Fluss der Grenzen und der Mitte

7. Januar 2019 | Rezensionen | Keine Kommentare

Über den Landschafts- und Kulturraum der Saale gibt es bisher keine umfängliche Kulturgeschichte, meist nur Publikationen zu einzelnen Städten, Bauwerken oder Persönlichkeiten. Nun unternimmt die Literaturwissenschaftlerin Annette Seeman den Versuch, „ein großes Tableau“ dieser Flusslandschaft aufzumachen und gleichzeitig für ihre persönliche Erkundung zu werben.

Um es gleich vorweg zu sagen, der Autorin ist der schwierige Spagat zwischen kulturhistorische Darstellung und touristischer Beschreibung gelungen, sodass ein großes Lesepublikum angesprochen wird. Zunächst wird in einem kurzen Abriss die Topographie, Geologie sowie die wechselvolle Siedlungsgeschichte der Region dargestellt. Danach werden in zehn Kapiteln die verschiedenen Saale-Abschnitte von der Saalequelle bis zur Mündung in die Elbe vorgestellt – gewissermaßen Ort für Ort. Die Saale entspringt im Fichtelgebirge auf 699 Höhenmetern als kleines Rinnsal eines alten Bergwerksstollens. Dann schlängelt sie sich über 413 km durch die Landschaft. Zunächst durch Oberfranken, ehe sie bei Hirschberg die ehemalige deutsch-deutsche Grenze erreicht. Dann durchquert sie das Thüringer Schiefergebirge, wo die Landschaft von der Saale-Kaskade – dem großen Stauseegebiet zwischen Blankenstein und Saalfeld – dem sog. „Thüringer Meer“ geprägt wird.

Von der mittleren Saale spricht man zwischen Saalfeld und Jena, ehe der Unterlauf die Städte Naumburg, Weißenfels, Merseburg, Halle und Bernburg passiert und schließlich am Saalhorn bei Barby in die Elbe mündet.

Neben den Geschichts-, Landschafts- und Kulturbeschreibungen unternimmt die Autorin auch immer wieder Exkurse, um bestimmte Themen näher zu beleuchten, wie die „Thüringer Grafenfehde“, die „Merseburger Zaubersprüche“ oder der „Bernburger Erbfall“. Ausführlich wird über die zahlreichen Saaleburgen, die beiden Universitätsstädte Jena und Halle oder die Industrieanlagen berichtet. Auch ökologische Themen wie Hochwasserschutz oder Optimierung der Schiffbarkeit werden nicht ausgespart.

Die Beschreibungen werden durch zahlreiche, z.T. ganzseitige Farbfotos des Fotografenmeisters Constantin Beyer wunderbar und aussagekräftig illustriert. Diese üppige Illustration wird auch durch einige historische Abbildungen ergänzt. Überhaupt punktet die Neuerscheinung mit einer äußerst ansprechenden Aufmachung und Druckqualität. Ein Standardwerk zum Thema „Saale“.

Annette Seemann / Constantin Beyer: „Die Saale – Fluss der Grenzen und der Mitte“, Verlag Schnell & Steiner Regensburg 2017, 304 S., 24,95 €, ISBN: 978-3-7954-3014-6

 

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