Karl Friedrich Bahrdt (1741-1792)

30. Mai 2023 | Rezensionen | Ein Kommentar

Die „Mitteldeutschen kulturhistorischen Hefte“ des Hasenverlages greifen immer wieder Themen (auch bisher weitgehend unbekannte) der Regionalgeschichte auf. Im neuen Heft 48 macht der Schriftsteller Michael Pantenius, der schon für einige Publikationen in der Reihe (zuletzt „Johann Reinhold Forster“, Heft 43) verantwortlich war, mit Karl Friedrich Bahrdt (1741-1792) bekannt.

Der evangelische Theologe war ein radikaler Aufklärungsschriftsteller und gehörte zu den bekanntesten Männern seiner Zeit. In Bischofswerda geboren, wurde Bahrdt schon früh vom Vater, einem protestantischen Geistlichen und Theologieprofessor in Leipzig, zum Theologiestudium bestimmt. Nach zwei Jahren an der Fürstenschule in Schulpforta 1751-1753, studierte er ab 1757 an der Universität Leipzig. Nach der Magisterprüfung wurde Bahrdt außerordentlicher Professor der geistlichen Philologie. Wegen einer Vaterschaftsklage verließ er 1768 Leipzig und erhielt eine Professur in Erfurt. Wegen seiner radikalen religiösen Überzeugungen wurde jedoch ein Lehrverbot über ihn verhängt.

Drei Universitäten wiesen ihm die Tür und der Kaiser stellte ihn sogar in Acht und Bann. Damit war Bahrdt vogelfrei. Er musste nach Preußen fliehen, wo ihm Friedrich II. in Halle Asyl gewährte. Hier lehrte er an der Alma Mater, wo seine Vorlesungen einen großen Zulauf hatten. Bahrdt war der Erste, der die Einhaltung von Menschenrechten forderte. Daraufhin wurde ihm die Lehrerlaubnis entzogen. Seinen Lebensunterhalt konnte er mit dem Betrieb einer Gastwirtschaft in einem bei Halle gekauften Weinberg bestreiten. Wegen Majestätsverbrechen und Geheimbündelei wurde er zu einjährigem Festungsarrest auf der Zitadelle in Magdeburg verurteilt. Bahrdt starb am 27. April 1792 in Nietleben.

Pantenius zeichnet die einzelnen Lebensstationen von Bahrdt mit vielen Fakten und Details nach und geht dabei auch immer wieder auf die Schriften ein, die Bahrdt auf theologischem und pädagogischem Gebiet verfasste. Zudem ist die Neuerscheinung mit zahlreichen historischen Abbildungen illustriert.

Da Karl Friedrich Bahrdt heute nahezu vergessen ist, ist das neue Heft eine willkommene und wichtige Bereicherung der mitteldeutschen Geschichte.

Michael Pantenius: „Denken ist ein Menschenrecht – Karl Friedrich Bahrdt – Ein hallescher Wegbereiter der Demokratie“, Hasenverlag Halle/Saale 2023, Heft 48 der „Mitteldeutschen kulturhistorischen Hefte“, 15,00 €, 88 S., ISBN 978-3-945377-89-5

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