Charles Vetter – „Städtemaler“

12. Januar 2018 | Rezensionen | Keine Kommentare

Noch bis zum 28. Januar ist im Kulturhistorischen Museum Schloss Merseburg die Ausstellung „Charles Vetter – Ein Stimmungsmaler zwischen Merseburg und München“ geöffnet. Zum ersten Mal gibt es damit einen umfassenden Einblick in das Schaffen des Münchner Malers Charles Vetter (1858-1941), dessen familiäre Wurzeln in Schkopau und Merseburg liegen. Hierher kehrte er auch immer wieder zurück, um Verwandte und Freunde zu besuchen und um Heimatmotive festzuhalten. In Merseburg besuchte er das Domgymnasium, wo man bereits sein zeichnerisches Talent erkannte und förderte. 1881 schrieb er sich in der angesehenen Akademie der Bildenden Künste in München ein. Unmittelbar nach Beendigung des Studiums hatte er bereits Erfolge als junger Maler und war in zahlreichen Ausstellungen vertreten. Letztendlich konnte Vetter auf über hundert Teilnahme an Kunstausstellungen in ganz Europa verweisen. 1925 wurde ihm sogar der Ehrentitel „Professor der bildenden Künste“ verliehen. Als er am 21. März 1941 im Alter von fast 83 Jahren starb, war es sein Wunsch, in Schkopau bei seiner Familie begraben zu werden.

Im Sax-Verlag ist der Begleitkatalog zu dieser bemerkenswerten Ausstellung erschienen. Der Autor Peter Zimmerman (aus Ahrensburg) hat über zehn Jahre zu Charles Vetter recherchiert und hier eine umfassende Biografie vorgelegt – illustriert mit vielen historischen Fotos und Dokumenten. Im Mittelpunkt des Kataloges stehen aber die Farbabbildungen der Werke von Charles Vetter – von den ersten Malversuchen seiner Merseburger Schulzeit bis zu den bislang unbekannten Werken aus seinem Nachlass. Besonders die zahlreichen Ölgemälde zeigen Vetter als einen der bedeutendsten deutschen Städtemaler des Impressionismus. Seine bevorzugten Sujets waren dabei die Straßen und Plätze der bayerischen Hauptstadt. Aber bei Aufenthalten in der Heimat suchte er ebenfalls immer wieder solche Sujets. Dabei war Vetter kein „Schönwetter“-Maler, vielmehr hielt er seine Motive vorzugsweise bei trübem oder gar regnerischem Wetter fest – so auch den Marktplatz von Halle 1930, wo die Menschen mit Regenschirmen über den regennassen Platz eilen. So gelang es Vetter, verschiedene atmosphärische Stimmungen und Spiegelungen im Stadtleben einzufangen.

Man sollte also die verbleibenden Tage zu einem Merseburger Museumsbesuch nutzen. Wenn Charles Vetter auch nie den Ruhm von Liebermann oder Corinth erreicht hat, so kann man doch einen bisher wenig bekannten „Stimmungsmaler“ aus der Region entdecken – und der ausgezeichnete und reich illustrierte Katalog ist dabei äußerst hilfreich.

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