Die Geschichte der Halloren Schokoladenfabrik

10. Februar 2020 | Rezensionen | Keine Kommentare

Die Geschichte von Halle ist eng mit der Salzgewinnung verbunden, dabei hat die Stadt auch eine süße, genauer eine schokoladige Seite und das nicht erst seit gestern. Nein, das Süße hat in Halle schon eine lange Tradition. So geht die Geschichte der Halloren Schokoladenfabrik bis auf das Jahr 1804 zurück und damit ist sie die älteste Schokoladenfabrik in ganz Deutschland.

Die Kunsthistorikerin Claudia Bock und der Diplom-Kulturpädagoge Ingo Beljan, die beide im Halloren Schokoladenmuseum tätig sind, dokumentieren in einer Neuerscheinung des Erfurter Sutton Verlages mit rund 160 historischen Dokumenten und Ansichten die Geschichte des Unternehmens.

Im Jahre 1804 eröffnete der Bäcker und Konditor Friedrich August Miethe in der Geist- und Wallstraße eine Konditorei und Honigkuchenbäckerei, die als Stammhaus der späteren Schokoladenfabrik anzusehen ist. 1854 übernahm ein gewisser Friedrich David das Geschäft und führte einen großzügigen Umbau durch. Danach beschäftigte die Firma „Friedrich David & Söhne“ immerhin fünfzig Arbeiter. 1870 wurde am Moritzburgring das bis weit ins 20. Jahrhundert bei den Hallensern so beliebte „Kaffee David“ errichtet.

1880 kreierte der Unternehmer und Opernliebhaber mit der „Mignon“-Praline ein neues Produkt, das so einschlug, dass es zum Markenzeichen für eine ganze Produktpalette wurde. Nach diesem Erfolg entschloss sich die Familie, weiter zu expandieren. Man kaufte ein großes Grundstück an der Delitzscher Straße und errichtete dort in den Jahren 1895/96 ein neues Fabrikgebäude, das mit neuesten Produktionsanlagen ausgerüstet wurde. 1905 erfolgte die Umwandlung in die Aktiengesellschaft „David Söhne AG, Kakao- und Schokoladenfabrik zu Halle/Saale“.

In den 30er Jahren war den neuen Machthabern der jüdische Name „David“ ein Dorn im Auge und so erfolgte 1934 die Umfirmung in „Mignon Schokoladenwerke AG“. Während des Zweiten Weltkrieges kam die Schokoladenherstellung völlig zum Erliegen. Schwer war der Beginn danach, wo man mit der Produktion von Trockengemüse und Brotaufstrich begann. 1950 wurde der Betrieb schließlich „volkseigen“ und zwei Jahre später nach der halleschen Salzwirker-Brüderschaft in „Halloren Schokoladenfabrik“ umgetauft.

1952 war dann die Geburtsstunde einer Pralinenkreation, die zum berühmtesten Produkt werden sollte, und nach fast siebzig Jahren immer noch das Aushängeschild der Halloren Schokoladenfabrik ist. Diese kugelige Praline, die eine Nachbildung der Trachtenknöpfe der Halleschen Salzwirker darstellt, ist halb mit Kakao und halb mit Sahnemasse gefüllt und das Ganze mit Zartbitterschokolade umhüllt. In den ersten Jahren wurde die „Original Halloren Kugel“ noch in reiner Handarbeit angefertigt, erst ab 1956 erfolgte die maschinelle Produktion. Heute gibt es die süße Versuchung in unzähligen Varianten: von Pfefferminz-Creme und Pfirsich-Vanille-Creme bis Schoko-Eierlikör-Creme reichen die verführerischen Geschmacksnuancen. Am beliebtesten ist aber immer noch die klassische Sahne-Schoko Variante.

Das Ende der DDR brachte dann die Herausforderungen der Marktwirtschaft. Nach einer notwendigen Gebäudesanierung ging 1995 mit der neuen Halloren Kugel-Produktionsanlagen eine der modernsten Produktionsanlagen Europas in Betrieb. Es ging wieder bergauf, doch das schnelle Wachstum stellte sich nach einer kurzen Hochphase als nicht dauerhaft tragfähig heraus. Mit einer Rückbesinnung auf das eigentliche Kerngeschäft soll das Unternehmen wieder in erfolgreiche Bahnen gelenkt werden.

Neben den historischen Abbildungen präsentiert die Neuerscheinung auch zahlreiche Fotos aus dem Produktionsalltag und von früheren Verpackungen, an die sich die älteren Hallenser gewiss noch erinnern können. Ausführlich wird auch die Umgestaltung des neuen Schokoladenzimmers, das am 24. März 2017 feierlich eröffnet wurde, mit Text und Farbfotos dokumentiert. Fazit: ein interessanter und reich illustrierter Beitrag zur halleschen Stadtgeschichte.

Claudia Bock / Ingo Beljan: „Schokolade aus Halle – Die Geschichte der Halloren Schokoladenfabrik“, Sutton Verlag Erfurt 2020, 19,99 €, 128 S., ISBN 978-3-96303-072-7

 

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