Die Geschichte der Burgstraße

21. April 2019 | Rezensionen | Keine Kommentare

Die Burgstraße im Norden der Stadt ist eigentlich eine ganz normale Straße und doch besitzt sie ein geschichtsträchtiges Flair. Wer heute hier spazieren geht und die teilweise bröckelnden Fassaden der Altbausubstanz in Augenschein nimmt, kann sich kaum vorstellen, dass die Burgstraße einst eine Allee mit Linden und Kirschbäumen war.

Die Autorin Annett Krake beleuchtet in der Reihe „Mitteldeutsche kulturhistorische Hefte“ des Hasenverlages die wechselhafte Geschichte der Burgstraße. Ihre Anfänge reichen bis in Zeitalter der Sagen zurück, wo es einen unterirdischen Gang von der Moritzburg bis zur Burg Giebichenstein gegeben haben soll. Ein paar Jahrhunderte später kutschierte ein Pferdeomnibus durch die Burgstraße und 1882 wurden die ersten Schienen für die Straßenbahn verlegt.

Die Autorin liefert jedoch keine chronologische Darstellung sondern widmet sich gezielt besonderen Themen, z.B. den einst prächtigsten Gebäuden in der Burgstraße: der Lehmannschen Villa und dem gegenüberliegenden Volkspark. Dabei wird auch auf die Familiengeschichte der Bankiersfamilie Lehmann eingegangen. Entlang der Burgstraße gab es auch eine Vielzahl von Kneipen und Lokalen, die wegen der Nähe zur Saale vor allem an den Wochenenden aufgesucht wurden. Besonders interessant die Geschichte der „Gosenschänke“ oder des „Mohren“. In der Burgstraße befand sich auch die Bethcke-Lehmann-Stiftung zur Erziehung der heranwachsenden Jugend. Heute befindet sich auf dem Gelände ein christliches Altersheim.

In dem Kapitel „Das pralle Leben“ wird die Erinnerung an Geschäfte – vom Schuhladen bis zum Kohlenhandel – wachgerufen. Auch Industrie gab es in der Burgstraße mit der ehemaligen Fabrik von E.T. Leutert, in der im 19. Jahrhundert Dampfmaschine und -pumpen hergestellt wurden. Abschließend ist der Leser zu Besuch bei den zahlreichen Künstlern, die hier in der Nähe der Burg ihr Zuhause samt Atelier hatten und haben. Also viele Welten in der Burgstraße.

Das Heft ist eine erweiterte Nachauflage, was das Interesse an diesem Thema beweist. Zahlreiche (rund achtzig) historische Abbildungen bereichern außerdem die stadtgeschichtliche Publikation.

Annett Krake, „Viele Welten. Die Burgstraße in Halle“, Hasenverlag Halle/Saale 2019, Heft 7 der „Mitteldeutschen kulturhistorischen Hefte“, 2. Aufl., 15,00 €, 120 S., ISBN 978-3-939468-07-3

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