„Burgen und Schlösser in Sachsen-Anhalt“

29. September 2018 | Rezensionen | Keine Kommentare

Dank seiner abwechslungsreichen und bewegten Geschichte gibt es in Sachsen-Anhalt zahlreiche Burgen und Schlösser. Waren sie früher meist Schauplatz großer historischer Ereignisse, sind viele von ihnen heute beliebte Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten. Manche der imposanten Gebäude sind allerdings noch sanierungsbedürftig und warten auf eine Nutzung.

Die Deutsche Burgenvereinigung e.V. als älteste überregionale „Bürgerinitiative“ für den Denkmalschutz in Deutschland tritt seit über hundert Jahren für den Erhalt dieser historischen Baudenkmäler ein. Zur Unterstützung dieses Anliegens gibt die Landesgruppe Sachsen-Anhalt seit 1992 die wissenschaftliche Schriftenreihe „Burgen und Schlösser in Sachsen-Anhalt“ heraus, die sich an Fachpublikum und interessierte Laien gleichermaßen richtet.

Nun ist bereits Heft 26 dieser interessanten Publikationsreihe erschienen, das mit seinen 12 Beiträgen von verschiedenen Fachautoren eine gelungene Mischung an historischen und baulichen Informationen über verschiedene Burgen, Schlösser und Herrenhäuser unseres Bundeslandes bringt. Aus hallescher Sicht finden sich zwei interessante Artikel in der Neuerscheinung. Der Historiker Andreas Stahl beleuchtet ausführlich die Baugeschichte des sog. Madeweis’schen Hauses in Trotha. Neben der Kirche St. Briccius ist das prägnante Herrenhaus (oder Gutshaus) von 1685 das älteste erhaltene Gebäude in dem Stadtteil. Stahl setzt sich dabei mit der Frage auseinander, ob das Gebäudeensemble der Stammsitz der Familie von Trotha war, und räumt schließlich mit der Vorstellung von einer hochmittelalterlichen Burg auf. Auch die Nutzungsgeschichte in den zurückliegenden 200 Jahren (vom Kaffeegarten, Gesellschaftshaus, Schule bis zum städtischen Bauhof) wird kurz angerissen.

Die Burg Giebichenstein ist für Dirk Höhne ein Fallbeispiel für die Entwicklungsgeschichte einer mittelalterlichen Burg. Neben dem historischen Kontext analysiert der Bauforscher detailliert die baugeschichtliche Entwicklung der einzelnen Bereiche des Burgkomplexes (Alte Burg (Frühmittelalter), Oberburg (Hochmittelalter) und Unterburg (Spätmittelalter)). Auch die anderen zehn Beiträge behandeln interessante Aspekte der mitteldeutschen Geschichte. Da widmet sich Matthias Ludwig der Naumburger Domfreiheit im Mittelalter und Antje Schloms gibt einen Überblick über die historische Stadtmauer von Mühlhausen, während Jörg Peukert die Spuren ritterlich-höfischer Kultur an Saale und Unstrut verfolgt.

Der hallesche Bauhistoriker Reinhard Schmitt ist gleich mit zwei Beiträgen vertreten. So hat er seine jahrelangen Forschungen zum Zeitzer Bischofsschloss im 16. und frühen 17. Jahrhundert zusammengefasst und außerdem in einem Nachtrag seine früheren Darlegungen zur Bau- und Nutzungsgeschichte des „Fürstenhauses“ im ehemaligen Amt Sittichenbach ergänzt. Die weiteren Texte widmen sich dem Lauscheberg bei Kleinjena, einer Burganlage bei Schieben, den Schlössern Bernburg und Doberlug sowie der Gründung des „Verein[s] zur Erforschung der vaterländischen Geschichte und Alterthümer“ am 3. Oktober 1819 auf der Burg Saaleck.

Alle 12 Beiträge sind mit historischen Abbildungen und zeitgenössischen Fotos illustriert sowie mit ausführlichen Literaturhinweisen ausgestattet. Der Tätigkeitsbericht der Landesgruppe Sachsen-Anhalt komplettiert diese hochinformative Publikation, die sowohl im Buchhandel als auch auf www.deutsche-burgen.org/de/landesgruppen/sachsen-anhalt/jahreshefte/ erhältlich ist. Auf der Webseite findet man ebenfalls eine Zusammenstellung (mit Inhaltsverzeichnissen) der bisherigen Hefte, die ab Heft 21 noch erhältlich sind.

„Burgen und Schlösser in Sachsen-Anhalt – Heft 26“, Mitteilungen der Landesgruppe Sachsen-Anhalt der Deutschen Burgenvereinigung e.V. Halle 2017, 18,00 €, 440 S., ISSN: 0944-4157

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