Musikleben in Halle in den 1980er Jahren

3. Dezember 2020 | Rezensionen | Keine Kommentare

Wenn vom Musikleben in Halle die Rede ist, denkt man natürlich in erster Linie an Georg Friedrich Händel und die jährlichen Händel-Festspiele. Doch die Saalestadt hatte in der Vergangenheit auf musikalischem Gebiet weit mehr zu bieten – auch zu DDR- Zeiten. Die mdv-Neuerscheinung aus der Reihe „Forschungen zur hallischen Stadtgeschichte“ beleuchtet das Musikleben Halles in den 1980er Jahren, das durchaus reicher war, als es klischeehafte Vorstellungen von einem sozialistischen „Einheitsstaat“ suggerieren.

In seiner Einleitung betont der Herausgeber Wolfgang Hirschmann, u.a. seit 2009 Präsident der Georg-Friedrich-Händel-Gesellschaft e.V., dass die fünf Beiträge des Bandes einen offenen und unvoreingenommen Blick auf das hallesche Musikleben dieses Jahrzehnts werfen. Die Neuerscheinung soll als ein Beitrag zur Erinnerungskultur verstanden werden. Kathrin Eberl-Ruf widmet sich in ihrem Essay dem Komponisten Gerd Domhardt (1945-1997), der als freischaffender Komponist in Halle lebte und durch seine Chorwerke überregional bekannt wurde. Susanne Spiegler gibt einen Überblick über die Möglichkeiten und Grenzen der Händelinterpretationen in den 1980er Jahren. So nahm man Abstand vom ideologischen Händel-Bild der 1950er Jahre. Durch die zunehmenden ausländischen Gastauftritte war der künstlerische Anspruch gewachsen und so entstanden richtungsweisende Händel-Aufführungen.

Der nächste Beitrag von Klaus Näumann und Anna Schaefer befasst sich mit populären Musiken in Halle während der 1980er Jahre; aber auch die Entwicklung dieser Musik bis 1980 wird kurz skizziert. Hauptaugenmerk liegt auf der Rockmusik, wobei an verschiedene Musiker und Bands erinnert wird. Musikströmungen abseits des Mainstreams – wie der Punk – finden ebenfalls Beachtung. Während Hans-Joachim Kertscher die hallesche Jazz-Szene in dieser Dekade beleuchtet, widmet sich Lars Klingberg abschließend der Musikwissenschaft in Halle, die unter der MfS-Beobachtung stand. Alle Texte sind mit historischen Abbildungen und Dokumenten illustriert. Insgesamt ein wichtiger Beitrag zur Erforschung der regionalen Musikgeschichte.

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