Schon gewusst? Wie funktionieren eigentlich Waschmittel?

30. Mai 2019 | Bildung und Wissenschaft, Nachrichten, Natur & Gesundheit | 4 Kommentare

Wäschewaschen war bis vor wenigen Jahrzehnten ein aufwendiger, harter Job, für den die Hausfrau zuständig war. Schon unsere frühen Vorfahren fragten sich, wie man die mühsam gewebte Kleidung wirksam reinigen könnte. Babylonier entdeckten, dass Urin brauchbare reinigungsaktive Wirkung hat. Der damit verbundene Gestank störte offenbar nicht, so dass diese Methode bis in die Römerzeit angewendet wurde. Etwa gleichzeitig erkannte man die reinigende Wirkung von Pottasche (Kaliumcarbonat). Diese wässrigen Lösungen sind sehr alkalisch und fördern die Bildung negativer Ladungen auf den Wäschefasern. Das verhindert das Anheften negativ geladener Schmutzpartikel. Der Reinigungseffekt war aber mäßig. Erst mit der Erfindung von Seife gelang ein wichtiger Schritt bei der Entwicklung von Waschmitteln. Seife erhielt man, indem man Fette und Öle mit Soda (Natriumcarbonat) verkochte. Das machten die Seifensieder. Wir kennen das Produkt auch als Kernseife. Seife ist ein Tensid, mit dem die Oberflächenspannung des Wassers herabgesetzt wird; die Benetzbarkeit der Fasern und die Ablösung von Schmutzpartikeln werden verbessert. Allerdings war diese Seife ziemlich teuer. Das erste Waschmittel enthielt noch keine Seife, sondern nur Natriumcarbonat und Natriumsilikat. Beide Substanzen verstärkten die elektrostatische Wirkung für die Reinigung. 1907 gab es erstmals ein derartiges Waschmittel unter dem Namen Persil zu kaufen (Persil – eine Wortschöpfung aus Natriumperborat und Natriumsilikat).

Alte Waschküche (Quelle: Foto frei pixabay.com)

Die Erfindung synthetischer Tenside war ein wesentlicher Fortschritt. Wegen ihrer schweren Abbaubarkeit gab es aber riesige Schaumberge auf unseren Gewässern. Zum Waschen braucht man weiches Wasser. Deshalb setzte man den Waschmitteln calciumbindende Stoffe, vorzugsweise Polyphosphate, zu. Diese Phosphate führten aber zu einer erheblichen Überdüngung (Eutrophierung) unserer Gewässer. Diese Probleme löste die Waschmittelforschung inzwischen, was aber kein Umwelt-„Persilschein“ für Waschmittel bedeutet. Waschmittel belasten unsere Umwelt nachwievor erheblich.
Diverse Zusätze zu den Waschmitteln helfen, ihre spezifische Wirkung zu verbessern. Bleichmittel lassen unsere Wäsche wieder weiß erstrahlen. Mit der bei uns üblichen Peroxid-Bleiche ersetzte man die früher übliche Rasenbleiche, bei der Luftsauerstoff auf die auf dem Rasen ausgebreitete Wäsche einwirkte. Optische Aufheller erzeugen ein Weiß das tatsächlich weißer ist als weiß. Doch Vorsicht beim Disco-Besuch. Sie können (Unter-)Wäsche im Disco-UV-Licht besonders hell erstrahlen lassen. Enzyme helfen organische Verschmutzungen schonend zu entfernen. Sie werden mit gentechnischen und biotechnologischen Verfahren erzeugt und können auf natürlichem Wege abgebaut werden. Vergrauungsinhibitoren sollen verhindern, dass abgelöste Schmutzpartikel sich wieder an die Wäschefasern anlagern. Diese Inhibitoren binden die Schmutzpartikel ziemlich fest oder lagern sich statt der Schmutzsubstanzen an den Wäschefasern an. Da wir heute meist mit Waschmaschinen waschen, ist starke Schaumbildung unerwünscht. Deshalb setzt man Schaumregulatoren zu, die sich in die erwähnten Tensidfilme einlagern und die Schaumblasen instabil machen. Siliconöle eignen sich z.B. dafür. Und wie steht es mit der Hygiene? Auf energiezehrende Kochwäsche kann man meist verzichten, denn Temperaturen von 70 °C, häufig auch schon bei 40 °C machen Bakterien und Viren den Garaus. Das passende Waschmittel auswählen, richtig dosieren und den geeigneten Waschgang wählen schont die Umwelt und den Geldbeutel. 2015 wurden in Deutschland 630.000t Waschmittel erzeugt. Durch sie gelangten 200.000t Tenside in die Abwässer. Die Liste der Inhaltsstoffe auf Waschmittelpackungen ist inzwischen lang, z.T. verklausuliert und setzt zum Verständnis fast ein Chemiestudium voraus.
(H.J. Ferenz)

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