„Verkehrsknoten Halle (Saale)“

27. Dezember 2018 | Rezensionen | 6 Kommentare

Seit dem 23. Juli 1840 besitzt Halle (S) einen Eisenbahnanschluss. Die Verbindung von Magdeburg über Cöthen in die Saalestadt (und einen Monat später nach Leipzig verlängert) war gewissermaßen die erste „internationale“ Eisenbahnstrecke, denn sie verlief durch die Königreiche Sachsen und Preußen sowie durch das Herzogtum Anhalt.

Danach nahm die Entwicklung des Verkehrs in Halle eine rasante Entwicklung, die in dem Bildband „Verkehrsknoten Halle (Saale) ausführlich mit vielen historischen Aufnahmen beleuchtet wird. Im Mittelpunkt steht dabei der Eisenbahnknoten der Saalestadt, der mit der Errichtung der Thüringer Eisenbahn 1846 eine weitere wichtige Verbindung erhielt. 1859 kam noch die Berlin-Anhaltische Bahn hinzu. Nur knapp vierzehn Jahre später war der Eisenbahnknoten komplett. Außer der ursprünglichen Verbindung Magdeburg-Halle-Leipzig existierten jetzt noch weitere fünf Fernbahnen (u.a. Halle-Casseler Bahn, Halle-Sorauer Bahn und Halle-Halberstädter Bahn). Fast jede dieser Eisenbahnverbindungen besaß einen eigenen Bahnhof. Die rasante Entwicklung machte jedoch eine Konzentrierung erforderlich, die aber erst mit der Verstaatlichung der Eisenbahn um 1880 erfolgreich umgesetzt werden konnte. So war der Weg frei, um für alle bisher separaten Eisenbahnen einen gemeinsamen großen Hauptbahnhof zu schaffen, der dann (auf dem Gelände des Vorgängerbahnhofs) am 8. Oktober 1890 mit acht Bahnsteiggleisen eröffnet werden konnte.

Nach der strikten Trennung von Personen- und Güterverkehr 1889 wurde Halle vor allem zu einem Knoten des mitteldeutschen Güterverkehrs. So wurde der Güterbahnhof – bis in die Gegenwart – immer wieder den verkehrstechnischen Ansprüchen angepasst. Autor Sebastian Werner widmet sich aber auch den Bahnbetriebswerken und der Halleschen Industriebahn, die wichtige Industriebetriebe der Stadt (z.B. Maschinenfabriken und Eisengießereien) mit der Eisenbahn verband. Heute sind jedoch nur noch Relikte dieser Industriebahn vorhanden. Die Saaleschifffahrt war ebenfalls ein Handelsweg durch die Stadt, der jetzt aber nur noch eine „Restwasserstraße“ darstellt.

Am 21. April 1891 nahm die elektrische Straßenbahn in Halle ihren Betrieb auf und befördert so seit über 125 Jahren Hallenser und Besucher sicher durch die Stadt. Ständig wurde das Streckennetz erweitert, sodass vor allem die Neubaugebiete verkehrstechnisch erschlossen wurden. Abschließend wird auf die kurze Geschichte des Flugplatzes Halle-Nietleben eingegangen.

Die einzelnen Kapitel zu den Verkehrsanlagen und -mitteln werden durch Übersichtstexte eingeleitet. Den Schwerpunkt bildet jedoch die üppige Illustration mit historischen Aufnahmen, die durch ausführliche Bildlegenden erläutert werden. Ein Bildband, der nicht nur Eisenbahn- und Verkehrsfreunde interessieren dürfte – erlauben doch zahlreiche Fotos (z.B. Luftbildaufnahmen) auch interessante Blicke in Straßen oder Stadtviertel von Halle.

Sebastian Werner: „Verkehrsknoten Halle (Saale)“, EK-Verlag Freiburg 2018, 112 S., 24,80 €, ISBN: 978-3-8446-6300-6

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