Arbeitsmarkt: Frauen verdienen mehr als Männer

6. März 2019 | Soziales | Keine Kommentare

Frauen in Sachsen-Anhalt nehmen häufiger am Erwerbsleben teil als im bundesdeutschen und ostdeutschen Schnitt. Trotz der hohen Beschäftigungsquoten sind sie aber häufiger in Teilzeit beschäftigt. Das zeigt eine Datenanalyse der BA-Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen, die sie heute zusammen mit dem Landesfrauenrat Sachsen-Anhalt e.V. anlässlich des internationalen Frauentags veröffentlicht hat.

Überdurchschnittliche Beschäftigungsquote – mehr Teilzeitjobs – Vollzeit sinkt


Demnach sind fast 62 Prozent der Frauen zwischen 15 und 65 Jahren in Sachsen-Anhalt entweder sozialversicherungspflichtig oder geringfügig beschäftigt. Deutschlandweit sind es nur knapp 57 Prozent und in Ostdeutschland fast 61 Prozent. Das Beschäftigungswachstum bei den Frauen erfolgte in den vergangenen Jahren aber in Teilzeitjobs. So stieg die Zahl der teilzeitbeschäftigten Frauen zwischen 2013 und 2018 um 14,9 Prozent, während die Zahl der weiblichen Vollzeitbeschäftigten in dem Zeitraum sogar um 5,7 Prozent zurückging. Bei den Männern stieg sowohl die Teil- als auch die Vollzeitbeschäftigung. Nach Daten des Statistischen Bundesamtes gibt fast ein Drittel der teilzeitbeschäftigten Frauen in Sachsen-Anhalt an, unfreiwillig in Teilzeit zu arbeiten und längere Arbeitszeiten anzustreben. „Frauen müssen noch immer häufiger den Spagat zwischen Beruf und Familie schaffen als Männer. Dazu kommt, dass Frauen öfter in Jobs arbeiten, in denen es grundsätzlich einen hohen Teilzeitanteil gibt. Etwa in der Pflege, im Verkauf oder bei Büroarbeitsplätzen“, erklärte Kay Senius, Chef der Arbeitsagenturen in Sachsen-Anhalt.

Im Schnitt verdienen vollzeitbeschäftigte Frauen in Sachsen-Anhalt 45 Euro mehr als Männer


Auch beim Thema „Einkommen“ ist die Bilanz gemischt: Auf den ersten Blick erzielen Frauen in Sachsen-Anhalt höhere Entgelte als Männer. Ganze 45 Euro sind das. Das gilt allerdings nur für die Vollzeitbeschäftigten: Das Brutto-Medianentgelt lag bei vollzeitbeschäftigten Frauen in Sachsen-Anhalt bei 2.525 Euro, während Männer 2.480 Euro verdienten. „Vollzeitbeschäftigte Frauen arbeiten in Sachsen-Anhalt oft im öffentlichen Dienst und im Bereich Bildung, etwa als Lehrerinnen. Die in dem Bereich gezahlten hohen Gehälter wirken sich statistisch auf den Durchschnittsverdienst aus. In vielen Berufen verdienen aber auch vollzeitbeschäftigte Frauen in Sachsen-Anhalt deutlich weniger als die Männer,“ sagte Kay Senius. Eva von Angern, Vorsitzende des Landesfrauenrates, ergänzte: „Dazu kommt, dass Frauen häufig in Teilzeit arbeiten und überdurchschnittlich in den Niedriglohngruppen repräsentiert sind, weil sie oft in schlechter bezahlten Dienstleistungsberufen arbeiten.“ So seien fast 80 Prozent der Beschäftigten in den Reinigungsberufen Frauen, in der Gastronomie liege der Frauenanteil bei 61 Prozent, so von Angern weiter. „Niedrigere Löhne in Kombination mit geringeren Arbeitszeiten können sich bei vielen Frauen problematisch bei der Altersversorgung auswirken“, erklärte von Angern.

Alleinerziehende: Hürden durch fehlende Kinderbetreuung in Randzeiten


Eva von Angern und Kay Senius wiesen auch auf die Situation vieler Alleinerziehender im Land hin. In der Mehrheit seien das nämlich Frauen. Die stabile Konjunktur, der robuste Arbeitsmarkt aber auch die Arbeit der Jobcenter hätten zu einer Entspannung der Situation von Alleinerziehenden geführt. Vor fünf Jahren sei in Sachsen-Anhalt noch mehr als jede zweite Familie mit einem Elternteil auf Grundsicherung angewiesen gewesen. Heute seien es etwas mehr als 40 Prozent der „Ein-Eltern-Familien“. „Trotzdem stehen alleinerziehende Frauen bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf vor hohen Hürden und brauchen besondere Betreuung und Aufmerksamkeit. Sie stehen deshalb bei den Jobcentern weiterhin besonders im Fokus, weil es gleichzeitig um die Prävention von Kinderarmut geht“, sagte Kay Senius. „Gerade für alleinerziehende Frauen muss es noch mehr familienfreundliche Arbeitszeitmodelle und Kinderbetreuungsmöglichkeiten in Randzeiten geben, weil sie oft in den typischen Frauenberufen, wie dem Handel oder in der Pflege arbeiten“, erklärte Eva von Angern.

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