Corona-Auswirkungen in Sachsen-Anhalt: Hohe Übersterblichkeit, kein Babyboom, fast 100.000 im Homeoffice

7. Februar 2022 | Soziales | Keine Kommentare

Im Rahmen einer gemeinsamen Videokonferenz informierten die Ministerin für Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt, Frau Dr. Tamara Zieschang, und der Präsident des Statistischen Landesamtes Sachsen-Anhalt, Herr Michael Reichelt, über die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Sachsen-Anhalt. Dabei wurden unter anderem folgende Themen angesprochen:

•Corona führte auch in Sachsen-Anhalt 2020 und 2021 zu Übersterblichkeit .2020 starben insgesamt 33 804 Personen und 2021 nach vorläufigen Ergebnissen 36 894 Personen. Damit lagen in beiden Jahren die Sterbefallzahlen deutlich über dem Durchschnitt von 2016 bis 2019 (32 508). 2021 lag die Anzahl der Sterbefälle in 43 der 52 Kalenderwochen über den Mittelwerten der Jahre 2016 bis 2019. Ihren Höhepunkt erreichte die Sterblichkeit 2021 in den Kalenderwochen 2und 3 (1 008 bzw. 1 035 verstorbene Personen). War im März 2020 COVID-19 nur bei 0,3 % aller Todesfälle die Todesursache, lag der Anteil im Dezember 2020 bei 18,4 % und im Januar 2021 sogar bei 27,0 %.

•Ausgeblieben ist der zu Beginn der Corona-Pandemie vermutete Babyboom. 2020 lag die Geburtenzahl mit 16 144 Lebendgeborenen um 2,9 % unter demWert von 2019. Die Schätzung für 2021 geht von leicht höheren Werten aus. Anhand der Geburtenzahl bis zum 30.09.2021 von 12 060 wird eine Gesamtzahl von 16 200 prognostiziert, damit läge die Zahl zwar über dem Wert von 2020 aber noch deutlich unter den 16 618 Geburten von 2019.

•Während das Bruttoinlandsprodukt im 1. Halbjahr 2020 in Sachsen-Anhalt preisbereinigt mit -5,2 % im Vergleich zum Bundesdurchschnitt (-6,6 %) weniger stark nachließ, verbuchten Sachsen-Anhalt (-0,1 %) und Hamburg (-0,4 %) im 1. Halbjahr 2021 als einzige Bundesländer leichte Rückgänge beim Bruttoinlandsprodukt. In den anderen Bundesländern bewegten sich die Zuwächse zwischen1,2 % und 5,5 %.

•Die Gesamtumsätze der Betriebe mit mindestens 50 tätigen Personen im Verarbeitenden Gewerbe inkl. Bergbau und Gewinnung von Steinen erreichten 2020 in keinem Monat das jeweilige Niveau von 2019. Das größte Minus wurde im April 2020 mit -21,5 % und im Mai 2020 mit -20,8 % im Vergleich zum jeweiligen Vorjahresmonat erzielt. 2021 lag der Gesamtumsatz ab März über den Ergebnissenvon 2020 und erreichte mit 4,2 Mrd. EUR im November einen Monatswert derauch im Vor-Coronajahr 2019 nicht erreicht wurde.

Besonders betroffen von den Eindämmungsmaßnahmen war sowohl 2020 als auch 2021 das Beherbergungsgewerbe. 2020 fiel deshalb erstmals seit 15 Jahren die Zahl der Über-nachtungen in Sachsen-Anhalt unter 6 Millionen. Die Werte bis einschließlich Novem-ber 2021 (5,5 Mill.) lassen erwarten, dass auch 2021 die Übernachtungszahlen unter 6 Millionen geblieben sind.

• Auswirkungen auf den Verbraucherpreisindex zeigte in den letzten beiden Jahren unter anderem die Absenkung der Mehrwertsteuersätze zur Förderung der Konjunktur im 2. Halbjahr 2020. Ab Juli 2020 bis Dezember 2020 gab es im Vergleich zum Vorjahresmonat jeweils ne-gative Veränderung zwischen -0,2 und -0,4 Prozentpunkte. Seit Januar 2021 stieg dagegen die Inflationsrate in jedem Monat zuletzt auf 6,0 % im November und Dezember.

• Die Anzahl der Personen, die zumindest teilweise im Homeoffice tätig waren, erhöhte sich von 2019 zu 2020 um 50,3 % auf 96 800 Personen.

• Bei den Verfahren zur Einschätzung der Gefährdung des Kindeswohl gab es 2020 gegenüber 2019 einen Anstieg um 29,9 % auf 4 708 Verfahren. Insgesamt kamen 489 Hinweise von Kindertagesstätten und Schulen. Die wenigsten Hinweise gaben Kindertagesstätten und Schulen im 1. Lockdown mit sehr eingeschränkten Notbetreuungsangeboten im März (49) und April (14) 2020.

Sachsen-Anhalt blickt nicht nur auf gut zwei Jahre Corona-Pandemie zurück, sondern auch auf 30 Jahre Statistisches Landesamt. Dazu sagt Innenministerin Dr. Tamara Zieschang: „Drei Jahrzehnte, in denen das Landesamt unzählige Statistiken erstellt hat, die dabei helfen, aktuelle Fakten zu sortieren sowie längerfristige Trends und Entwicklungen aufzuzeigen. Damit liefert es mit seiner wichtigen Arbeit wertvolle Erkenntnisse über das Leben in Sachsen-Anhalt.“

Der Präsident des Statistischen Landesamtes ordnet die dargestellten Zahlen wie folgt ein: „Seit Beginn der Pandemie war es Aufgabe des Statistischen Landesamtes, zur Unterstützung der Meinungsbildung und Entscheidungsfindung verlässliche und belastbare konjunkturelle sowie gesundheitsbezogene Daten bereitzustellen. Die heute dargestellten Ergebnisse zeigen, dass dies durch die Verkürzung von Liefer- und Aufbereitungsschritten sowie vorgezogenen Auswertungen gelungen ist, sie geben ein aktuelles Bild der Auswirkungen der Pandemie auf Wirt-schaft und Bevölkerung in den letzten beiden Jahren.“

 

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