Staatskapelle Halle begeisterte live mit Sonderkonzert

5. Juli 2020 | Kultur, Rezensionen | Keine Kommentare

Unter dem Motto OUVERTÜRE! bot die Staatskapelle Halle am Sonntag, den 05. Juli 2020 um 11.00 Uhr (Wiederholung 16.00 Uhr) ein Sonderkonzert in der Georg-Friedrich-Händel-Halle. Das Konzert verstand sich als hoffnungsvoller Neubeginn und Auftakt zu einem Konzertprogramm trotz Corona-Krise. Sowohl auf der Bühne als auch im Publikum mussten selbstverständlich die aktuellen Hygiene- und Abstandsregelungen eingehalten werden, was auch unaufgeregt gelang. Maximal 250 Konzertgäste waren pro Konzert zugelassen. Die saßen gut verteilt im Parkett oder auf der Empore. Fast alle verfügbaren Plätze waren besetzt. Nur ca. 35 Musiker der Staatskapelle fanden wegen der Abstandsvorschriften auf der Bühne Platz. Kapellmeister Michael Wendeberg begrüßte mit bewegenden Worten das Konzertpublikum und unterstrich, wie wichtig Live-Konzerte für die Musiker der Staatskapelle und die Kommunikation mit dem Klassik-interessierten Konzertgästen sind. Beipflichtenden Beifall gab es dafür von allen Anwesenden.
Zur Aufführung kamen Musik von Wolfgang Amadeus Mozart (Sinfonie Nr. 32 G-Dur KV 318), von Maurice Ravel (Le Tombeau de Couperin) und von Ludwig Van Beethoven (Sinfonie Nr. 1 C-Dur op. 21). Die musikalische Leitung teilten sich Michael Wendeberg (1. Kapellmeister der Oper Halle) und José Miguel Esandi (1. Kapellmeister der Staatskapelle Halle).

Mozart

Eröffnet wurde das Sonderkonzert mit der Sinfonie Nr. 32 G-Dur KV 318 von Wolfgang Amadeus Mozart. Sie entstand 1779 nach der Rückkehr von seiner Pariser Reise, die vom Tode seiner Mutter überschattet war. Sie ist mit ihren drei ineinander übergehenden Sätzen im Stil einer italienischen Ouvertüre gehalten, wobei der letzte Satz die reprisenartige Wiederholung des ersten ist. Ein nicht so spektakuläres Stück, aber locker, entspannt und souverän vom Orchester gespielt. 1785 benutzte Mozart die Sinfonie als Ouvertüre in der Wien-Aufführung von Francesco Bianchi’s Oper La villanella rapita.

Ravel

Fortgesetzt wurde das Sonntagskonzert mit dem Werk „Le Tombeau de Couperin“ von Maurice Ravel. Ravels Ziel war es, mit dieser Komposition Musik aus der vergangenen Barockzeit, ihrer Klarheit und ihren festen Formen in einem neuen Hörgefühl zu vermitteln. Er spürte den traditionellen Formen nach, ahmte sie nach und bereicherte sie neu. Das Werk ist eine Orchestrierung der Originalsuite von 1917 für Soloklavier. Das Klavierwerk bestand aus sechs Sätzen, die alle auf traditionellen Tanzsätzen aus der französischen Barocksuite basierten: Prélude, Fuge, Forlane, Rigaudon, Menuet und Toccata. Die Orchesterfassung lässt zwei dieser Sätze aus, die Fuge und die Toccata. Orchester und Dirigent vermittelten einfühlsam Ravels Ausdrucksstärke, seine gefühlvolle zarte Schichtung von Klängen, differenzierte Klangfarben, impressionistische Dissonanzen und seine plötzlichen Wechsel in Energie und Lautstärke. Großartiges Solistisches Können der Musiker trug wesentlich zur gelungenen Aufführung bei.

Beethoven

Ohne größere Pause übernahm Kapellmeister José Miguel Esandi den Taktstock und dirigierte Ludwig van Beethovens Sinfonie Nr. 1 C-Dur op. 21. Die Arbeit an der 1. Sinfonie begann Ludwig van Beethoven im Jahre 1799 und beendete sie ein Jahr später. Die Anlage und Instrumentation der Sinfonie weist noch deutlich auf die Vorbilder Mozart und Haydn hin. Dirigent Esandi gelang es mit schwungvollem Einsatz Beethovens neuen, erfrischend-eindringlichen Ton seiner Musik mit dem Orchester hörbar zu machen. Die Leipziger „Allgemeine Musikalische Zeitung“ kommentierte die Uraufführung vom 2.April 1800: „Dies war wahrlich die interessanteste Akademie seit langer Zeit.“ – Ein Statement, das durchaus zutreffend für das gesamte, denkwürdige Sonderkonzert der Staatskapelle ist.
Dankbar und höchst erfreut nahmen die Dirigenten und Musiker den ausgiebigen Beifall der Konzertbesucher entgegen. Erwähnt sei noch, dass die HÄNDEL HALLE Betriebsgesellschaft mbH der Theater, Oper und Orchester GmbH die Händelhalle freundlicher Weise mietfrei zur Verfügung gestellt hat. Auch auf die bislang unvermeidlichen Blumensträuße verzichtete man.
(H.J. Ferenz)

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