vor zwei Jahren. Sie wollte ein Jahr nach der Geburt wieder voll arbeiten gehen. Doch dafür brauchte sie einen Betreuungsplatz. Rechtzeitig fragte sie beispielsweise beim städtischen Eigenbetrieb Kita nach einen Platz. Eine Anmeldung sei dort frühestens mit der Geburt möglich, teilte man ihr mit. Gesagt, getan. Wenige Tage nach der Geburt des Kindes wurde der Antrag gestellt. Doch die Absage folgte prompt: Es gebe keine freien Krippenplätze, alles sei ausgebucht bis 2013. Frühestens im August 2012 – also ein Jahr nach der Geburt – könne man prüfen, ein Jahr darauf einen Platz anzubieten. Auch von freien Trägern kamen Absagen. Stellt sich die Frage: Wie können die Krippenplätze zwei Jahre im Voraus belegt sein, wenn doch eine Anmeldung erst ab der Geburt möglich ist. Und ohne Betreuungsplatz hätte das für Anja S. keine Arbeitsmöglichkeit und damit eine Person mehr in der Arbeitslosenstatistik bedeutet. “Es ist zu erwarten, dass mit den bereits bekannten Erweiterungen, Sanierungen und Neubauten von Kindertageseinrichtungen zukünftig der Betreuungsanspruch in einer Kindertageseinrichtung in der Stadt Halle (Saale) sichergestellt werden kann”, teilte damals Jugendamtsleiterin Katharina Brederlow mit. Und Anja S. wäre alternativ eine Tagesmutter geblieben. “Eine Tagesmutter kommt aus zeitlichen Gründen nicht infrage”, sagt sie damals. Denn die Öffnungszeiten, oft nur fünf Stunden am Tag, reichen für voll berufstätige Elternteile nicht aus. Um dieses Problem, vor dem viele Eltern in Halle stehen, zu lösen, könnte man ja eine Prioritätenliste einführen, die zunächst Berufstätige bevorzugt. “Der Gesetzgeber unterscheidet bei dem grundsätzlichen Anspruch auf eine Betreuung in einer Kindertageseinrichtung nicht, ob die Eltern berufstätig oder arbeitslos sind”, heißt es dazu von Katharina Brederlow.

Print Friendly, PDF & Email
6 Kommentare

Kommentar schreiben