„BIG HERITAGE. Halle-Neustadt?“

1. Oktober 2016 | Rezensionen | Keine Kommentare

Vor zwei Jahhasche_klepke_scheffler_big-heritage--halle-neustadtren beging Halle-Neustadt das 50jährige Jubiläum seiner Grundsteinlegung. Zu diesem „runden Geburtstag“ erschienen einige Publikationen, die die bewegte Geschichte des halleschen Stadtteils von unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchteten. Nun hat der Mitteldeutsche Verlag mit „BIG HERITAGE. Halle-Neustadt?“ noch einmal „nachgelegt“. Die Begleitbroschüre entstand im Rahmen der Ausstellung „BIG HERITAGE – Welche Denkmale welcher Moderne?“ des Lehrstuhls Denkmalpflege und Baugeschichte der Bauhaus-Universität Weimar. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage: „wie, warum und von wem wird die Architektur der 60er und 70er Jahre wahrgenommen, wertgeschätzt und weiterverwendet?“ Was ist erhaltenswert oder was fällt unter Denkmalschutz?

Zunächst wird auf die Bauhistorie der „Chemiearbeiterstadt“ eingegangen, die das umfangreichste Bauvorhaben der DDR und gleichzeitig die größte und bedeutendste aus einer Hand geplante Stadtneugründung der Nachkriegsmoderne in Deutschland war. Der industrielle Wohnungsbau hatte das Ziel, eine möglichst große Anzahl von Wohnungen mit hohem Ausstattungsgrad bei niedrigen Kosten und kurzen Bauzeiten fertig zu stellen. Dieser Teil der Broschüre ist mit neben vielen Fakten zu Planungen, Baustellenabläufen und Baumaterialen auch mit ganzseitigen Fotos aus verschiedenen Bauphasen der Entstehung Halle-Neustadts versehen – z.B. von der Errichtung der ersten Hochhäuser an der Magistrale oder vom Komplexzentrum im 1. WK. Dazu gibt es einige Planungsskizzen und Perspektivstudien aus der damaligen Zeit. Neben dem Wohnungsbau widmet sich dieser Teil der Broschüre auch den Gesellschaftsbauten in Halle-Neustadt (u.a. Schwimmhalle oder Delta-Kindergarten) und den Kunstwerken im öffentlichen Raum.

Abschließend wird die Entwicklung seit der Wende beleuchtet. In kürzester Zeit änderte sich nicht nur das Image von Halle-Neustadt sondern auch die Bewohnerstruktur und die Zukunftsperspektiven. Im Rahmen des Bund-Länder-Programms „Stadtumbau Ost“ kam es ab 2002 zum umfangreichen Abriss von leer stehenden Plattenbauten (rund ein Siebtel des gesamten Bestandes), wobei die älteren WKs mit ihrer höheren städtebaulichen Qualität davon weniger betroffen waren. Ein dauerhafter Problemfall dagegen sind die 18geschossigen Scheiben im Stadtzentrum, die als modernes Pendant zu den fünf Türmen der Altstadt errichtet wurden. Abriss oder Sanierung? Immerhin ist dieses markante Scheibenensemble ein „fundamentaler Bestandteil der städtebaulichen Gesamtfigur Halle-Neustadts“. Halle-Neustadt als Denkmal? – Auf diese Frage gibt die schmale Broschüre natürlich keine Antwort aber Denkanstöße.

Katja Hasche, Torben Klepke, Tanja Scheffler (Hrsg.): „BIG HERITAGE. Halle-Neustadt?“, Mitteldeutscher Verlag Halle 2016, 8,00 €, 72 S. ISBN 978-3-95462-776-9

manfred18

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