Paare in Zeiten der Hysterie: Premiere im neuen WUK-Theater

3. Dezember 2017 | Rezensionen | Keine Kommentare

Liebe und Zank gehören wie im wahren Leben auch zu den Essenzen großer Dramen. Mit der Premiere von „Paare in Zeiten der Hysterie“ probierte das WUK-Theater heute Abend den großen Wurf, in einem filigranen Potpourri Szenen klassischer Werke von Shakespeare bis Dario Fo zu einem eigenwilligen Figurentheater zusammenzuweben.

Premiere war in zweierlei Hinsicht; zum eine Premiere des Stückes, das – unter lenkender Hand von Tom Wolter –  von den beiden Schauspielern Elsa Weise und  Ralf Bockholdt aufgeführt wurde, letztere setzten es dann auch schauspielerisch als virtuoses Duo um. Premiere war  es auch für die neue Spielstätte im alten Kurt-Wabbel-Haus am Holzplatz. Noch immer ist die Spielstätte des im April 2017 gegründeten WUK-Theatervereins ein Provisorium, noch atmet es den Charme einer Mischung improvisierter Büroräume und den Relikten des ehemaligen DDR-Kulturheims.

Elsa Weise kennen wir bereits aus aus „Hamlet als Maschine“, der genialen Figurentheater-Inszenierung, die sie gemeinsam mit Helen Schumann und Tom Wolter im Rahmen von „Pfänners Freiheit“ im Sommer auf der Burg Giebichenstein inszenierte.

„Paare in Zeiten der Hysterie“ ließ nun ähnliches erwarten, und Elsa Weise legte gemeinsam mit dem neu hinzugekommenen Partner Ralf Bockholdt eine schauspielerisch durchweg gekonnte Aufführung hin. Vieles vom Stil der schon in der Hamlett-Maschine erprobten Spielweise ließ sich wieder erkennen, hatte aber durch die strikte zwei-Personen-Besetzung  nicht ganz den „Sommernachtstraum-Duktus“ der Hamlet – Maschine.

Die erste Szene  aus Tschechows „Heiratsantrag“ war natürlich der Klassiker, der in das Thema einführte. Er wurde deshalb auch nahezu texttreu aufgeführt: ein Mann versucht sich in einem Heiratsantrag bei der Tochter einer benachbarten Gutsbesitzers die vorsichtig gehemmte Ansprache an die Auserwählte, verstolpert sich jedoch und alles endet in einem hysterischen Streit um ein Grundstück, die „Ochsenwiese“.

Albern geht es dann in der nächsten Szene weiter: Die Figuren schlüpfen in die Rolle von „Punch und Judy“. Das sind die zwei Hauptfiguren in der angelsächsischen Variante unseres „Kasperletheaters“. Punch ist ein dümmlicher, selbstgerechter Grobian, und Judy seine minderbemittelte, unterwürfige Ehefrau. Auf der Bühne wird dies in Form teils entsetzlich närrischen, meistenteils lautstarken Schreiszenen umgesetzt, die weitgehend auch noch in bewusst kindischen Sentenzen aus schlechtem (US-)Englisch umgesetzt werden. Die Passagen  muten insgesamt etwas länglich an, man fühlt sich an schlechtes Kindertheater erinnert, was auch durch die slapstickartigen „Witzen“ unterstrichen wird. Was soll das, mag man sich fragen, bis dann doch klar wird: hier wird Albernheit und Flachheit satirisch überhöht und  selbst veralbert.

Die besten Szenen gelingen dann nach der Pause. Nun hat man die Originalvorlagen nur noch zum Anlass genommen, Beziehungskonflikte und -dramen auf  die lokalen mitteldeutschen Niederungen herunter zu brechen. Das gelingt doch mit einer gewissen Bravour. Dario Fo’s  „bezahlt wird nicht“ mischt sich mit Passagen aus Shakespeares Sommernachtstraum, es gibt brutale Prügelszenen, die in eine rührende, tragisch-komischen Frühstücksromanze, die sich irgendwo in Halle Neustadt abspielen könnte, übergehen. Großes, kleines Theater.

Schauspiel mit Elsa Weise und Ralf Bockholdt und einigen Puppen und Gegenständen

Mit Texten von Tschechow, Shakespeare, Dario Fo, Moliere und anderen

Spiel: Elsa Weise und Ralf Bockholdt

Inszenierung und Textauswahl: Elsa Weise, Ralf Bockholdt und Tom Wolter

Kostüme: Katharina Kraft

Technische Leitung: Sebastian Schachtner

Termine:

2.12.2017  20:00 h (Premiere)

10.12.2017, 20:00h

15.12.2017, 20:00 h

16.12.2017, 20:00 h

WUK Theater Quartier am Holzplatz 7a

Abendkasse öffnet 1 h vor Vorstellungsbeginn

Weitere Informationen: wuk-theater.de

 

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