Schon gewusst? Über Esswerkzeuge

23. Januar 2021 | Kultur, Nachrichten | 6 Kommentare

Griffige Feuersteinmesser aus der Steinzeit

„Nimb die Finger unnd iss“ hieß es nicht nur imMittelalter, sondern bis in die jüngere Zeit, wenn man Mahlzeiten zu sich nehmen wollte. Essgeschirr, wie wir es heute verwenden, kannte man nicht. Von feinen Essmanieren war man weit entfernt. Unsere prähistorischen Vorfahren verstanden es aber schon, mit Geschick aus Feuerstein messerscharfe Klingen herzustellen, um Nahrung in mundgerechte Stücke zu zerschneiden. Mit dem Aufkommen von Metallverarbeitung wurden Messer zum wichtigsten Werkzeug der Menschheitsgeschichte. Die Evolution dieses Universalwerkzeugs beeinflusste die menschliche Kultur tiefgreifend. Ein Messer hatte eigentlich jeder. Es half allerdings nicht nur bei der Nahrungsaufnahme, sondern diente auch als Waffe und als Universalwerkzeug, z.B. zum Schnitzen oder Fingernägel säubern . Das war natürlich nicht sonderlich hygienisch. Rostfrei waren sie auch nicht. Man trug das Messer am Gürtel oder steckte es in den Stiefel. Über den unappetitlichen Zustand spottete Friedrich Dederich (1549 ) ironisch in seiner Tischzucht-Schrift: 

„Und zeuch dein messer auß der scheiden, 

Das stumpff, schärtig, und rostig sey,

Daß steht vor erbarn leuten frey:

Hengt dann noch gestrig brot daran, 

So heb ein lüftigs wetzen an

Aus dem Gebrauch des Messers bei Tisch entwickelten sich verschiedene Benimmregeln, um u.a. nicht als feindselig zu gelten.

Alter Holzlöffel

Als der Mensch der Steinzeit begann, mit Hilfe des Feuers seine Nahrung besser aufzuschließen und verdaulicher zu machen, erfand er vielleicht das Essen mit Holzstäbchen, um sich nicht ständig die Finger zu verbrennen. In der Jungsteinzeit bevorzugte man Breie aus Pflanzen, die man aus selbstgefertigten Schalen aß. Dafür brauchte man Löffel. Zunächst behalf man sich mit allerlei Naturmaterialien wie Muscheln, Schneckenhäuser usw. . Dann schnitzte man sich den Löffel aus Holz. Ein Teil unserer Vorfahren blieb offenbar durchaus erfolgreich bei den Stäbchen. Während bei den Ägyptern und Römern der Löffelgebrauch bereits verbreitet war, kam er im Mittelalter bei uns nicht so recht zum alltäglichen Einsatz. Ursache war die Kirche, die den Löffel als liturgisches Gerät, als Hostienlöffel, verwendete. Bis ins 19.Jhdt. blieb der Löffel neben dem Messer in den einfachen bäuerlichen Haushalten das einzige Essbesteck. Die hölzerne Form hat sich prinzipiell wenig gewandelt. Nur der Stiel, der ursprünglich mit der Faust umfasst wurde, erfuhr im 17.Jhdt. eine ordentliche Verlängerung. Anlass war wohl die in Mode gekommene üppige Halskrause mit der kurzstielige Löffel sich als unhandlich erwiesen. Nützlich war ein Löffel mit langem Stiel auch, weil man sich damit besser aus der gemeinsamen Schüssel bedienen konnte. In den bäuerlichen Haushalten war es üblich, nach dem Essen den Löffel am Tischtuch oder Kittel abzuwischen und dann am Löffelbrett zu deponieren. Ließen Magd oder Knecht Weihnachten den Löffel einfach liegen, bedeutete das die Kündigung. Im 18.Jhdt. erfand man den Blechlöffel. Mit Wasserkraft betriebene Löffelschmieden ermöglichten rasch eine preiswerte Massenproduktion. 

Altes Tafelsilber

Gabeln verwendete man als Esshilfe erstaunlich spät. Zunächst als Konfektgabeln für Beeren oder klebriges Süßes von Venezianern benutzt fanden sie dann zögerlich Verwendung an den Tafeln der Reichen. Man hielt die Gabel für gefährliches Teufelszeug. Auch Luther verkündete 1518 : „Gott behüte mich vor Gäbelchen.“ Man hatte das Essen mit drei Fingern oder Brotstückchen zu nehmen. Doch der praktische Nutzen – man konnte kleine Häppchen zielsicherer zum Mund führen – begünstigte den zunehmenden Gebrauch bei uns. Es galt zudem zunehmend als unschicklich, sich beim Essen die Finger zu beschmutzen. Ende des 19.Jhdts. bekam die zweizinkige Gabel zwei weitere Zinken und wurde im Zeitalter der Industrialisierung zu einem Massenprodukt. Den Stäbchen-Usern blieb die Gabel bis heute fremd.

(H.J. Ferenz)

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