Bester Kriminalroman: Jürgen Heimbach für „Die Rote Hand“ mit dem GLAUSER 2020 ausgezeichnet

20. April 2020 | Rezensionen | Keine Kommentare

In der HalleSpektrum-Redaktion werden Krimis gerne gelesen. Deswegen verfolgen wir auch die Verleihung von Krimipreisen aufmerksam: Die diesjährigen Gewinnerinnen und Gewinner des GLAUSER-Preises stehen fest. Das SYNDIKAT, der Verein für deutschsprachige Kriminalroman, hat am Samstagabend in einer online übertragenen Gala die diesjährigen Krimipreise in sechs Kategorien verliehen. Jürgen Heimbach erhielt für „Die Rote Hand“ den Preis für den besten Kriminalroman. Mit dem Ehren-GLAUSER wurde die Bestseller-Autorin Nina George ausgezeichnet.

Fast 500 Werke hatten die deutschsprachigen Verlage in den vergangenen Monaten eingereicht und von den Jurys des SYNDIKATS bewerten lassen. In den Kategorien Roman, Debüt, Kurz-, Jugend- und Kinderkrimi hatten es insgesamt 23 Bücher der Spannungsliteratur in die Nominiertenlisten geschafft. Am Samstag gaben die Moderatoren Ralf Kramp und Sandra Lüpkes in einer aufwendig produzierten Online-Gala die Gewinnerinnen und Gewinner der GLAUSER 2020 bekannt. Sie lauten:

In der Kategorie „Roman“: Jürgen Heimbach: Die Rote Hand (weissbooks.w)

In der Kategorie „Debüt“: Lioba Werrelmann: Hinterhaus (Bastei Lübbe)

In der Kategorie „Kurzkrimi“: Sunil Mann mit Der Watschenmann, in: Blutige Lippe 3 (Ventura)

In der Kategorie „Jugendkrimi“: Wulf Dorn: 21 Dunkle Begleiter (CBJ)

In der Kategorie „Kinderkrimi“: Charlotte Habersack: Bitte nicht öffnen, Feurig (Carlsen)

In der Kategorie „Ehren-GLAUSER“: Nina George

Die GLAUSER-Krimipreise des SYNDIKATs sind die mit insgesamt 12.000 Euro höchstdotierten Autorenpreise im deutschsprachigen Raum.

Der in Mainz lebende Jürgen Heimbach konnte sich mit „Die Rote Hand“ (erschienen bei weissbooks.w) den prestigeträchtigen Autorenpreis für den besten Kriminalroman des Jahres sichern. Die GLAUSER-Jury befand, dass Heimbachs Krimi noir um den Fremdenlegionär Arnolt Streich „mit seiner stark reduzierten und bildhaften Sprache eine dichte Atmosphäre erweckt. Er liefert messerscharfe Sätze, kalte Dialoge und banale Gewalt, aber keine klaren Antworten. Auch nicht durch seine Figuren. Gepeinigte Seelen auf der Suche nach Geld, Glück oder Erlösung, aber wie im richtigen Leben gibt es das alles nicht umsonst. Kein Buch zum Glücklichwerden, sondern zum Wachwerden.“

Preisträgerin des GLAUSERS 2020 in der Sparte „Debüt“ ist Lioba Werrelmann mit dem Krimi „Hinterhaus“, Bastei Lübbe. In der Begründung der Jury heißt es: Lioba Werrelmann hat uns erwischt. Mit einer Sprache, die sich etwas traut, die witzig ist und überraschende Bilder erzeugt, die rhythmisch ist und rockt. Die Szenerie um ein Berliner Hinterhaus erzeugt aber auch beklemmende Kammerspiel-Atmosphäre. Keine Figur, die nicht skurril ist. Die Atmosphäre in diesem Biotop aus Irren kann man durch die sinnliche Sprache der Autorin riechen und schmecken. Die anfangs oberflächliche Ich-Erzählerin Carolin wird zur beeindruckenden Heldin. Die in hilfloser Kindlichkeit verharrende Radio-Moderatorin ist, was ihre Arbeit angeht, von ihrem Rechercheur abhängig, was das Leben angeht, von ihrem Partner, dem Orthopäden Jens. Als sie beschließt, eine neue „Carolin“ zu werden, und Fragen zu stellen, fällt sie jedoch immer wieder in Lethargie und Wahn zurück. Mit ihr erfahren wir auch einiges aus der DDR-Geschichte, viel von der Berliner Gegenwart, aber vor allem – wir fühlen mit ihr. Wir leiden mit ihr. Kein Wunder aber auch, wenn einem plötzlich eine Leiche aus der Wand des Bades in den Schoß fällt. Und dieser miese Ex Jens wieder auftaucht. Im Hinterhaus, dort, wo Carolin bald auch um ihr Leben fürchten muss.

Zur Würdigung ihres engagierten Einsatzes für die Kriminalliteratur wurde die Bestseller-Autorin Nina George mit dem Ehren-GLAUSER ausgezeichnet. Die in Berlin lebende Schriftstellerin erhielt den Preis insbesondere auch für ihr unermüdliches politisches Engagement. Nina George gehörte u.a. 2012 zu den Mitbegründern der Initiative „Ja zum Urheberrecht“ und spezialisierte sich auf Aspekte der Digitalisierung wie eBook-Piraterie, Lizenzmodelle und die Zunahme von Hate-Speech im Web. 2015 initiierte die 46-Jährige die verbandsübergreifende Non-Profit-Initiative „Fairer Buchmarkt“ und wurde in den Verwaltungsrat der VG Wort gewählt. Im selben Jahr wählten die Mitglieder des PEN-Zentrums Deutschland Nina George als neue Beirätin des Präsidiums. 2016 gründete sich auf Georges Initiative hin das „Netzwerk Autorenrechte“. 2019 wurde sie zur Präsidentin des Autorendachverbands European Writers‘ Council gewählt. Gleichzeitig engagiert sich die gebürtige Bielefelderin seit Jahren im SYNDIKAT, bei der International Crime Writers‘ Association und bei den Mörderischen Schwestern e.V.

Mitteilung des Syndikat e.V., Foto: HalleSpektrum. Coverabbildung: Verlag Bastei Lübbe

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