„Häuser- und Strassen-Geschichte der Stadt Halle a.d. Saale“

29. März 2018 | Rezensionen | Keine Kommentare

Darauf haben sicher viele Hallenser gewartet, zumindest die an Stadtgeschichte Interessierten: auf die drei Bänder der „Topographie der Stadt Halle“ von Siegmar Baron von Schultze-Galléra. Nach der Erstausgabe zu Beginn der 1920er Jahre erschien die „Häuser- und Strassen-Geschichte der Stadt Halle a.d. Saale“ nicht wieder. Man konnte sie nur antiquarisch erwerben; bei eBay wurden mitunter fünfzig Euro pro Band erzielt. In Halle selbst konnte man nur in den Lesesälen der Uni- bzw. Stadtbibliothek einen Blick hineinwerfen (oder im Stadtarchiv).

Nach zahlreichen Schultze-Galléra-Reprints (einige wurden hier auf hallespektrum.de ausführlich vorgestellt) in den letzten beiden Jahren hat der Verlag Rockstuhl nun dankenswerterweise und pünktlich zur Leipziger Buchmesse auch diese drei Bücher zur halleschen Stadtgeschichte verwirklicht. Die drei Bände sind tatsächlich etwas Besonderes, denn kaum eine andere Stadt verfügt über eine derartige Lebensgeschichte ihrer Straßen und Häuser. Der erste Band umfasst Alt-Halle, d.h. die Stadt in dem mittelalterlichen Festungsbezirk. Im zweiten Band, ein Doppelband, widmete sich der Heimatforscher den Vorstädten und Stadterweiterungen (südlicher und nördlicher Halbkreis). Der dritte Band bringt schließlich die Eingemeindungen von 1900: Giebichenstein, Trotha und Kröllwitz. Das dreibändige Werk umfasst den Zeitraum von den Anfängen der Stadt bis zum Jahre 1914. In den nächsten Tagen soll hier auf die einzelnen Bände eingegangen werden.

Band 1 „Altstadt“ gibt zunächst einen kurzen Überblick über die Stadtgeschichte, wobei vor allem die allmähliche Ausdehnung der Stadt und die Bevölkerungszunahme im Mittelpunkt stehen. Die eigentliche „Häuser- und Strassen-Geschichte“ beginnt dann mit dem Hallmarktsviertel, das ab 1885 eine grundlegende Veränderung erfuhr – u.a. mit dem Schulneubau in der Oleariusstraße oder der Regulierung der Gerber- und Hallsaale. Anschließend geht es über den Alten Markt, den Kleinen und Großen Berlin, die Neue Promenade, die Poststraße bis zur Universität und dann über die Große Ulrichstraße, den Domplatz zurück zum Markt. Entlang dieser Route (einschließlich aller Nebenstraßen) berichtet Schultze-Galléra über die Baugeschichte und die wechselnden Besitzverhältnisse der einzelnen öffentlichen und privaten Häuser. Nebenbei erfährt man, wie die Straßen (z.B. Kaulenberg, Mittelstraße oder Kleinschmieden) zu ihrem Namen gekommen sind. Es ist wie ein lehrreicher Spaziergang durch die Innenstadt vor hundert Jahren. Viele der beschriebenen Gebäude sind allerdings durch Kriegseinwirkung und vor allem Abriss längst verschwunden, sodass sich das Stadtbild gravierend verändert hat.

Beim Erscheinen 1924 stießen die Bände auf ein großes Interesse, denn hier fanden viele Hallenser erstmals interessante Informationen zu ihrem Stadtviertel, ihrer Straße, ja sogar zu ihrem Haus. Die geschichtlichen und kulturhistorischen Darstellungen sind aber auch heute noch eine stadtgeschichtliche Fundgrube. Wer noch mehr von Schultze-Galléra lesen möchte, sollte einmal die Verlagsseite www.verlag-rockstuhl.de besuchen.

Siegmar Baron von Schultze-Galléra: „Topographie der Stadt Halle – Band 1“, Verlag Rockstuhl Bad Langensalza 2018, Reprint-Ausgabe, 19,95 €, 280 S., ISBN 978-3-95966-305-2

 

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