Gerhard Marcks in Halle

15. August 2019 | Rezensionen | Keine Kommentare

Der Hasenverlag hat seine erfolgreiche Reihe der „Mitteldeutschen kulturhistorischen Heft“ mit einem weiteren Band (immerhin bereits der 41) fortgesetzt. Die Kunsthistorikerin Renate Luckner-Bien beleuchtet darin die Schaffensjahre des Bildhauers Gerhard Marck in Halle. Er hat von 1925 bis1933 in der Saalestadt gelebt und gearbeitet. Mit seiner sechsköpfigen Familie fand er im Gutshaus im Gimritz ein neues Zuhause.

Marcks war 1925 vom Bauhaus nach Halle gekommen, um hier an der Staatlich-städtischen Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein zu lehren – ab 1928 übernahm er sogar das kommissarische Direktorat. Daneben sollten es produktive Jahre der Selbstfindung werden, in denen Schlüsselwerke entstanden. Davon zeugen bis auf den heutigen Tag seine Plastiken im Stadtraum und in zahlreichen Kunstsammlungen. Der wichtigste Auftrag war jedoch die Gestaltung von zwei Skulpturen auf den Eisbrechern der neuerrichteten Giebichensteinbrücke. Zunächst hatte Marcks an einen männlichen und weiblichen Akt gedacht, doch dann entschied sich der Künstler, die horizontale Linie der Brücke nicht durch vertikale Skulpturen zu durchbrechen. So kam es zu den Brückentieren „Pferd“ und „Kuh“, die heute noch ein Schmuckstück der Saaleüberquerung sind.

1933 wurde Marcks entlassen, weil er sich bei der Stadt für den Verbleib jüdischer Lehrkräfte eingesetzt hatte. Einen Fluchtpunkt fand die Familie in Niehagen an der Ostsee. Einen Großteil seiner Skulpturen musste er jedoch zurücklassen, die der Fabrikant Felix Weise über die Kriegsjahre rettet. Die NS-Kulturpolitik beschlagnahmte schließlich 106 Grafiken und Plastiken und Marcks wurde mit Ausstellungsverbot belegt. Nach dem Krieg wirkte er in Hamburg, Köln und der Eifel; nach Halle wollte er nicht mehr zurückkehren. Im hohen Alter von 93 Jahren starb Gerhard Marcks am 13. November 1981 in Burgbrohl.

Neben den halleschen Jahren gibt die Autorin auch einen kompakten Überblick über die gesamte Biografie und das Schaffen von Gerhard Marcks. Zahlreiche historische Abbildungen ergänzen die interessante regionalhistorische Darstellung.

Renate Luckner-Bien: „Marcks kann lachen – Der Bildhauer Gerhard Marcks in Halle an der Saale“, Hasenverlag Halle/Saale 2019, Heft 41 der „Mitteldeutschen kulturhistorischen Hefte“, 16,00 €, 96 S., ISBN 978-3-945377-56-7

 

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