Bildband eines ukrainischen Fotografen

8. Februar 2023 | Rezensionen | Keine Kommentare

Der ukrainische Fotograf Semjon Prosjak (geb. 1931 in Schaschkow) hat den Zweiten Weltkrieg noch in einem deutschen Konzentrationslager erlebt, dann sowjetischer Gefangener. Nach Kriegsende absolvierte er zunächst ein Studium am Bautechnikum in Kiew, ehe er dann später ein Studium der Fotografie aufnahm. Seit 1997 lebt Prosjak in Deutschland. Er kann auf zahlreiche internationale Ausstellungen und Auszeichnungen verweisen. Auch das Kunstmuseum Moritzburg erwarb in der Vergangenheit ein Konvolut seiner Fotografien.

Im Mitteldeutschen Verlag ist nun ein Bildband mit einer repräsentativen Auswahl aus dem fotografischen Oeuvre von Semjon Prosjak erschienen. Sein Werk besteht im Wesentlichen aus drei Teilen: den in seiner ukrainischen Heimatstadt Dnipro (bis 2016 Dnipropetrowski) entstandenen Fotos, der umfänglichen Sednjew-Serie und den in Halle und Umgebung geschaffenen Aufnahmen.

Die Bilder aus seiner Heimatstadt sind klassische Reportagefotografien, Straßenfotos bis hin zu Theater- und Tanzfotografien. Schon hier zeigt sich Prosjaks Fähigkeit, eine Situation im entscheidenden Moment festzuhalten. Die Fotografien des ukrainischen Dorfes Sednjew zeigen einen Ort und eine Lebensweise, die es nicht mehr gibt. Aus den zahlreichen Aufnahmen hat er später einen Fotoessay extrahiert. Auch auf den Fotos in Halle und Umgebung versucht er, Situationen, Orte, Menschen und Stimmungen einzufangen. Es sind meist stille Momente, poetische Reflexionen der Stadt und der Landschaft. Die Lichtpunkte-Unschärfen verleihen den Bildern etwas Magisches und Andachtsvolles.

Der Bildband wird durch zwei kompakte, informative Texte des Kunstwissenschaftlers T.O. Immisch und der Lektorin Maria Meinel ergänzt.

Semjon Prosjak: „Fotografien“, Mitteldeutscher Verlag Halle 2022, 30,00 €, 142 S., ISBN 978-3-96311-692-6

 

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