Das älteste Wohnhaus in Giebichenstein

3. Februar 2019 | Rezensionen | Keine Kommentare

Das Dorf Giebichenstein entstand zu Füßen und im Schutz der gleichnamigen Burg. In einer Schenkungsurkunde von 987 fand es erstmals Erwähnung. Um 1200 wurde auf einer Anhöhe (Bartholomäusberg) die Kirche St. Bartholomäus mit einem kleinen Gottesacker errichtet, um die sich bald einige Häuser und Gehöfte ansiedelten. Als die Residenz von der Burg Giebichenstein in die Moritzburg verlegt wurde, verlor die Burg zwar an Bedeutung, aber sie diente weiterhin als Verwaltungssitz des Amtes Giebichenstein.

In dem heutigen Stadtteil Giebichenstein findet man noch Jahrhunderte alte Gebäude. In der Neuerscheinung (Heft 39) der Reihe „Mitteldeutsche kulturhistorische Hefte“ beleuchtet Katrin Bohley die abwechslungsreiche Geschichte des ältesten Wohnhauses in Giebichenstein in der damaligen Schulgasse – heute mit offizieller Adresse Burgstraße 2. Seine Ursprünge gehen wahrscheinlich bis ins 16. Jahrhundert zurück. Dem Fotografen Gottfried Riehm ist es zu verdanken, dass es noch Fotos von dem Haus um 1900 gibt. Jahre später sollte es einer Straßenverbreiterung weichen, doch es bot weiterhin Armen, Kranken und Mittellosen ein Dach überm Kopf. In den 1920er Jahren fehlte dann das Geld für den Abriss. Außerdem herrschte Wohnungsnot in Halle, so wohnten in dem baufälligen Haus 1935 fünf Familien mit 14 Kindern.

Auch nach 1945 herrschte weiterhin Wohnungsnot, sodass auf dem Grundstück bald 54 Menschen und vier Ziegen lebten. 1955 zog dann Peter Zinecker, damals Student an der „Burg Giebichenstein“ in das Haus. In den 1960er Jahren bekam das Haus ein Notdach, später wurde eine Wasserleitung verlegt und die Stallgebäude nach und nach abgebrochen. Bis 1986 hat Zinecker hier mit Familie gewohnt und immer wieder Ausbesserungsarbeiten (bei aller DDR-Mangelwirtschaft) vorgenommen. Ihm ist es zu verdanken, dass es das Haus am Bartholomäusberg immer noch gibt – eines der letzten Dorfhäuser in Giebichenstein.

Neben der Geschichte des Hauses gibt Katrin Bohley auch einen geschichtlichen Abriss von Giebichenstein, der durch zahlreiche historische Abbildungen illustriert wird. Auf den Schlussseiten lädt dann Peter Zinecker selbst zu einem fotografischen Rundgang durch Haus, Werkstatt und Hof ein. Fazit: Wieder eine interessante Neuerscheinung der beliebten historischen Reihe aus dem Hasenverlag.

Katrin Bohley: „Renaissance vs. Verfall – Das älteste Wohnhaus von Giebichenstein“, Hasenverlag Halle/Saale 2018, Heft 39 der „Mitteldeutschen kulturhistorischen Hefte“, 14,00 €, 62 S., ISBN 978-3-945377-55-0

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