Halles Ruf im Spiegel der Geschichte
3. August 2021 | Rezensionen | 4 Kommentare
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„Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert. “ Dieses Zitat wird unterschiedlichen Urhebern zugeschrieben. Aber Spaß beiseite. Auch einer Stadt kann ein guter Ruf lange nützen, während ihr ein schlechter Ruf meist noch weitaus länger anhängt und schadet.
Doch wie stand es um den Ruf der Saalestadt in der Vergangenheit? Dieser Frage gehen Historiker in Band 26 der „Forschungen zur hallischen Stadtgeschichte“ nach. Zunächst geben Gerrit Deutschländer, Andrea Thiele und Holger Zaunstöck einen historischen Überblick, in dem sie u.a. darauf hinweisen, wie auch die Stadt selbst an ihrem guten Ruf gearbeitet hat. Aber auch Künstler trugen dazu bei. So pries Eichendorff die Schönheit des Saaletals. Begriffe wie „Saale-Florenz“ oder „Händelstadt“tauchen auf. In dem Roman „Doktor Faustus“ von Thomas Mann heißt es z.B. der Stadtkern trage den „Stempel hoher Alterswürde“.
In dem Text „Eine ehrliche Stadt. Halle in mittelalterlichen Quellen“ der mdv-Neuerscheinung zeigt sich, dass Bekanntheit, Wahrnehmung und Ruf einer Stadt, so auch in Halle, abhängig sind von den Personen, den Wegen und den Medien, über die sich Nachrichten verbreiten (Beispiel der Terroranschlag vom 9. Oktober 2019) . Obwohl Halle im Mittelalter keine überregionale Bedeutung hatte, galt sie als „ehrliche Stadt“ und als verlässlicher Bündnispartner. Der Beitrag „In Wort und Bild – Halle als Gegenstand frühzeitlicher Topografien und Städtebücher“ bringt Beispiele (mit historischen Abbildungen) wie die Saalestadt mit Stadtansichten und Grundrissen in mittelalterlichen Publikationen Eingang fand. Einen wichtigen Beitrag zum Image von Halle lieferte die Universität, die im 18. Jahrhundert zu einem Zentrum der Frühaufklärung wurde. Heiner Lück widmet sich in seinem Beitrag dem Charakter Halles im Werk des bekannten Heimatforschers Siegmar Baron von Schultze-Galléra (1865-1945). Stephan Pabst gibt dann einen Überblick über „Halle-Neustadt und seine Literatur“. Abschließend setzt sich Reinhold Sackmann mit dem Selbstbild der Bewohner der Stadt Halle vor allem seit der Wende auseinander.
Fazit: Das Image einer Stadt ist zu einem wichtigen Kulturgut einer Stadt geworden – von touristischer, aber auch von nicht zu unterschätzender ökonomischer Bedeutung. Eine interessante Neuerscheinung zur hallischen Stadtgeschichte – unter dem Motto „Städte machen Leute – und umgekehrt Leute machen Städte“.
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@hei-wu, das ist nicht wahr. Hallenser lieben ihre Stadt
und Leute, die nicht hier geboren sind und hier nun mal leben, auch. Und du scheinst dich doch auch ganz gut zu fühlen, sonst wärst du schon weg.
@hallefan, du hast deine Halle-Zugehörigkeit schon im Namen ausgedrückt, bravo. Aber ich gebe dir einen Tip, weil du unsicher bist mit der Rechtschreibung seit/seid. Mit T schreibt man es, wenn es sich um Zeit
handelt. Beispiel: Seit 3 Tagen habe ich nicht in die Zeitung gesehen. Mit D, wenn es sich um eine Anrede handelt. Beispiel: Seid bereit! 🙂 , seid ihr alle gesund? seid wachsam! Klaro? Gern!
Elfriede
Unkrautvernichterin im Garten der deutschen Sporache
Warum seit Ihr dann noch hier?
Vor- und Nachteile sind nun mal vorhanden.
Das ist woanders auch nicht viel besser.
Einheimische hassen ihre Stadt – eine bemerkenswerte Form des Minderwertigkeitskomplexes.
Nicht zu vergessen Curt Goetz: „„Das Schönste an Halle“, so Goetz der in der Stadt ins Gymnasium ging, sei (Zitat) „nach der Überzeugung weit gereister Leute, sofern sie sich nicht genieren, diesen alten Witz anzubringen – jedoch Halles Hauptbahnhof, der infolge seiner Eigenschaft als wichtiger Eisenbahnknotenpunkt eine ideale Gelegenheit bietet, diese Stadt nach allen Himmelsrichtungen hin zu verlassen“ (mz)