Dorothea Milde – eine Quedlinburger Expressionistin

Die Quedlinburger Künstlerin Dorothea Milde (1887-1964) ist vor allem als Grafikerin hervorgetreten. Am 18. Oktober 1887 in Breslau geboren, studierte sie an der dortigen Kunstakademie. 1908 legte sie ihr Examen als Zeichenlehrerin ab und verdiente mit „kläglichen Stunden“ an einer Privatschule ihr erstes Geld. Zwei Jahre später bewarb sie sich als Zeichenlehrerin in Quedlinburg, wo sie am dortigen Lyzeum eine neue Stelle erhielt. Fortan an war die Harzregion ihre neue Heimat und die Quedlinburger Jahre waren künstlerisch sehr ertragreich.

Bis 1929 arbeitete Milde als Zeichen- und Sportlehrerin. Eine immer stärker werdende Schwerhörigkeit zwang sie jedoch zur Aufgabe ihres Berufes. Um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, befasste sie sich mit der Hundezucht und wurde zu einer anerkannten und herausragenden Züchterin für Schäferhunde. Trotzdem wurde sie immer schwermütiger und lebte sehr zurückgezogen. So geriet sie bereits zu Lebzeiten weitgehend in Vergessenheit.

Nun macht eine Neuerscheinung des Mitteldeutschen Verlages auf die unbekannte Künstlerin aufmerksam. Das Buch bietet eine Gesamtdarstellung von Leben und Werk der Grafikerin. Es entwirft das Bild eines ausgeprägten Charakters mit schwermütigen und tragischen Zügen und stellt ihr künstlerisches Werk vor, das in nur rund fünfzehn Jahren entstanden ist. Die expressiven Farbholzschnitte und Federzeichnungen zeigen meist eine düstere Harzlandschaft; es gibt aber auch farbenfrohe Aquarelle. Das Gleimhaus in Halberstadt verwahrt den Nachlass der „Harzwölfin“ und hat daraus Exponate zu einer Werkschau zusammengestellt, die bis zum 25. September zu besichtigen ist. Neben Harz-Motiven sind auch Motive aus Ostfriesland und der Lüneburger Heide sowie mittelalterliche Architektur zu sehen.

Reimar F. Lacher (Hg.): „Harzwölfin – Die Quedlinburger Expressionistin Dorothea Milde (1887-1964)“, Mitteldeutscher Verlag Halle 2022, 26,00 €, 188 S., ISBN 978-3-96311-694-0