Bernd Göbel – Verschiedenes Hell

25. Juli 2017 | Rezensionen | 4 Kommentare

Jeder Hallenser kennt den „Göbel“-Brunnen auf dem Hallmarkt, der Episoden aus der Stadtgeschichte darstellt. Der Brunnen ist auch ein beliebtes Fotomotiv der Saalestadt. Geschaffen hat ihn der Bildhauer Bernd Göbel, der im Herbst seinen 75. Geburtstag begeht. Anlass für ihn, in einer Autobiografie, die jetzt im Mitteldeutschen Verlag erschienen ist, die prägenden Stationen seines künstlerischen, politischen und privaten Lebens noch einmal Revue passieren zu lassen.

Bernd Göbel, am 15. Oktober 1942 im sächsischen Freiberg geboren, machte zunächst eine Lehre als Holzbildhauer, ehe er dann von 1963 bis 1969 ein Studium der Bildhauerei an der Hochschule für industrielle Formgestaltung Halle, Burg Giebichenstein bei Gerhard Lichtenfeld absolvierte. Göbel führte die hallische Bildhauertradition fort und bildete eine ganze Generation von Bildhauern aus. Der Hochschule blieb er immer verpflichtet, ab 1978 als Dozent für Bildhauerei. 1982 wurde er zum Professor ernannt und war schließlich ab 1991 deren Prorektor. 2008 ging er dann in den „Un“Ruhestand. Neben der Bildhauerei war Göbel aber auch als Medailleur und Grafiker tätig und wurde mehrfach ausgezeichnet (u.a. mit dem hallischen Kunstpreis 2012).

Vor vier Jahren begann Göbel mit seiner Autobiografie und sie ist mit 500 Seiten umfangreich geworden – Ausdruck eines intensiven Arbeitslebens und vieler künstlerischer Auseinandersetzungen (ausführlich beschreibt er auch die Diskussionen um seinen „Göbel“-Brunnen, in die sich viele einmischten – vom Oberbürgermeister bis zum Nuntius aus Rom). „Wer hätte gedacht, dass Kunst noch so viel Interesse findet“.

Nicht nur auf dem Hallmarkt findet man „Göbel“, er ist in Halle oft vertreten – z.B. in der Leipziger Straße („Großes Paar“), mit der Gedenkstele für die Jüdischen Opfer auf dem Gelände der Leopoldina oder mit dem „Schlüssel“-Brunnen auf dem Weinberg Campus. Darüber findet man seine Werke in ganz Deutschland (vor allem Mitteldeutschland) – von seiner Heimatstadt Freiberg über Arnstadt, Dessau, Merseburg, Leipzig, Magdeburg bis nach Neubrandenburg. Erst in diesem Jahr wurde das Denkmal für Herzogin Luise Dorothea an der Wasserkunst in Gotha enthüllt.

Bernd Göbel erzählt seine Autobiografie in einem fortlaufenden Text (ohne jegliche Kapiteleinteilung). Zweitausend handschriftliche Seiten sind es geworden, wozu er unbedruckte Rückseiten alter Dienstpapiere benutzte. Neben der Kunst (z.B. die Formalismusdebatten an der Hochschule Giebichenstein) machte er sich stets auch Gedanken über die Politik und die gesellschaftliche Entwicklung sowie über menschliches Verhalten, was die Autobiografie durchaus zu einem zeitgeschichtlichen Dokument macht. Daneben hat der Autor auch zahlreiche Reiseimpressionen eingeflochten. Seine Erinnerungen sind aufrichtig und unterhaltsam geschrieben, amüsante Passagen wechseln sich mit eher nachdenklichen ab. Der Buchtitel „Verschiedenes Hell“ ist dabei sicher ein behutsamer Fingerzeig auf die Höhen und Tiefen eines Künstlerlebens. Eine nachhaltige mdv-Neuerscheinung, die durch zahlreiche SW-Abbildungen komplettiert wird.

Bernd Göbel: „Verschiedenes Hell – Ein Bildhauer in Deutschland“, Mitteldeutscher Verlag Halle 2017, 24,95 €, 512 S., ISBN 978-3-95462-900-8

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