„Eine Welt – so schön, wie er sie fand“

23. Oktober 2022 | Rezensionen | Keine Kommentare

 

Das Kunstmuseum Moritzburg Halle und die „Freunde und Förderer des Kunstmuseums Moritzburg“ haben eine interessante Publikation zu dem halleschen Maler Albert Ebert (1906-1976) herausgebracht. Unter dem Titel „Eine Welt – so schön, wie er sie fand“ wird kurz seine Biografie beleuchtet und mit zahlreichen Farbabbildungen sein umfangreiches Werk vorgestellt.

Albert Ebert wurde am 26. April 1906 als Sohn eines Maurers in der Saalestadt geboren. Nach dem Schulabschluss begann er 1921 mit einer Lehre als Maurer, die er aber vorzeitig abbrach. In den Wirren der Inflation und der Weltwirtschaftskrise schlug er sich als Möbelträger, Markthelfer und Aushilfsarbeiter durch das Leben. In den 30er Jahren arbeitete er schließlich bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges als Bauarbeiter. 1939 wurde er zur Wehrmacht einberufen und geriet gegen Kriegsende in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Während eines Lazarettaufenthaltes griff er zum ersten Mal zu Bleistift und Pinsel.

1945, zurück in seiner Heimatstadt, verbrachte er in einer halleschen Klinik mehrere Wochen, die er ebenfalls für Malversuche nutzte. Bevor Albert Ebert also zu malen begann, war er bereits fast vierzig Jahre alt. Als er sich 1946 an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein bewarb, lehnte ihn zunächst Prof. Crodel wegen seines Alters ab. Der angehende Künstler gab jedoch nicht auf und fragte den großen Meister: „Wie alt muss man denn sein, um Maler zu werden“. Die Beharrlichkeit und Schlagfertigkeit überzeugte den Lehrer und es folgten zwei Semester in seiner Malklasse. Daneben hatte er noch Zeichenunterricht bei Prof. Grzimek. Der Autodidakt Ebert erhielt hier viele wertvolle Anregungen und konnte dabei seinen eigenen Malstil entwickeln. Doch aller Anfang ist schwer – der Weg bis zur Anerkennung war noch weit.

Nach diesem kurzen Kunststudium verdiente Albert Ebert zunächst wieder als Gelegenheitsarbeiter seinen Lebensunterhalt, ehe er in der damaligen Landesgalerie Sachsen-Anhalt in der Moritzburg eine Anstellung als Restaurator von Ikonen fand. 1954 kehrte er wieder an die Kunsthochschule Burg Giebichenstein zurück, diesmal als Heizer. Durch die Teilnahme an einer Ausstellung christlicher Künstler in Weimar 1956 wurden seine Bilder erstmals außerhalb der Saalestadt gezeigt und fanden eine große Resonanz. Mit dem Erfolg, dass er durch die Förderung von Freunden und mit Hilfe eines Stipendiums der Blockpartei CDU jetzt freischaffend als Maler arbeiten konnte. Bereits ein Jahr später fand eine Ausstellung in Berlin einen solch begeisterten Anklang, dass alle Bilder verkauft wurden.

In den folgenden Jahren gab es weitere Ausstellungen in Leipzig, Görlitz, Eisenach und Ahrenshoop. Selbst in Karlsruhe, Recklinghausen und in Italien bewunderte man seine kleinen Meisterwerke. Auf der Deutschen Kunstausstellung der DDR in Dresden war er ebenfalls mehrfach vertreten. 1973 erhielt Albert Ebert den Kunstpreis der Stadt Halle und die Staatliche Galerie Moritzburg widmete ihm zu seinem 70. Geburtstag, im Spätsommer 1976, eine umfassende Ehrenausstellung mit 300 Werken. Wenige Tage nach der Eröffnung starb der schwer kranke Maler am 21. August 1976.

„Ich wollte malen und wollte eben die Welt so schön zeigen, wie ich sie eben fand“, sagte Albert Ebert einmal über sich selbst und seine Arbeit. Der „Henri Rousseau von der Saale“, wie er gelegentlich genannt wurde, hat mit seinen Gemälden, Zeichnungen und Lithographien das Leben festgehalten, wie er es erlebte und wahrnahm; er hat mit ihnen die einfachen Menschen, ihren Alltag und ihre Träume eingefangen. Auf seinen meist kleinformatigen Bildern begegnen uns: Badende Mädchen, Hochzeitsgäste, Zirkusakrobaten und natürlich der Maler mit seinem Modell. Auch das gesellige Leben seiner Mitmenschen hat ihn immer wieder zu herzerfrischenden Motiven angeregt, von der Skatrunde und der Damen-Kaffeegesellschaft bis zum Kinderfest.

Seine poetischen Bilder besitzen eine ganz eigene Atmosphäre, geprägt von Farbigkeit und Phantasie. Man erkennt die Liebe des Künstlers zum Detail, das aber nie als übertrieben oder störend empfunden wird. Gerade diese Feinheit der Darstellung lassen die Bilder so intim erscheinen. Dem Betrachter vermitteln sie das Abbild einer verloren gegangenen Zeit.

Die äußerst ansprechende Neuerscheinung ist eine kompakte und auch preiswerte Gelegenheit, sich mit dem vielfältigen Werk Albert Eberts vertraut zu machen, außerdem eine Anregung zu einem Besuch des Kunstmuseums Moritzburg, wo immerhin 63 Gemälde des Malers ausgestellt werden. 31 Arbeiten sind Eigentum des Museums, 32 Arbeiten Dauerleihgaben der Stiftung Saalesparkasse.

Albert Ebert: „Eine Welt – so schön, wie er sie fand“, Kunstmuseum Moritzburg Halle 2022, 14,90 €, 84 S., ISBN 978-3-96502-025-2

 

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