Schwarzweiß-Bildband „Halle an der Saale“

27. April 2016 | Rezensionen | Keine Kommentare
Buchcover

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Der vorliegende Bildband ist bereits die dritte Publikation, in dem sich der Medienwissenschaftler und Fotograf Matthias Kunkel fotografisch mit der Saalestadt auseinandersetzt. Wieder präsentiert er knapp 70 Schwarz-Weiß-Fotos (im quadratischen Format), die in den letzten Jahren (2010-2015) entstanden sind.

Wie in den beiden Vorgänger-Bildbänden kommt es Kunkel darauf an, die Architektur Halles festzuhalten – von einzelnen Gebäuden über Plätze bis hin zu ganzen Straßenzügen (u.a. die Leopoldina, den Wasserturm Nord, das neue Uni-Bibliotheksgebäude, die Eselsmühle, das Graseweghaus oder den Lindenhof der Franckeschen Stiftungen). Dabei sind auch interessante Kontrastaufnahmen und Blickrichtungen entstanden (z.B. die Saale-Klinik gemeinsam mit der Georgenkirche oder ein Blick vom Schülershof zur Marktkirche).

Mitunter hat der Fotograf die Stadt auch von einem höheren Standort (von Gebäuden) aufgenommen, wobei er anschauliche Aufnahmen von Dachlandschaften und Weitblicken einfangen konnte. Hier liegen Ferne und Nähe eng beieinander. So schweift der Blick vom Hermes-Gebäude zur Pauluskirche oder von einem ehemaligen Steg-Hochhaus zum Marktplatz. Überhaupt findet man einige Fotos von Bauwerken, die längst aus dem Stadtbild verschwunden sind (z.B. die alte Klausbrücke oder die Fassade des intecta-Einrichtungshauses). Ein wohl letztes Foto vom Planetarium auf der Peißnitz findet man auch. Als Anfang Juni 2013 große Teile der Stadt vom Hochwasser betroffen waren, war Kunkel ebenfalls mit seiner Kamera unterwegs.

In dem schmalen Bildband sind alle Stadtteile vertreten – von der Innenstadt bis zu den Neubaugebieten. Obwohl das quadratische Format hohe Anforderungen an die Bildkomposition stellt, gelingt es Kunkel damit, sein künstlerisches Anliegen wirkungsvoll zu unterstreichen. Die Fotos konzentrieren sich ganz auf den „urbanen Handlungsraum“ und verzichten bewusst auf eine Belebung durch Passanten oder Autos. Sie sind wie charaktervolle Porträtstudien, die in Schwarz-Weiß sehr intensiv wirken. Diese Konzentration auf den Stadtraum äußert sich auch darin, dass die Fotos keine Bildunterschrift tragen, sodass der Betrachter stets sein eigenes Stadtwissen überprüfen kann. Doch keine Angst – am Ende gibt es eine Bildlegende aller Fotos.

In ihrem Vorwort „Halle an der Saale – Zuhause in einer Stadt“ weist die Herausgeberin Christin Müller-Wenzel daraufhin, dass es dem Künstler vorrangig „um den Organismus Stadt“ geht, der allen Menschen ein Zuhause bietet. Kunkels Fotografien sind eine „individuelle Wahrnehmung von Zuhausesein in einer Stadt“ und dokumentieren darüber hinaus den Wandel der letzten Jahre.

(Manfred Orlick)

Matthias Kunkel: „Halle an der Saale“, edition m.u.k. Halle (Saale) 2016, 14,90 €, 72 S., ISBN 978-3-00-052197-3

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